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AEG-Staubsauger FX9 im Test: Kabellose Konkurrenz für Dyson

Kabellose Handstaubsauger, die maximal zum Krümel entfernen zu gebrauchen sind, waren gestern. Nach Marktführer Dyson will nun auch AEG mit einem Akku-betriebenen Gerät punkten, das als vollwertiger Ersatz für herkömmliche Boden-Staubsauger gedacht ist. Mit dem FX9 gelingt das über weite Strecken. Im Vergleich zur aktuellen Dyson-V10-Reihe besitzt das Gerät sogar einige Vorteile. Zumindest in der Theorie.

Funktion schlägt Aussehen

Schon der erste Blick auf den AEG FX9, den wir in der Variante „Chili Red Metallic“ zum Testen bekommen, zeigt den unterschiedlichen Zugang der beiden Marken. Während Dyson auf ausgefallenes Design setzt, das die verbaute Technik transparent macht, übt sich die zum schwedischen Konzern Electrolux zählende Marke AEG in schickem, aber bravem Understatement. Funktion schlägt Aussehen, dürfte das Motto der Entwickler gewesen sein.

Das zeigt sich schon bei der Ladestation. Muss die Halterung beim Dyson V10 erst an der Wand montiert werden, was eine platzsparende Lösung sein kann, bekommt man beim AEG FX9 mit wenigen Handgriffen eine „Minigarage“, die zum Parken des Staubsaugers dient. Durch die kompakte Form des Staubsaugers sieht das Ganze schick aus und muss auch nicht in einem dunklen Abstellraum versteckt werden. Lediglich ein Stromanschluss muss in der Nähe vorhanden sein.

Inspektor Gadget

Wo Dyson auf ein modulares Prinzip mit Rohr und Bürste setzt, die an den Staubbehälter drangebaut werden, präsentiert sich der FX9 eher als Verwandlungskünstler. So lässt sich das Saugrohr ausfahren und zusammenschieben. Im Rohr versteckt ist zudem ein beweglicher Schlauch, der in Kombination mit einer kleinen Bürste ein flexibles Abstauben ermöglicht.

Die Motor- und Staubbehälter-Einheit lässt sich von unten nach oben verschieben. Damit soll das Gewicht direkt beim Haltegriff verringert werden – ein Manko, das mir beim Dyson V10 negativ auffiel. Dass Theorie und Praxis aber zwei Paar Schuhe sind, zeigte sich im Test.

Denn tatsächlich scheint es zunächst die Bedienung zu erleichtern, wenn der Schwerpunkt des Staubsaugers unten bei der Bürste liegt. In der Praxis muss man den Staubsauger aber immer wieder anheben – sei es, wenn man zwischen Teppich und Holzboden wechselt oder die Bürste schnell ohne Saugen verrücken möchte. Und das ist äußerst beschwerlich.

Paradoxerweise verwendete ich den FX9 nach einiger Zeit fast nur mehr mit dem Motor in der oberen Position. Gut gelöst ist hierbei, dass AEG einen Griff verbaut hat, so dass man den Staubsauger gut mit beiden Händen halten kann. Die obere Position garantiert auch, dass man ohne Probleme unter Betten und Couches kommt. Weniger toll ist, dass der Einrastmechanismus bei Erschütterungen versagt – spricht, die Motoreinheit rutscht dann unerwünscht wieder nach unten.

Ausdauernder Akku

Keine Blöße gibt sich AEG bei der versprochenen Akku-Leistung. Wie Dyson verspricht der Hersteller etwa 60 Minuten Betrieb auf kleinster Saugstufe. Im Test machte der FX9 nach etwa 40 Minuten schlapp und egalisierte damit den brauchbaren Wert des Dyson V10. Wie der Konkurrent wurden damit auch Teppiche und Couchoberflächen mit mittlerer und teilweise höchster Saugstufe gereinigt.

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Zwischen 100 und 120 Quadratmeter mit Parkett und Teppichen sind mit einer Vollladung also zu schaffen. Definitiv ein Pluspunkt ist der Automatik-Modus, der die Saugstärke je nach Bodenbeschaffenheit automatisch anpasst. Anders als bei Dyson muss der An-Knopf im Betrieb nicht ständig gedrückt bleiben. Das mag die eine oder andere Akku-Minute vergeuden, ist aber angesichts der Betriebsdauer von bis zu 60 Minuten weitaus komfortabler.

Was die Saugleistung betrifft, scheint der Dyson im stärksten Saugmodus die Nase vorn zu haben. Ob dieser Eindruck vielleicht auch der höheren Lautstärke des V10 geschuldet ist, ließ sich nicht seriös verifizieren. Das auf dem Teppich verstreute feine Mehl aus den Fasern zu saugen schaffte aber auch das AEG-Modell ohne Probleme und in gleich kurzer Zeit. Löblich zu erwähnen ist allerdings, dass der FX9 in der höchsten Saugstufe mit 22 Minuten sogar länger durchhielt als es AEG verspricht.

Ein bisschen schwerfällig

So praktisch es ist, dass das Rohr und der Motor verstellbar sind und im Inneren auch noch ein beweglicher Schlauch versteckt ist: Der stattliche Gewicht von 6,49 Kilogramm bleibt gleich und erschwert im wahrsten Sinne das Hantieren, wenn man einmal eine andere Bürste oder das Gerät als kompakten Handstaubsauger verwenden will. Ausgezeichnet gelöst ist hingegen das Entfernen und Leeren des 0,7 Liter fassenden Staubbehälters.

Das Wechseln der Bürstenaufsätze geht nicht ganz so geschmeidig wie erhofft. Und auch die Mechanik inklusive Entsperrknöpfe für diverse Verwandlungen zeigt sich teilweise widerspenstig. Das höhere Gewicht sorgt am Boden zwar für ein stabiles Laufverhalten, als Handstaubsauger oder wenn man schnell zwischen Bürsten wechseln will, macht der FX9 leider nicht ganz so viel Spaß.

Fazit: Gute Alternative

Keine Frage. Akku-Staubsauger machen definitiv mehr Spaß als ihre kabelgebundenen Verwandten. In puncto Saugleistung brauchen sich Modelle wie der AEG FX9 oder der Dyson V10 nicht mehr verstecken. Die Akkuleistung kommt in einen Bereich, der für normal große Wohnungen und Häuser ausreicht. Durch die einfachere Handhabe ändert sich zudem das Nutzungsverhalten. Anstatt eine Stunde am Stück sauber zu machen, fegt man zwischendurch mal durch ein Stockwerk oder einen Raum.

Wer sich zwischen dem Dyson V10 und dem AEG FX9 entscheiden muss, hat die Qual der Wahl. Mit knapp 600 Euro sind beide Geräte in der Vollausstattung etwa gleich teuer. Wo der mehr als doppelt so schwere FX9 sich als vollwertiger Bodenstaubsauger mit stabiler Führung empfiehlt, punktet der V10 durch seine Leichtigkeit, die ihm vor allem auch als Handstaubsauger zugute kommt. Wer die Möglichkeit hat, sollte die beiden Modell-Serien bei einem Händler ausprobieren.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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Martin Jan Stepanek

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