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Netzpolitik

Polizei weiß dank Google-Datenbank, wo man sich befindet

Ermittler in einem Vorort von Phoenix im US-Bundesstaat Arizona, haben im vergangenen Dezember einen Lagerarbeiter im Zuge einer Mordermittlung festgenommen. Er war laut seinem Smartphone zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Die Polizei hatte seinen Aufenthaltsort mittels Smartphone ermittelt und ihn mit dem Mordfall in Verbindung gebracht, der zufällig in der Nähe stattgefunden hatte. Erst nach einer Woche im Gefängnis wurde der Mann wieder entlassen, nämlich dann, als neue Beweise aufgetaucht waren, die den Ex-Freund seiner Mutter belasteten, der manchmal das Auto des Verdächtigen verwendet hatte.

Diese Geschichte liest sich ein wenig wie ein erfundener Krimi, doch sie hat tatsächlich so stattgefunden, wie die „New York Times“ berichtet. Sie zeigt den Mann, der falsch verdächtigt wurde, auch her.

Datenbank für Standortdaten

Der Hintergrund: In den USA fragen Polizeibeamte immer mehr Standortdaten von Google ab, um Kriminalfälle aufzuklären. Dazu gibt es eine eigene Datenbank namens „Sensorvault“, in der Smartphone-Daten mit Aufenthaltsorten gespeichert sind. In der ersten Stufe werden die Daten für einen bestimmten Zeitraum an einem bestimmten Ort anonym abgefragt, erst in weiterer Folge, bei einem konkreten Verdachtsfall, werden der Polizei Daten mit Namen von Personen ausgehändigt. Laut dem Bericht der „New York Times“ hat diese neue Form der Ermittlungsarbeit rasant zugenommen.

Das zeigt, dass im Zweifelsfall viel mehr Menschen auf unsere Daten zugreifen und das nicht nur die Tech-Unternehmen selbst sind. Diese Daten werden für Dinge verwendet, die man sich zuerst gar nicht vorstellen konnte, so die „New York Times“. Der Fall in Arizona zeigt zudem, dass die neue Ermittlungstechnik zwar einerseits dabei helfen könne, Kriminaldelikte aufzuklären, andererseits aber auch Unschuldige ins Visier der Behörden bringt.

Neue Methode "aufregend"

Bisher haben Technologiefirmen bereits Daten herausgegeben, wenn es spezielle Anordnungen von Gerichten gegeben hat. Auch die Zahl dieser Abfragen hat laut einem Google-Sprecher enorm zugenommen. Nun nutzt die Polizei Daten auch bereits in einer früheren Verdachtsphase zur Aufklärung von Verbrechen.

Offizielle Behördenvertreter gaben gegenüber der „New York Times“ an, dass die neue Methode „aufregend“ sei, aber man sich keinesfalls ausschließlich darauf verlasse. Es sei nur eines der neuen Tools, heißt es. Und keineswegs werde ausschließlich damit entschieden, ob jemand schuldig sei oder nicht. Man werde niemanden verurteilen, nur weil Google sagt, dass er dort gewesen sei.

Experten warnen davor seit Jahren 

Datenschutzexperten haben seit Jahren davor gewarnt, dass Derartiges passieren wird. „Sind die Daten einmal da, werden sie auch verwendet werden“, so der Spruch, den sie seit jeher predigen. Jedes Mal wenn ein Tech-Unternehmen Daten sammelt, werden Behörden vor der Tür stehen und klingeln: „Hallo, wir wollen diese Daten auch haben“, berichtet die „New York Times“.

„Sensorvault“ von Google sei dafür ein perfektes Beispiel. In der Datenbank befinden sich Hunderte Millionen Geräte weltweit und die Daten gehen fast zehn Jahre zurück. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Behörden anderer Länder diese neue Ermittlungsmethode einsetzen möchten.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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