Die Stiftung Warentest rät, seine Telefonnummer aus dem Telefonbuch entfernen zu lassen.

Die 65-jährige Frau aus Rechnitz (Bezirk Oberwart) stieg zum Schein auf das Gespräch mit den Betrügern ein (Symbolbild).

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Netzpolitik

Wie Telefonbetrug in Österreich verhindert werden soll

Über den Sommer hat in Österreich der Missbrauch der eigenen Telefonnummer für Betrugsanrufe stark zugenommen.  „Alleine in den vergangenen 2 Monaten wurden über 4.000 Fälle gemeldet, die Dunkelziffer liegt weitaus höher“, sagt Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP) am Montag vor Journalist*innen. „Rufnummern wurden von Kriminellen für Dinge verwendet, auch Rufnummern von Politiker*innen“, so Tursky. Diese Dinge können sein: Versuche, jemanden über Gewinnspiele zu ködern, oder mit einem falschen Windows-Tech-Support an private Daten zu gelangen.

Laut Gregor Goldbacher von der Regulierungsbehörde RTR sei das Ganze auch ein „Business-Problem“ geworden, denn immer wieder sollen auch Rufnummern von Unternehmer*innen wie Versicherungsberater*innen betroffen gewesen sein. „Wie die Gauner an die Rufnummern kommen, wissen wir nicht genau“, so Goldbacher zur futurezone. Doch die Statistik zeigt: Es ist ein Problem, das nicht mehr von selbst weggehen wird.

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Rechtliche Rahmenbedingungen

Bisher konnten die Mobilfunker aber nicht tätig werden, weil sie rechtlich keine Handhabe hatten, gegen das Problem vorzugehen. Das soll sich jetzt ändern. Es werden die Rahmenbedingungen geschaffen, um technische Lösungen gegen den Rufnummernmissbrauch einzuführen. „Mit dem heute in Begutachtung gehenden Verordnungsentwurf der Regulierungsbehörde sagen wir dem Telefonnummernmissbrauch den Kampf an“, sagt Tursky. „Im Sommer 2024 werden wir eine solche Rufnummernmissbrauchs-Welle wie derzeit nicht mehr erleben“, so der Staatssekretär für Digitalisierung.

Florian Tursky (l.) und Klaus Steinmaurer (r.) beim Pressegespräch

So soll das Problem technisch behoben werden

Doch wie genau soll das umgesetzt werden? Das erklärt der Geschäftsführer der Regulierungsbehörde RTR, Klaus Steinmaurer. Das Prinzip basiert darauf, dass die betrügerischen Anrufe großteils aus dem Ausland kommen. In den meisten Fällen können die Netzbetreiber dadurch die Authentizität eines Anrufes überprüfen.

Das bedeutet zum Beispiel, dass jemand, der sich gerade in der Schweiz aufhält, auch ausschließlich im Schweizer Netz eingeloggt sein wird. Die Mobilfunker können das sehen. Ist eine Rufnummer im österreichischen und im Schweizer Netz gleichzeitig eingeloggt, ist es wahrscheinlich, dass es sich bei der österreichischen Nummer im Schweizer Netz um eine*n Betrüger*in handelt, weil die "echte" Person im österreichischen Netz zu Hause ist.

Plausibilitätscheck und Anrufunterbindung

Mobilfunker müssen das künftig überprüfen. „Ist es plausibel, dass jemand von diesem anderen Ort im Ausland aus anruft? Mobilfunknetzbetreiber sind künftig verpflichtet, bei Fehlschlagen dieser Prüfung den Anruf zu unterbinden“, so Steinmaurer. Das heißt, derartige Anrufe aus dem Ausland mit österreichischer Nummer werden dann ganz einfach nicht mehr zugestellt. Damit wird die Zahl der betrügerischen Calls deutlich reduziert, und die Anzahl des Missbrauchs der eigenen Telefonnummer soll gänzlich verhindert werden.

Bisher war es Mobilfunkern gesetzlich verboten, einfach in diese Netzaktivitäten hineinzusehen und einzugreifen. „Ein derartiger Eingriff hätte die Gesetze verletzt“, sagt Steinmaurer. Betroffen ist hier etwa das Netzneutralitätsgesetz. Künftig werden sie zu einem Eingriff sogar verpflichtet.

In 10 Prozent der Fälle kann die Plausibilität technisch nicht überprüft werden. Doch auch hier kann etwas getan werden: Wenn ein Anruf aus dem Ausland nach Österreich getätigt wird und dabei eine österreichische Rufnummer übertragen wird, obwohl sich diese nicht im Ausland befindet, wird die Anzeige dieser Rufnummer beim Angerufenen unterdrückt. Diese Person bekommt dann in der Regel zwar einen Anruf durchgestellt, doch man kann, wenn man nicht abhebt, niemanden zurückrufen, weil am Display „anonym“ steht.

Insgesamt nicht verhindert werden können folgende Dinge: das Spoofing mit österreichischen Rufnummern im Ausland, das Spoofing bei SMS, das Spoofing mit ausländischen Rufnummern in Österreich. "Auch wenn mit dieser Verordnung nicht jede Variante von Spoofing verhindert werden wird, sind zumindest die besonders vertrauenswürdigen österreichischen Rufnummern umfasst und somit auch geschützt", heißt es im Konsultationsentwurf der RTR.

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Die Statistik belegt den Anstieg des Rufnummernmissbrauchs

Früher war Telefonieren zu teuer für Massenbetrug

Diese Verordnung, die die technischen Regelungen ändert, wurde am Montag in die Begutachtung geschickt. Nach einer Frist von 4 Wochen bekommen Mobilfunker im Anschluss etwa 7 Monate Zeit, die Verordnung umzusetzen. „Das Routing ist eines der schwierigsten Dinge überhaupt und das braucht Zeit. Es muss außerdem ausführlich vor der Umstellung getestet werden“, sagt Steinmaurer von der RTR. Die Mobilfunker haben den Verordnungsentwurf ebenfalls erst heute erhalten.

Doch warum ist es überhaupt möglich, eine fremde Rufnummer mitzuschicken? Das erklärt Goldbacher folgendermaßen: "Telefontechnik ist eine sehr, sehr alte Technik. Als diese implementiert wurde, wurde keine Authentifizierung vorgesehen. Anrufe waren damals zu teuer, um damit massenhaft Betrug damit zu machen", so Goldbacher. Das hat sich erst im Laufe der Zeit geändert.

Die 5 häufigsten Tricks

Die 5 häufigsten Tricks

1. Weinumfragen
Wer Anrufe bekommt, bei denen Fragen nach persönlichen Weinvorlieben gestellt werden, sollte vorsichtig sein. Im Zuge des Telefonates werden „Überraschungen“ versprochen, doch dabei geht es nur darum, an Daten wie Name und Anschrift zu kommen

2.Tech-Unterstützung
Vermeintliche Microsoft- oder Amazon-Mitarbeiter*innen geben vor, Kundenprobleme lösen zu wollen. Dabei sollen Kunden teure Abos aufgeschwatzt werden, oder aber über Fernzugriff auf den Computer wird Schadsoftware installiert

3. Polizeianrufe
Die Telefonnummer am Display ist wirklich die einer Polizeidienststelle. Laut einer Tonbandstimme wurde man bei einer Straftat ertappt. Man wird jedoch nicht zur echten Polizeidienststelle durchgestellt, sondern Betrüger fordern eine Geldüberweisung auf ein Bankkonto

4. Gewinnversprechen
Bei dieser Masche versuchen Betrüger Menschen mit teils hohen Gewinnzusagen zu locken, etwa im Namen von Euromillionen. Vor der Gewinnübergabe werden die Opfer aufgefordert, eine Gegenleistung zu erbringen: Gebühren zu bezahlen oder persönliche Daten preiszugeben

5. Kinder verunglückt  
Hier wird  vorgetäuscht, dass das eigene Kind einen Unfall hatte. Die Eltern sollen Geld überweisen, um angeblich Kaution oder Behandlungskosten zu bezahlen

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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