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Indie-Games, eSport und Ballern beim Heer: Level up in Salzburg

Laute Musik, grelle Neonlichter, das mechanische Klackern von Flipperfingern, Freudenschreie und verkleidete Jugendliche mit bunten Perücken: Das begegnete den Menschen, die am 1. und 2. Juli das Messezentrum Salzburg betraten. 2 Tage lang feierten dort über 9.000 Gamer*innen bei Level up ihr Hobby.

Auf der Hauptbühne feuerten Fans die Spieler*innen bei spannenden eSport-Wettkämpfen an und konnten sich selbst mit ihren Freunden messen. Während kleine Kinder beim Bundesheer mit Waffen spielten (mehr dazu weiter unten), konnten Familien gemeinsam Raumschiffe durchs All fliegen. Oder man forderte das Betriebssportteam eines Zahnarztausstatters in Rocket League heraus.

Einen Teil der Halle hatte die FH Salzburg für 30 kleinere Games von unabhängigen Entwicklern aus Österreich und Deutschland reserviert. Darunter waren bekannte Namen wie die Grazer von Rarebyte mit We are Screwed (hier bei Steam). Hier müssen Spieler*innen im Team ein Raumschiff steuern. Der gelungene Mix aus Lovers in a Dangerous Space Time und Overcooked war vor allem bei Familien beliebt.

Entspannt Korallenriffe bauen

In der lauten Halle stach ein Spiel besonders hervor, auch wenn es selbst ganz leise ist: Coral Cove ist ein entspannendes aber forderndes Match-3-Spiel. Ziel ist es, ein möglichst großes Korallenriff aufzubauen. Dafür müssen kleine nebeneinanderliegende Korallen zu größeren kombiniert werden. Es gilt vorausschauend zu planen, um sie clever kombinieren zu können. Inspiration zog man hier eindeutig vom erfolgreichen Dorfromantik (hier im futurezone-Test).

Entwickelt wurde Coral Cove von Sandro Figo, Iris Trummer und Johannes Schatteiner – 3 Studierende der FH Salzburg. Das Spiel konnte nicht nur die Besucher*innen überzeugen, sondern gewann auch den Talent Award der erstmals vom Verband österreichischer Spieleentwickler (PGDA) an vielversprechende Student*innen- und Schüler*innenprojekte vergeben wurde. Mit dem Preis erhält das Team auch einen Stand auf der Spielemesse Gamescom in Köln und ein Mentorenprogramm. 

Rocket League als Betriebssport

Für Firmen sind solche Veranstaltungen eine gute Möglichkeit, Nachwuchskräfte zu suchen. Dabei stach ein Unternehmen besonders hervor. Während die eSport-Profis auf der Bühne im Auto-Fußball-Spiel Rocket League erbittert um das Tor kämpften, konnten die Besucher*innen am Stand von W&H gegen dessen Betriebssportteam antreten. Der Hersteller für zahnärztliche Medizintechnik ist seit der ersten Veranstaltung auf der Messe vertreten.

2022 rief das Unternehmen ein einzigartiges Projekt ins Leben. Es gründete 2 eSport-Werk-Teams, die nur aus Mitarbeiter*innen der Firma bestehen. Als „Sharks“ (Haie) und „Tigers“ (Tiger) trainieren die insgesamt 8 Angestellten einmal wöchentlich gemeinsam Rocket League und treten in Amateur-Wettkämpfen gegen andere Teams an.

Wie in anderen Firmen findet dieser Betriebssport in der Freizeit statt, Equipment, Trainingsmöglichkeiten, Coaching und Teambuilding werden aber von der Firma organisiert. Damit will die Firma auch junge Leute ansprechen, die Lehrberufe und Karrierechancen suchen.

Nachwuchs darf beim Heer an den Schießstand

Dass die Austeller unterschiedliche Ansätze haben, wie sie junge Leute für sich begeistern können, stellte das Bundesheer unter Beweis. Mit einem großen Stand präsentierte es sich als „attraktiver und moderner Arbeitgeber im Bereich IT und Security“. Dafür hatte das Heer „Equipment“ ausgestellt, teilt der Veranstalter der futurezone mit. Dabei konnten die Besucher*innen die Ausrichtung, mit Fokus auf Cyber Security, ausprobieren. 

Dafür lagen Beim Stand der Militärpolizei mehrere Waffen zum Spielen bereit. Darunter das Sturmgewehr STG77 A1 MP, die Maschinenpistole P90, Schrotflinte und Granatwerfer.

Am "Schießsimulator" konnten die Kleinsten dann bei Sturmgewehr und Pistole auch mal den Abzug drücken und auf virtuelle Ziele ballern, während im Rest der Halle auch Ego-Shooter gezockt wurden. Auf Anfrage der futurezone teilte das Bundesheer mit: „Die Zustimmung zur Nutzung der Stände für Minderjährige obliegt den Erziehungsberechtigten. Die Nutzung des Schießsimulators auf unserem Stand erfolgte ausnahmslos unter Aufsicht des betreibenden Personals“.

Das erinnert an den Auftritt der deutschen Bundeswehr bei der Gamescom. 2018 ernteten sie mit Plakaten enorme Kritik. Darauf waren Ego-Shooter-Motive mit den Worten „Mulitplayer at it’s best“ und „Mehr Open World geht nicht“. Die Werbung wurde als kriegsverharmlosend kritisiert. 

Mit diesen Plakaten hat die Bundeswehr 2018 für ihre Präsenz auf der Gamescom geworben

Einen Schießstand aufzubauen haben sich die Deutschen bisher aber nicht getraut. Stattdessen gibt es dort Geschicklichkeitsspiele und einen Parkour. Dass das Bundesheer seine Waffen nicht zum Spaß hat, während einen Stand weiter Ego-Shooter gespielt werden, könnten 5-Jährige verstehen, müssen sie aber nicht. Die Ego-Shooter, wie etwa das beliebte Fortnite, sind jedenfalls erst ab 12 freigegeben. 

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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