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Science

Vom Baby zum Teenager: Wie gut funktioniert Gesichtserkennung?

Viele Eltern würden gerne ihre Baby- und Kinderfotos mit Freunden oder Verwandten im Netz teilen, doch schrecken davor zurück. Schließlich gilt die Regel: Was einmal im Netz ist, bleibt dort. Einige Eltern wollen zudem nicht, dass ihre Babys von klein auf von einer Gesichtserkennungssoftware erfasst – und bis ins Erwachsenenalter begleitet - werden.

Das wichtigste Kennzeichen von Menschen ist von Anfang an das Gesicht. Der Abstand der Augen, die Höhe der Stirn, die Form der Nase und das Kinn sind höchst individuelle Merkmale von Gesichtern. Das menschliche Gehirn kann dies ausgesprochen gut unterscheiden und Gesichter erkennen und zwar auch dann, wenn sich diese Merkmale im Laufe der Jahre verändern. Doch wie tut sich eine Gesichtserkennungssoftware eigentlich damit?

Viele Daten, schlaue Software

„Man hat einen Riesen-Fortschritt gemacht in den letzten Jahren“, erzählt Horst Bischof, Vizerektor der TU Graz und Professor am Institut für Maschinelles Sehen und Darstellen, im Gespräch mit der futurezone. Bischof arbeitet seit längerem an Forschung mit Erkennungsalgorithmen. Je mehr Gesichter in eine Datenbank eingespeist worden sind, mit der Gesichter abgeglichen werden, desto zuverlässiger arbeitet die Software.

Und sie kann dabei auch Gesichter von Babys, Kleinkindern und jungen Erwachsenen meist gut einsortieren und zuordnen. „Vom Baby zum Teenager wird es allerdings nicht so einfach gehen wie vom Teenager zum Erwachsenen“, sagt Bischof. Bei Babys ist der Kopf noch im Vergleich zum restlichen Körper größer, das Gehirn wächst schneller und daher verändern sich hier die Proportionen häufig noch. „Je jünger Kinder sind, desto schwieriger tut sich ein Algorithmus. Je älter, desto leichter“, fasst der Forscher zusammen.

Trefferquote etwas niedriger

Das bedeutet übrigens nicht, dass die Gesichtserkennungstools Menschen von Kleinkindern bis zu Teenagern gar nicht erkennen können, nur die Trefferquote etwas niedriger ist. „Bei Systemen, die über viele Daten verfügen, liegt diese heutzutage bei 99 Prozent“, so der Vizerektor der TU Graz.

„Die Gesichtserkennung, die am weitesten fortgeschritten ist, ist jene von Facebook. Die läuft automatisch über hunderttausende Fotos drüber und ist besser als jeder Mensch“, sagt Bischof. Das liegt daran, dass Facebook unzählige Daten zur Verfügung hat, um seine Software zu trainieren. „Wir laden alle ständig unsere Gesichter hoch und das System von Facebook lernt daher enorm viel dazu. Alle Firmen, die viele Gesichtsbilddaten bekommen, haben mittlerweile extrem gute Software“, sagt der Vizerektor.

Seitenansichten helfen nichts

Das Ganze gilt auch für Baby- und Kinderfotos. „Es bringt auch nichts, sein Kind nur von der Seite im Netz herzuzeigen. Seitenansichten sind für Software heutzutage kein Problem mehr“, so Bischof. Auch Gesichtern mit einem „schwarzen Balken“ vor den Augen zu mehr Unkenntlichkeit zu verhelfen, hat auf Gesichtserkennungssoftware kaum einen Einfluss. „Der Mensch tut sich dann zwar schwerer, ein Gesicht zu erkennen. Die KI allerdings nicht sonderlich“, so der Experte. Man dürfe außerdem nicht vergessen, dass Gesichtserkennungssoftware immer schlauer werde und die Erkennungsrate noch laufend besser werde, sagt er.

Austricksen lassen sich zudem immer nur einzelne Systeme, etwa mit speziellen Brillen oder Aufsätzen ums Gesicht oder Kleidung, aber auch hier können die Systeme mit der Zeit dazulernen und die Tricks erkennen, erklärt Bischof. Das einzige, das übrigbleibt, ist: Gar keine Baby- oder Kinderfotos im Netz zu posten, oder, seine Kinder nur von hinten herzuzeigen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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