robot learning or solving problems

Nur weil Maschinen nicht menschlich sind, heißt das noch lange nicht, dass sie "neutral" agieren und entscheiden

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Netzpolitik

"KI kann die größten Herausforderungen der Menschheit lösen"

„Künstliche Intelligenz (KI) wird die Art, wie wir Krankheiten behandeln, genauso verändern wie die Jobs, die wir künftig haben werden“, erläutert Julie Brill, Vizepräsidentin bei Microsoft beim Data Summit in Dublin. Bereits jetzt gäbe es viele KI-Projekte, die den Menschen helfen würden. Brill erzählt davon, dass man mittels Datenanalyse etwa die Produktivität in der Landwirtschaft steigern könne. „Damit können wir uns jetzt auch wieder die Frage stellen, ob wir genug Nahrung für die gesamte Bevölkerung der Welt erzeugen können“, so Brill.

Laut der Microsoft-Expertin soll KI vor allem im Dienste der Menschheit stehen. „KI kann die größten Herausforderungen der Menschheit lösen“, so Brill. Neben der Frage der Nahrung für alle könne dies auch die Entwicklung von Medizin oder Verhinderung von Krankheiten mittels besserer Prognose-Tools betreffen.

Julie Brill von Microsoft in Dublin

Vorzeige-Projekte

Microsoft habe etwa eine Übersetzungsapp für Schwerhörige entwickelt, die flüssigen Text vorliest, so, dass taube Menschen dieselben Bildungschancen bekommen wie gesunde. „Die Software dient nicht nur dazu, den Inhalt vorzulesen, sondern auch sich mit anderen schwerhörigen Studierenden auszutauschen“, so Brill bei ihrem Vortrag in Dublin. „Damit werden Kommunikationsbarrieren durchbrochen und die Gleichberechtigung gefördert.“

Im Rahmen des Projekts Emma hilft etwa ein digitaler Stift Menschen mit Parkinson-Erkrankung. Sie können mithilfe der Technik wieder schreiben, da der Stift die für Parkinson typischen Zitterbewegungen ausgleicht. Microsoft arbeitet zudem an der neuen Funktion Eye Control für Windows 10, die es in Kombination mit geeigneter Hardware erlaubt, digitale Geräte mit Bewegungen der Augen zu bedienen, um damit an ALS erkrankte Anwender zu unterstützen.

Auch wenn man Maschinen entwerfen könne, die Dinge schneller erledigen können wie Menschen, solle man dies nur zur „Übung“ tun, so Brill. Stattdessen müsse man sich als Gesellschaft überlegen, wer von KI profitiert, wie man die Privatsphäre schütze und was man gegen die Voreingenommenheit von Systemen machen könne, sagt die Microsoft-Expertin in Dublin. Das wichtigste dabei sei, dass wir „KI-Systeme bauen, denen wir vertrauen können.“ Und Vertrauen könne nur funktionieren, wenn man den Menschen an erste Stelle setze.

Ethik-Guidelines gegen das Böse

„Technologie darf niemals ein Ersatz für Menschen sein, sondern sollte unsere menschlichen Talente und Fähigkeiten lediglich unterstützen“, so Brill. Bei Microsoft setze man bei der Entwicklung von KI auf sechs ethische Prinzipien, die bei der Entwicklung neuer KI-Technologien berücksichtigt werden: Transparenz und Fairness sind zwei davon. „Jeder Mensch muss mit Würde und Respekt behandelt werden und vor Vorurteilen geschützt werden“, heißt es. Transparenz bedeute allerdings nicht, dass bei jedem entstehenden Produkt die Quellcodes offengelegt werden müssen, sondern lediglich, dass die Menschen nachvollziehen können müssen, wie ein Computersystem zu einer bestimmten Entscheidung gelangt sei, so die Expertin. Neue Systeme müssten zudem inklusiv sein.

Unternehmen, die an KI-Systemen arbeiten, sollten sich laut Brill selbst dazu verpflichten, gewisse ethischen Grundsätze einzuhalten. Selbstregulierung sei besser als von Staaten reguliert werden, so Brill. „Wir müssen jetzt darüber diskutieren, was Technologie für uns tun soll, und nicht, was sie tun kann“, so Brill.

Alliance zum Diskutieren

An dieser Diskussion können und sollen sich allerdings nicht nur große Unternehmen beteiligen, sondern auch Menschen und Bürger, die sich über die Zukunft von Technologie Gedanken machen. So gibt es auf EU-Ebene etwa die „European AI Alliance“, bei der es genau um derartige Debatten geht, die Brill anspricht. „Jeder kann hier mitmachen, die Whitepapers des EU-Gremiums lesen und kommentieren. Wir setzen darauf, dass sich möglichst viele Menschen beteiligen und mitentscheiden“, erklärt Barry O’Sullivan vom EU-Gremium zu KI auf dem Data Summit.

„Ich glaube auch, dass man es schaffen kann, Best-Practice-Beispiele im Bereich KI zu entwickeln, anhand denen gezeigt wird, wie man einen Datensatz korrekt implementieren und ein System möglichst vorurteilsfrei gestalten kann“, so O’Sullivan, der ebenfalls optimistisch in die Zukunft blickt und düstere Szenarien, wie sie etwa Stephen Hawking zu KI entworfen hat, ablehnt.

„Natürlich könne man Ängste der Menschen in Bezug auf KI verstehen, denn neue Technologien haben immer Jobs gekostet, so Brill. „Aber jede neue Technologie hat mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet. Wenn wir KI nach fairen Regeln gestalten, brauchen wir uns nicht zu sorgen. Wir haben es selbst in der Hand“, fügt Brill hinzu.

 

Disclaimer: Die Reise zum Data Summit in Dublin wurde von Microsoft bezahlt.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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