© Getty Images/iStockphoto/fizkes/iStockphoto

Games

Langweilig und peinlich: Eine E3 zum Verschlafen

Ich kann mich noch sehr gut an die E3 2015 erinnern. Nach 6 Jahren hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dass The Last Guardian doch noch angekündigt wird. Und dann passierte es und ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Dafür, dass ich geweint haben soll, gibt es keine Zeugen. Von solchen Emotionen ist die E3 2021 meilenweit entfernt. Ich würde sogar behaupten, was in den vergangenen Tagen als Online-Event stattfand, war die bisher schlechteste Ausgabe der (ehemals?) wichtigsten Spielemesse der Welt.

Alles fing an mit einem generischen und uninspirierten Trailer für Battlefield 2042, der maximal Schulterzucken hervorrief. Dann erhielt Elden Ring ein Datum, ein paar Fans freuten sich. Darauf folgten Infos zu Spielen, die man bereits kennt oder die nichts bahnbrechend Neues machen. Dass Nintendo in seiner Direct am Dienstag versicherte, man arbeite eh noch an Metroid Prime 4 kann schon als Highlight verbucht werden. Wow, das war... nichts. 

Traurige Samus, wieder kein Metroid Prime 4.

Kein Risiko

Das kann an der Corona-Pandemie liegen, überzeugt bin ich davon aber nicht ganz. Im besten Fall haben die Spielestudios aus den vergangenen Jahren gelernt, dass man nichts ankündigen sollte, von dem man nicht weiß, ob man es auch fertigstellen kann (Ja, ich schau dich an, Cyberpunk). Sowas ist natürlich eine Zwickmühle. Ich wage mal zu behaupten, dass kein*e Gamedesigner*in ein unkreatives Spiel herausbringen will.

Aber kreativ und extravagant ist für Millionen-Dollar-Blockbuster ein großes Risiko. Dafür müssen jahrelang Hunderte Entwickler*innen bezahlt werden und selbst wenn das Spiel dann ganz gut ist – wenn es nicht genug Geld in die Kasse spült, müssen sie sich vielleicht einen neuen Job suchen. Klar nimmt man sich daher lieber funktionierende Systeme ("so wie Dark Souls", Multiplayer-Shooter, bekanntes Franchise) und macht, was bisher funktioniert hat.

4 Freunde und ein Action-Shooter von der Stange

Das ist vermutlich ein Grund, weshalb wir mit Spielen wie Back 4 Blood bombardiert wurden. Das ist eine neue Version von Left 4 Dead (2008). 4 lustige Charaktere kämpfen gegen Zombies, ein tolles Muliplayerspiel, das mir und meinen Freund*innen viele Jahre lang Freude bereitet hat. Mit The Evil Dead und Redfall wird das noch in 2 anderen Spielen angeboten. Und wenn man zu viert was anderes als Zombies umballern will, wählt man Tiny Tina’s Wonderlands (Monster) oder Rainbow Six Extraction (Aliens). Ihr seht, die kreative Bandbreite hält sich in Grenzen.

Man ahnte es ja im Vorhinein, gibt aber trotzdem die Hoffnung nicht auf, dass wenigstens auf einer der über 20 Präsentationen ein Showstopper gezeigt wird. Von mir aus hätte das wenigstens GTA VI sein können, wenn schon nichts Neues. Capcom hat es sogar geschafft, die lahme Präsentation von Square Enix noch zu unterbieten. In zähen 30 Minuten wurde nichts angekündigt. Es wurde eine Texttafel eingeblendet, dass man an einem DLC zu Resident Evil Village arbeitet. Das ist so peinlich, das muss man sich erstmal trauen.

Baba, E3! Schön wars...

Die Luft ist schon seit Jahren raus bei der E3, aber noch nie war das so deutlich wie 2021. Dass die Ankündigung einer Nintendo Switch Pro, einer bisschen besseren Version einer 4 Jahre alten Konsole, das Highlight der Messe gewesen wäre, ist bezeichnend. Sony interessiert sich schon länger nicht mehr für die E3.

Natürlich freue ich mich auf einige Spiele und es war trotzdem für jeden etwas dabei. Meine Enttäuschung liegt wie so oft in der enormen Kluft zwischen Vorfreude und Realität. Ich sage nicht, früher, als man die Live-Streams noch aufgeregt mit Freund*innen geschaut hat, war alles besser. Ich sage, davon muss man sich zugunsten der übers Jahr verteilten eigenen Events der Publisher verabschieden - und das ist ok. Die E3 2021 hat mich so angeödet, dass ich nicht mal enttäuscht bin, sondern maximal genervt.

Weil ich aber harmoniebedürftig bin, habe ich hier trotzdem meine - ganz persönlichen - Highlights der Messe zusammengekratzt:

Immortality

Sam Barlows Her Story ist für mich großartig innovativ und eines der Top-Spiele der letzten Jahre. Obwohl man eigentlich noch nichts konkretes zu "Immortality" gesehen hat, bin ich sehr angetan. Am Drehbuch haben Allan Scott (Wenn die Gondeln Trauer tragen, Das Damengambit), Amelia Gray (Mr. Robot) und Barry Gifford (Lost Highway) mitgearbeitet - das reicht mir schon um mein filmliebendes Herz höher schlagen zu lassen.

12 Minutes

Das Zeitschleifen-Indie-Game erscheint im August. Auf das Spiel freue ich mich seit Monaten, die E3 hat mich aber noch einmal daran erinnert, dass es bald soweit ist:

Forza Horizon 5

Forza Horizon ist meine Lieblings-Rennspielreihe mit dem richtigen Mix aus Acrade und Simulation. Die neueste Version sieht atemberaubend schön aus. Mexiko scheint man mit der gewohnten Liebe zum Detail nachgebaut zu haben. 

The Outer World 2

Der erste Teil von Obsidians Weltraum-Abenteuer verband eine gut geschriebene Geschichte mit interessanten Rollenspielelementen. In einem Umfang, der mich viele Stunden unterhält, ist das derzeit leider Mangelware. Meine Stimme für den besten Trailer haben sie jedenfalls.

Starfield

Auch wenn vorher bekannt war, dass es Neuigkeiten zu Starfield gibt, ist es für mich als Scifi-Begeisterte das interessanteste Spiel der E3. Immerhin gab es einen Teaser und ein Datum (22.November 2022).

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

mehr lesen
Franziska Bechtold

Kommentare