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Digital Life

Was können meine Urlaubsfotos über mich verraten?

Who’s in Town? Mit diesem Namen will eine neue App Leute zusammenbringen und macht sich dafür die Daten zunutze, die Instagram-Nutzer über sich preisgeben. Die App wird mit dem Account auf Facebooks Foto-Dienst verknüpft, eine interaktive Karte zeigt anschließend, wo sich bestimmte Freunde gerade aufhalten. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei den Applikationen „Beer with me“, „Find my Friends“, „Glympse“ und viele mehr.

„Die Datenmenge ist verrückt“, sagte Erick Barto, der Entwickler der App, gegenüber Wired. „Es ist, als würde man einfach jeden Ort einer Story oder eines Posts notieren, aber permanent.“ Nutzer werden dadurch absolut transparent.

Laut dem Sicherheitsforscher Jason Polakis von der Universität von Illinois können die gesammelten Standortdaten bei „Who’s in Town“ sensible Informationen über Tagesabläufe preisgeben. Heißt: Es ist öffentlich einsehbar, wann der Nutzer in der Arbeit und wann er zu Hause ist. Im Extremfall könnten auch soziale Kontakte erkannt werden, meint Polakis. Besonders hohe Risiken ergeben sich durch die Nutzung solcher Apps in der Urlaubszeit. Matthias Jax, Projektleiter bei Saferinternet.at, klärt die futurezone über mögliche Gefahren auf.

Apps wie „Who’s in Town“ legen offen, wo sich die Nutzer befinden. Ist das alles?

Nein. Die Chronologie aller besuchten Orte verrät weit mehr über den Nutzer, als ihm vielleicht bewusst ist. Genauer lassen sich durch die freiwillig geteilten Informationen Lieblingscafés, Restaurants und sogar Jogging-Routen nachverfolgen. Wird ein Foto oder eine Story zudem mit einem Geotag versehen, wird dieser getrackt und gespeichert.

Heißt das, ich kann Fotos ohne Geotag risikofrei auf Social Media posten?

Nicht unbedingt. Neben den GPS-Daten können auch Fotomotive verraten, wo man sich gerade befindet. Beispiel: Eiffelturm. Zusätzlich werden sogenannte EXIF-Daten zu den Bildern gespeichert, die Jax zufolge mit einfachen Mitteln von jeder Person gelesen werden können. EXIF-Daten sind Aufnahme-Informationen, wie Aufnahmezeit- und datum, Höhe und Breite in Pixeln, Auflösung oder Kameramodell.

Was ist die größte Gefahr, die mit solchen Apps oder dem Posten von Fotos einhergeht?

„Die größte Gefahr ist, dass man preisgibt, nicht zu Hause zu sein“, so der Experte. Damit könne man den Weg für Einbrüche bahnen. Die Bilder können Jax zufolge jedoch auch in einer Art und Weise verwendet werden, die es ermöglichen, einer Person nachzustellen – Stichwort: Stalking.

Wie kann ich mich vor diesen Gefahren schützen?

Direkt in den Betriebssystemen lassen sich GPS-Daten einschränken, sodass nicht jeder darauf zugreifen kann. Jax rät aber auch dazu, immer kritisch zu hinterfragen, ob eine neu installierte App wirklich Zugriff auf Standort, Kontakte, Fotos oder Ähnliches braucht. „Wenn es beispielsweise eine Taschenlampen-App ist, steckt womöglich etwas anderes dahinter.“ Er rät, Apps diese Zugriffe – wo sie keinen Sinn machen – zu verweigern.

Soll man generell darauf verzichten, Urlaubsfotos zu veröffentlichen?

Wer seine Urlaubsfotos dennoch aktuell teilen will, sollte darauf achten, dass weder Personen im Hintergrund noch der genaue Standort erkennbar sind. Dennoch sollte jede Person abwägen, ob sich das Posten eines Fotos lohnt: „Es ist natürlich immer schön, wenn man seine Urlaubserinnerungen mit Freunden teilen kann, aber wenn man bedenkt, dass jeder auf Instagram sehen kann, dass ich weg bin, sollte man es sich gut überlegen.“ Die Frage ist: „Was habe ich davon?“ Zwar würde man Likes generieren, doch in Wahrheit wolle man in der Regel nur zeigen, wo man gerade Urlaub macht. „Dann würde ich die Bilder eher mit meinem engsten Freundes- und Familienkreis auf Whatsapp oder Signal teilen“, so Jax. Durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sei Erstere wieder sicherer geworden. Schließlich kann man die Bilder auch durch die privaten Einstellungen einschränken, „aber ganz sicher kann man sich nie sein.“

Gibt es eine sichere Alternative?

Wer zeigen will, wo er war und was er erlebt hat, kann Urlaubsfotos auch dann teilen, wenn er wieder zuhause ist. „Dafür gibt es den Hashtag #latergram“, sagt Matthias Jax. Damit wisse jeder, dass das Foto erst später gepostet wurde.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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