
Whoosh
Whoosh: Eine Seilbahn für die Stadt, die abbiegen kann
Seit ein paar Jahren wird überlegt, ob Seilbahnen eine sinnvolle Ergänzung für den öffentlichen Verkehr sind. Schließlich sind sie effizient, nehmen keinen Platz auf der Straße weg und man muss keine teuren Tunnel dafür bohren.
Der Nachteil: Sie sind, aufgrund ihrer Bauweise, nicht besonders flexibel. Selbst, wenn man ein umfassendes Seilbahn-Netz in der Stadt hat, wie etwa Mi Teleférico in Bolivien, muss man oft umsteigen. Will man etwa von Suma Qamana nach Pallqa Thaki, muss man für 9 Stationen 4-mal die Linie wechseln.

Netzplan von Mi Teleférico
© Chumwa; Michael F. Schönitzer; Chuq / Wikimedia Commons
Hier setzt Whoosh an. Das Start-up will eine moderne Version einer Seilbahn anbieten, die eine Mischung aus Bus und Taxi ist.
Gondel fährt direkt zum Ziel
Jede Gondel hat einen eigenen Elektromotor und kann im Seilbahn-Netz autonom ihre Route wählen. Anstatt so viele Menschen wie möglich in eine Gondel zu stopfen, sind sie für bis zu 4 Personen ausgelegt.
Bei einer Whoosh-Station, die nur in etwa so groß ist wie eine Busstation, nutzt man die App. Man bestellt die Gondel und gibt das Ziel ein. Bei größeren Stationen an häufig frequentierten Plätzen, wie etwa am Flughafen, könnten auch schon Gondeln bereitstehen, um mögliche Wartezeiten zu reduzieren.

Whoosh
© Whoosh
Einmal eingestiegen, geht es direkt zum Ziel – ohne Zwischenstopps. Die Gondeln sollen in 12 Metern Höhe unterwegs sein, mit durchschnittlich 40 km/h. In Tests wurde eine Höchstgeschwindigkeit von über 70 km/h erreicht.
Man geht davon aus, dass noch mehr möglich ist. Allerdings sind solche hohen Geschwindigkeiten nur bei langen Strecken ohne Stationen oder Kreuzungen dazwischen sinnvoll, etwa vom Flughafen zum Stadtrand. In der Stadt sei eine niedrigere Geschwindigkeit besser, weil dies mehr Gondeln im Netzwerk erlaubt.

Whoosh
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Bequem und effizient
Die Gondeln lehnen sich ein wenig in die Kurven. Algorithmen sollen dieses System außerdem so anpassen, dass sich Kurven angenehm für Passagiere anfühlen. Generell verspricht Whoosh eine sehr angenehme und ruhige Fahrt. Man soll das Gefühl haben, als würde man schweben.
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Durch die kleinen Räder und die ununterbrochene Fahrt, weil es weder Ampeln noch Zwischenstopps an Stationen gibt, sollen die Gondeln weit effizienter sein, als andere Fortbewegungsmittel. Whoosh geht davon aus, dass eine Gondel ihr Ziel doppelt so effizient erreicht, wie ein ein kleines Elektroauto. Eine Whoosh-Fahrt würde weniger Energie verbrauchen, als das warme Wasser für eine 10-minütige Dusche.
Google wollte ein Gondelsystem für seinen Campus
Ursprünglich war Whoosh als ein Fortbewegungsmittel für den Google Campus in den USA gedacht. Google finanzierte ein paar Prototypen – wegen COVID wurde das Projekt aber abgeblasen. Das gab dem Team dann Zeit, größer zu denken. So entstand die Idee, ein öffentliches Verkehrsmittel für Städte zu machen.
So wirklich glauben wollte aber niemand an das Projekt. „Viele Firmen lehnen sich dann einfach zurück und beschweren sich darüber, dass niemand die erste Stadt sein, die ein neues Transportmittel kauft“, sagt der Whoosh-CEO Chris Allington gegenüber New Atlas: „Es ist schwierig, so etwas zu verkaufen! Also haben wir einen anderen Ansatz gewählt.“
Anstatt das System gleich mittels Upscaling für die Stadt anzupassen, wurde Downscaling gemacht. Mit Switchback entstand eine kleinere Version für Vergnügungsparks. Es ist die erste Attraktion, bei der von einem Kabel fließend zu einer Schiene gewechselt wird. Dieses System soll bei Whoosh genutzt werden, damit die Gondeln im Netzwerk die Fahrtrichtung ändern und in die Stationen hinunterfahren.
Erste Strecke in Neuseeland geplant
Der nächste große Schritt für das Start-up soll im Heimatland erfolgen. In Queenstown, Neuseeland, soll 2026 ein Prototyp in 1:1-Größe gebaut werden. Der Prototyp soll im Bezirk Remarkables Park errichtet werden. Wie lang und wie viele Stationen die öffentlich nutzbare Teststrecke haben wird, soll später bekannt gegeben werden.
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Wenn dieser Teil steht, soll das Whoosh-Netzwerk einfach, schnell und günstig erweitert werden können. „Es ist modular, man kann einfach so viel dazu bauen, wie man will. Es ist nicht wie bei einer Zuglinie, wo man jetzt schon planen muss, wie sich die Stadt in 40 Jahren entwickeln wird“, sagt Allington. Als Bonus sei zudem möglich, Transport-Gondeln für Güter und Waren einzusetzen. Diese würden sich nahtlos ins Netzwerk integrieren.
Allington geht aktuell von 5 Millionen Dollar für einen Kilometer Whoosh-Strecke aus. Dies sei weit weniger als ein Kilometer Straße in Neuseeland (10 bis 20 Millionen Dollar) oder eine Zugstrecke (bis zu 100 Millionen Dollar pro Kilometer).
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