Symbolbild

Symbolbild

© APA/AFP/INA FASSBENDER / INA FASSBENDER

Games

Pokemon TCG Pocket im Test: Kartensammeln ohne Kaufzwang

Schon 28 Jahre lang begeistert das Pokémon Sammelkarten-Spiel Fans rund um die Welt. Seit der Ersterscheinung 1996 wurden mehr als 60 Milliarden Karten produziert. Über 15.000 verschiedene Varianten sind bisher auf den Markt gekommen.

In den vergangenen Jahren haben Pokémon-Karten immer wieder größere Hype-Phasen erfahren. Sogenannte Pack-Openings bzw. Booster-Openings ziehen schon mal mehrere 10.000 Live-Zuschauerinnen und Zuschauer auf Plattformen wie Twitch und YouTube.

Während für die einen das Sammeln und Spielen im Vordergrund steht, sind andere nur an den ganz raren Karten interessiert. Dafür werden tausende Euro ausgegeben, um ganz besondere Kartensets an Land zu ziehen.

Mit Pokémon Trading Card Game (TCG) Pocket landet der Sammelspaß jetzt auf dem Smartphone. Ich habe mir das neue Game angesehen. 

Karten in voller Pracht

Der Start in die digitale Welt der Sammelkarten beginnt mit einem etwas größeren Download. Knapp 250 Megabyte bringt die App mit. Direkt nach dem Start müssen noch einmal knapp 500 Megabyte nachgeladen werden. Haben wir den Download hinter uns gebracht, geht es in ein umfangreiches Tutorial.

Hier kann man den Nintendo-Account verknüpfen, um Sammelkarten geräteübergreifend verwalten zu können. Als erste Amtshandlung darf ich danach den ersten Booster öffnen. Ein langer Wischer über den Falz reißt die virtuelle Packung auf und zeigt die 5 Karten darin.

Hier wird auch deutlich, warum die App einen solch hohen Platzbedarf hat. Sämtliche Karten lassen sich in voller Farbenpracht und hochauflösend begutachten. Jede gezogene Karte kann einzeln betrachtet werden. Hat man es eilig, können sämtliche Animationen und Effekte auch einfach übersprungen werden.

Boostern mit Geduld

Im Dashboard angelangt, bekommt man einen schnellen Überblick über die wichtigsten Komponenten des Spiels. Im Mittelpunkt stehen frische Booster, die man aufreißen kann. Alle 12 Stunden bekommt man einen neuen Booster zur Verfügung gestellt. Maximal 2 Booster-Packs kann man ungeöffnet ansammeln.

Neben den Boostern gibt es andere Methoden, um an neue Karten zu kommen. Die sogenannte Wunderwahl ist beispielsweise eine Möglichkeit. Hat man einen Freundeskreis im Pokémon TCG aufgebaut, kann man hier eine Auswahl an geöffneten Boostern und den enthaltenen Karten der Freunde sehen. Nach der Wahl einer dieser Booster kann man aus den 5 verdeckten Karten eine zufällige wählen und aufdecken. 

Um die Wunderwahl nutzen zu können braucht es Wunder-Ausdauer, die sich alle 12 Stunden um einen Ausdauer-Punkt auf bis zu insgesamt 5 Ausdauer-Punkte erhöht. Je nachdem, was in den Freunde-Boostern enthalten ist, muss mehr oder weniger Ausdauer investiert werden. Ein Wunderwahl-Booster mit Holo-Karte verlangt beispielsweise 3 Ausdauer-Punkte.

Erträgliche Vollmonetarisierung

Die Wunder-Ausdauer ist nur eine der Währungen, die man innerhalb von Pokémon TCG einsetzen und bei Bedarf zukaufen kann. Über allem steht das Pokémon Gold, welches das Freikaufen von Wartezeiten ermöglicht. Hat man beispielsweise keine Booster mehr zur Hand, kann man sogenannte Pack-Sanduhren einsetzen. Jede Sanduhr streicht ein Stunde Wartezeit. Eine Pack-Sanduhr ist wiederum 0,5 Pokémon Gold teuer.

5 Stück Pokémon Gold können um 0,99 Euro erworben werden. Um die 12 Stunden für einen Booster kaufen zu können, müssen also rund 2 Euro investiert werden. Bei der Wunder-Ausdauer braucht es 6 Wunder-Sanduhren, die nichts mit den Pack-Sanduhren zu tun haben, um 12 Stunden Wartezeit zu überspringen.

Als wären das nicht schon genug virtuelle Währungen, gibt es noch Shop-Tickets und Spezial-Shop-Tickets. Shop-Tickets erhält man durch Event-Missionen und Stufenkämpfe. Diese können unter anderem gegen Sanduhren, Spezial-Shop-Tickets und Spezial-Sets eingetauscht werden. Eine letzte Möglichkeit, die eigenen Ersparnisse zu versenken, ist der Premiumpass.

Per Abonnement um 9,99 Euro pro Monat erhält man unter anderem ein Extra-Pack pro Tag, eine weitere Variante von Pack-Ausdauer, den Zugriff auf Premium-Mission für Promo-Packs sowie Premium-Tickets. 

Während die Monetarisierung sehr umfangreich bei Pokémon TCG ist, wird man am Ende des Tages aber zu keinen Käufen gezwungen. Wer die Geduld mitbringt, kann jeden Tag mindestens 2 Packs aufreißen und mindestens eine Wunderwahl nutzen, ohne einen Cent investieren zu müssen. Sanduhren lassen sich außerdem über Missionen erspielen, die Aufgaben wie „Spiele einen CPU-Kampf“ oder „Sammle 50 Karten“ enthalten. 

Deckbau als Nebenbeschäftigung 

Neben der Sammelei, die für viele Spielerinnen und Spieler analog und digital im Vordergrund steht, bietet Pokémon TCG auch Spielmöglichkeiten mit den Karten an. Sämtliche gezogene Karten werden im Pokédex verzeichnet, darüber hinaus werden doppelt und mehrfach gezogenen Karten gespeichert, um diese für den Deckbau zu nutzen.

In sogenannten Deck-Missionen kann man Belohnungen freischalten, in dem man passende Decks mit gezogenen Karten zusammenstellt. Im Kampf-Modus kann das Deck auf seine Wettbewerbstauglichkeit überprüft werden.

Neben dem Kampf gegen die CPU gibt es die Möglichkeit der Kämpfe gegen andere Spielerinnen und Spieler. Ein ausführliches Tutorial nimmt hier auch jene an die Hand, die noch nie mit Pokémon-Karten gespielt bzw. gekämpft haben. 

Fazit

Pokémon TCG Pocket hat mich positiv überrascht. Während ein erster Blick eine Monetarisierungskatastrophe erwarten ließ, verbirgt sich hinter der Fassade ein unterhaltsames Sammelkartenspiel. Die Entwickler haben es geschafft, den Sammelspaß in die digitale Welt zu transportieren und zu monetarisieren, ohne den Spielerinnen und Spielern mit Zwang und Frust das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Die Kämpfe und Missionen sorgen für kurzweilige Unterhaltung. Dank der Paarung aus Nostalgie und Einfachheit, sowie der Option gar kein Geld investieren zu müssen, kann selbst ich mir vorstellen, immer mal wieder einen digitalen Booster aufzureißen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

mehr lesen
Amir Farouk

Kommentare