Telegram tut nichts gegen Fake-News

Noch im Juni gibt es kostenpflichtige Features

© APA - Austria Presse Agentur

Netzpolitik

Telegram fragt seine Nutzer, ob Daten mit der Polizei geteilt werden sollen

Telegram-Nutzer*innen aus Deutschland werden derzeit vom Messenger gefragt, wie viele Daten in Zukunft mit der Polizei geteilt werden sollen. „Wir, das Telegram Team, bitten dich uns deine Meinung mitzuteilen, wie die Daten der deutschen Telegram-Nutzer mit den deutschen Behörden, einschließlich der deutschen Polizei (BKA), geteilt werden können (oder nicht)“, heißt es im offiziellen Kanal in Deutschland.

Bisher habe der Dienst noch nie Informationen über Chats oder Kontakte an Dritte weitergegeben. Seit 2018 erlaube die Datenschutzerklärung aber, IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen auf Anfrage der Regierung zu liefern. „Wir führen diese Abstimmung durch, um herauszufinden, ob unsere deutschen Nutzer unsere aktuelle Datenschutzerklärung unterstützen oder ob sie die Zahl der Fälle, in denen Telegram potenziell Daten an Behörden weitergeben kann, verringern oder erhöhen möchten“, heißt es weiter.

Wie viel an Daten weitergeben?

Der Messenger bietet zur Beantwortung dieser Fragen 3 Optionen zur Auswahl an. Bei der ersten Option bleibt alles wie gewohnt und IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen werden weiterhin im Falle einer Gerichtsentscheidung vorgelegt. Bei der zweiten Option dürfte der Dienst auf Anfrage von deutschen Polizeibehörden Adressen und Telefonnummern von Verdächtigen schwerer Straftaten weitergeben. Eine Gerichtsentscheidung sei dafür aber nicht erforderlich.

Bei Option 3 können die Anwender*innen wählen, dass Telegram Nutzer*inneninformationen unter keinen Umständen weitergeben darf – auch keine IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen. In dieser Weise agiert beispielsweise Signal, der auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung per default setzt. Der Dienst kann lediglich offenlegen, wann ein Account erstellt und wann er das letzte Mal genutzt wurde.

Findet eine der letzten beiden Optionen Zustimmung, wäre eine Änderung der Datenschutzerklärung für Telegram-Nutzer*innen in Deutschland erforderlich. Option 2 ist bislang die am wenigsten attraktive Variante.

Viele Verschwörungstheorien auf Telegram verbreitet

Die ungewöhnliche Umfrage, deren Zweck nicht eindeutig ist, läuft noch bis 5. September. Davor haben deutsche Behörden monatelang versucht, gegen den Dienst vorzugehen. Er erfreut sich mitunter bei Rechtsradikalen und Querdenker*innen großer Beliebtheit. Auf dem Portal werden zahlreiche Verschwörungstheorien verbreitet oder Mordaufrufe gegen Politiker*innen gestartet, wie Netpolitik.org berichtet. 

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