Symbolbild: Mann mit Super-Mario-Mütze
Mann verteidigt sich vor Gericht selbst, schuldet jetzt Nintendo 2 Millionen Dollar
Man kennt es aus Hollywood. Vor Gericht steht der Beschuldigte auf und verkündet, sich selbst zu verteidigen. Den Zuschauern im Gerichtssaal stockt vor Erstaunen der Atem. Das herzzerreisende Plädoyer wird vorgetragen, die Jury berät, der Richter verkündet ein „nicht schuldig“, Jubel, Freudenmusik, Happy End.
Die Realität ist für Ryan Daly anders verlaufen. Er hat sich vor Gericht selbst vertreten – gegen Nintendo. Jetzt schuldet er dem Unternehmen 2 Millionen US-Dollar, berichtet Arstechnica.
MIG Switch und Mod-Chips verkauft
Auf diese Summe haben sich Daly und Nintendo als Entschädigung geeignet. Daly war der Betreiber von moddedhardware.com. Dort hat er Geräte wie MIG Switch und MIG Dumper verkauft, mit denen illegale Kopien von Spielen auf der Nintendo Switch genutzt werden können.
Laut dem Gericht dienen diese Geräte primär zur Umgehung der technischen Schutzmaßnahmen der Spielkonsole. Sie hätten keinen signifikanten kommerziellen Nutzen, außer die Schutzmaßnahmen zu umgehen. Damit wurde das Argument entkräftet, dass mit solchen Geräten auch Homebrews, also selbstgemachte Spiele, auf der Switch genutzt werden können. Diese Begründung wird häufig genannt, um die Nutzung solcher Module zu verteidigen.
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Daly hat zudem Mod-Chips verkauft und auch in Switch-Konsolen installiert, die den Kopierschutz umgehen. Außerdem hat er laut dem Gericht einige urheberrechtlich geschützte Nintendo-Spiele kopiert und an seine Kunden weitergegeben.
Daly wurde gewarnt, den Verkauf einzustellen
Obwohl Nintendo bekannt dafür ist, nicht sparsam mit Klagen umzugehen, hätte diese Gerichtsverhandlung verhindert werden können. Im März 2024 hat Nintendo Kontakt mit Daly aufgenommen. Daly hat mündlich und schriftlich zugesagt, den Verkauf der beanstandeten Geräte zu unterlassen. Nach einem Monat hat er allerdings wieder mit dem Verkauf begonnen, weshalb Nintendo Klage eingereicht hat.
Daly hat im Laufe der Gerichtsverhandlung mit einigen ungewöhnlichen Argumenten versucht, eine Verurteilung zu vermeiden. So hat er etwa behauptet, dass Nintendos „angebliches Urheberrecht ungültig“ sei. Außerdem habe Nintendo keine Klagebefugnis und hätte auf betrügerische Weise einen Vertrag mit ihm abgeschlossen.
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Abgesehen von den 2 Millionen US Dollar Schadensersatz, die Daly an Nintendo zahlen muss, darf er laut dem Gericht weder Geräte zum Aushebeln des Kopierschutzes noch gehackte Konsolen beschaffen, besitzen oder benutzen. Das gilt sowohl für kommerzielle als auch private Zwecke. Ebenso darf er keine Websites erstellen oder verlinken, die Anleitungen zum Hacken von Konsolen geben. Auch das „Reverse Engineering“ von Nintendo-Konsolen und -Spielen wurde ihm untersagt. Die Kontrolle der Domain ModdedHardware.com wird auf Nintendo übertragen.
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