Seed in der Stadthalle Wien 2019
© Kurier / Gilbert Novy

Digital Life

Wie Betrüger auf Facebook ausverkaufte Konzerte ausnutzen

Ausverkauft“ heißt es sehr oft bei Konzerten aus unterschiedlichen Sparten. So war etwa der Auftritt der Berliner Band Seeed in der Wiener Stadthalle und Linzer Tips Arena komplett ausverkauft, auch für die beiden Auftritte von Kruder und Dorfmeister im Konzerthaus gibt es keine offiziellen Tickets mehr.

Der erste Schritt führt viele Interessenten zum auf Facebook angelegten Event. Ein Posting mit „Suche Tickets“ ist schnell verfasst, doch aufgepasst: Wer auf Facebook Tickets kaufen möchte, tritt häufig in Kontakt mit Betrügern. Beim ausverkauften Seeed-Konzert antwortete etwa eine „Emily Jana“, dass man sich bei ihr melden solle wegen der Tickets. Laut ihrem Facebook-Profil spricht diese in den USA geborene Frau Spanisch, Türkisch, Portugiesisch und Englisch. Ihr Posting verfasste sie in gebrochenem Deutsch.

Auf was ihr aufpassen müsst

Doch bei dem Account von „Emily Jana“ handelt es sich um ein Fake-Profil. Kriminelle haben in ihrem Namen einen Account angelegt und dazu ihr Profilfoto verwendet. Konzertkarten für Seeed hat die Person keine. Sie versucht aber, Menschen dazu zu bringen, ihr Geld zu überweisen. Eine persönliche Übergabe sei nicht möglich, weil man gerade auf Urlaub im Ausland sei, so eine gängige Ausrede von Betrügern.

Häufig sprechen die Personen auch nur Englisch, obwohl das ursprüngliche Verkaufsangebot noch auf Deutsch erfolgte. Die Bezahlung der Karten soll per Überweisung oder per PayPal erfolgen. Um gegenseitiges Vertrauen zu schaffen, werden Erfahrungsberichten zufolge auch Ausweiskopien zugeschickt, die zum jeweiligen Verkaufsprofil passen und im Gegenzug ebenfalls Kopien verlangt“, so die Warnung der „Watchlist Internet“. Sie rät, den Kauf keinesfalls abzuschließen. „In dem Fall verliert ihr Geld. Im schlimmsten Fall wird eure Identität für dieselbe Betrugsmasche missbraucht“, heißt es.

Ab zur Polizei bei Ausweisdaten-Austausch

Wer dem potentiellen Ticket-Verkäufer seine Ausweisdaten übermittelt, könnte selbst mit seinem gestohlenen Facebook-Profilbild und Ausweisdaten als Fake-Profil auf Facebook landen. Solltet ihr daher eure Ausweisdaten verschickt haben, empfiehlt sich der sofortige Gang zur Polizei. Mit einer Anzeige ist zumindest dokumentiert, dass ihr Opfer von Betrügern geworden seid.

Ein solcher Identitätsdiebstahl kann unangenehme Konsequenzen für euch haben. Neben ständigen Nachfragen von Personen, die glauben, von euch ein Ticket erworben zu haben, können auch die Behörden im Rahmen von Ermittlungen wegen Verbrechen in eurem Namen auf euch zukommen. Ihr müsst euch daraufhin mühsam rechtfertigen und nachweisen, dass ihr nicht hinter der Betrugsmasche steckt, sondern selbst Opfer geworden seid“, so die Warnung der „Watchlist Internet“. Es empfiehlt sich außerdem, immer wieder nach Fake-Profilen mit dem eigenen Namen und Bild zu suchen und entsprechende Facebook-Profile zu melden und löschen zu lassen.

Der vermeintliche Second-Hand-Kauf von Konzertkarten kann daher noch üblere Folgen mit sich bringen, als den Verlust von Geld – oder der Einlassverweigerung, wenn ihr mit einem gefälschten Ticket vor der Event-Location steht. Wer seine Tickets per PayPal zahlt und dazu die Funktion „Überweisung an Freunde oder Familie“ nutzt, ist am Ende nämlich nicht geschützt. „Hier greift der Käuferschutz nicht“, heißt es.

Seed in der Stadthalle Wien 2019

Das Seeed-Konzert in der Stadthalle war ausverkauft.

Persönliche Übergabe vor dem Konzertgelände

Doch was tun? Sollte man also generell auf Facebook verzichten, um in letzter Minute Konzerttickets zu erwerben, wenn die Events ausverkauft sind? Nicht unbedingt. Zu allererst solltet ihr aber die offizielle Seite des Veranstalters checken, ob es wirklich keine Tickets mehr gibt. Bei manchen Events wird kurz vorher noch einmal ein kleines Kontingent an Tickets in den Umlauf gebracht, die vorher zurückgehalten worden sind.

Wer trotzdem Facebook nutzen möchte, sollte sich bei den Reaktionen, die er bekommt, das Profil des Gegenübers, das Tickets anbietet, genau ansehen und sich zur Übergabe auf jeden Fall vor Ort verabreden. Dann besteht die Chance, dass der Deal glatt über die Bühne geht und ihr vermeidet eine Enttäuschung. Vorabüberweisungen sind auf jeden Fall generell nicht zu empfehlen.

Ticketswap ist relativ sicher

Eine andere Alternative sind Ticket-Plattformen wie Ticketswap. Denn nicht jeder, der Konzerttickets verkaufen möchte, ist ein Betrüger. Manchmal werden Freunde krank, oder man hat zu dem Termin doch keine Zeit: Die Gründe, warum Tickets verkauft werden, sind vielfältig. Auf Plattformen wie Ticketswap lassen sich Tickets relativ sicher kaufen, doch die Betonung liegt auf „relativ“.

Ticketswap gibt an, alle Nutzerprofile auf der Plattform zu überprüfen und jeden Eintrag von Verkäufern zu checken. Alle Ticket-Barcodes werden registriert, um Doppelverkäufe von E-Tickets zu verhindern. Dazu wird ein Prozess eingesetzt, der sich „Secure Swap“ nennt. Damit werden die Tickets, die der Verkäufer einscannt, ungültig gemacht und dir als Käufer wird ein völlig neuer Barcode ausgestellt. Dieser Prozess funktioniert durch eine Kooperation zwischen Ticketswap mit Ticketfirmen und Veranstaltern. Die Plattform verhindert zudem, dass Tickets zu überhöhten Preisen angeboten werden.

Wer dennoch am Eingang eines Events steht und sein Ticketswap-Ticket ungültig ist, sollte sich dies auf jeden Fall vom Veranstalter schriftlich bestätigen lassen, oder einen Nachweis mit einem Foto vom Scan-Gerät herzeigen können. Prinzipiell können sich Betroffene auch direkt in der Situation via Chat oder Telefonsupport an Ticketswap wenden. Ein Betrugsversuch lässt sich bei Second-Hand-Tickets nämlich nur sehr schwer ganz ausschließen.

Neben der Polizei ist im Betrugsfall auch die "Watchlist Internet" eine gute Anlaufstelle. Der Verein für Konsumenteinformation (VKI) ist hingegen nur zuständig, wenn es sich um gewerbliche Verkäufer handelt. "Uns liegen derzeit keine Beschwerden vor", heißt es dazu auf futurezone-Anfrage seitens des VKI. Wer Enttäuschungen vermeiden will, sollte versuchen, seine Tickets rechtzeitig und direkt beim Veranstalter zu kaufen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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