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Wie erstellen Airlines eigentlich ihre Flugpläne?

Das globale Netz aus internationalen Flugverbindungen zu erstellen, ist für Airlines wie das Zusammenstückeln eines riesigen Puzzles. Das Ziel ist, Städte effizient mit einer möglichst kurzen Reisedauer miteinander zu verbinden. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten, wie die Flugpläne erstellt werden: Mit so genannten "Banked Hours" oder mit einem Point-to-Point-Netzwerk.

Da es für Fluggesellschaften nicht möglich ist, jede einzelne Stadt direkt anzufliegen, müssen Umsteigemöglichkeiten eingeplant werden. Der Zwischenstopp soll natürlich möglichst kurz sein. Hier kommen Drehkreuze und die so genannten „Banked Hours“ ins Spiel. Das sind Zeiten, in denen viele Flüge innerhalb einer kurzen Zeitspanne landen, abgefertigt werden und wieder abheben. Auf diese Weise können Anschlussflüge ermöglicht und Umsteigezeiten minimiert werden.

Am Flughafen in Frankfurt gibt es vier Blöcke

Das Prinzip mit den Drehkreuzen

Das zentrale Drehkreuz für Austrian Airlines ist der Flughafen Wien. Beispielsweise starten alle fünf Austrian-Flüge von Wien in Richtung Nordamerika innerhalb einer halben Stunde, beginnend mit dem Flug OS089 um 10:15 Uhr nach New York, Newark.

"Als Hub-Airline takten wir unseren Flugplan daher so, dass vor diesem Block mit interkontinentalen Flügen ein weiterer Block an Zubringerflügen in Wien eintrifft", erklärt ein Sprecher der Austrian Airlines gegenüber der futurezone. Auf diesen eintreffenden Flügen befinden sich  Passagiere, die dann etwa auf eine Nordamerika- oder aber auch auf eine europäische Verbindung umsteigen.

Banked Hours sind teuer und aufwendig

Umgekehrt ist es natürlich genauso organisiert: Die Flüge aus Nordamerika kommen natürlich ebenfalls gesammelt in einem gewissen Zeitraum in Wien an - in etwa zwischen 8:00 und 9:00 Uhr. Das ermöglich Transferpassagieren auf den darauffolgenden Block umsteigen zu können. In diesem folgenden Block sind wiederum unter anderem Flüge nach Osteuropa, womit sich der Kreis schließt.

Bei Banked-Hours-Flugplänen liegt die Schwierigkeit darin, dass in den kurzen Blöcken, enorm viele Flüge abgefertigt werden müssen. Dieser hohe Ressourcenbedarf treibt die Kosten und den logistischen Aufwand in die Höhe.

Da die Startzeiten an die einzelnen Blöcke angepasst sind, ergibt sich manchmal für einen Flieger eine längere Stehzeit, was den Airlines teuer zu stehen kommt. Denn ein Flugzeug spielt nur Geld ein, wenn es fliegt – und zwar so viel wie möglich. Ein Flieger, der herumsteht, kostet nur. Für die Airlines ist das Erstellen des Flugplans daher ein Abwägen zwischen guten Umsteigeverbindung und effizienter Flugzeugnutzung.

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Southwest Airlines hat all seine Boeing 737 MAX geparkt

Billig-Airlines bieten keine Umsteigeverbindungen

Hier kommen die Billigfluglinien ins Spiel. Sie verfolgen einen etwas anderen Ansatz als die Hub-Airlines. Billigflieger organisieren ihre Flugpläne nach dem Point-to-Point-Ansatz und kümmern sich dabei recht wenig um effiziente und kurze Umsteigeverbindungen.

Ihr Ziel ist es, die Zeit, die die Flieger am Boden verbringen so kurz wie möglich zu halten, um möglichst viele Flugverbindungen pro Tag und Maschine durchführen zu können. Außerdem könne sie auf Flughäfen die ruhigen Zeiten außerhalb der Banked Hours nutzen können, an denen ohnehin Ressourcen frei sind. Passagiere kommen mit Billigairline zwar günstig von einer Stadt in die andere - eine bequeme Verbindung mit Umsteigen ist allerdings reine Glückssache.

Flieger am Boden kosten, also: Stehzeiten sinnvoll nutzen

Airlines wie etwa die Etihad haben ihre Banked Hours am Drehkreuz in Abu Dhabi so gestaltet, dass nahezu sämtliche eintreffende Flüge aus dem Westen kommend, innerhalb kurzer Zeit Anschlussflüge in Richtung Osten erreichen. In die umgekehrte Richtung wird nach demselben Prinzip geflogen. Problematisch ist dabei, dass manche Maschine bis zu neun Stunden am Boden bleiben müssen, um zum entsprechenden Block wieder in Abu Dhabi eintreffen zu können.

FILE PHOTO: Workers walk past a Kenya Airways Boeing Dreamliner 787-8 inside a hangar at their headquarters in Nairobi

Ein Boeing Dreamliner 787-8 von Kenya Airways in einem Hangar in Nairobi

Flüge von Nord- nach Südamerika gelten eines der schwierigsten Routen, um einen effizienten Flugplan zu erstellen. Würden die Flüge gleich nach der Landung nach Nordamerika zurückfliegen, würden sie in der Regel nachts ankommen und keine Anschlussverbindungen erreichen. Die meisten Airlines entscheiden sich deshalb dazu, ihre Maschinen in Südamerika länger am Boden zu lassen. Das wird auch als ein Grund angeführt, warum Flüge von Nord- nach Südamerika relativ teuer sind.

Manche Fluggesellschaften versuchen die langen Parkzeiten ihrer Maschinen sinnvoll zu nutzen. American Airlines etwa, hat am Flughafen in Sao Paolo einen eigenen Hangar errichtet, um ihre Flugzeuge warten zu können, während sie ohnehin auf den Rückflug nach Nordamerika warten. Hinzukommt, dass die Arbeitszeit der Techniker in Brasilien wesentlich günstiger ist, als in den Vereinigten Staaten.

 

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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