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Amazon Fire Max 11 im Test

© Florian Christof

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Amazon Fire Max 11 im Test: Konkurrenz für iPad und Android?

Das teuerste Fire-Tablet sieht gut aus, birgt aber eine Schwachstelle nach der anderen.

Mit besonders günstigen Tablets hat sich Amazon als Hardware-Hersteller einen Namen gemacht. Die Fire-Geräte sind in verschiedenen Ausführungen bereits ab 76 Euro zu haben, spezielle Fire-Tablets für Kinder gibt es ab 121 Euro

Das Amazon Fire Max 11 ist dabei das stärkste Gerät, das seit Kurzem zu haben ist. Amazon bewirbt es als Alleskönner, das mit seinem Funktionsumfang an ein iPad herankommen soll. 

Das Fire Max 11 samt Tastaturhülle kostet rund 360 Euro. Auch ein Eingabestift ist erhältlich. In der Praxis zeigt sich allerdings recht schnell, dass das Fire Max 11 nicht wirklich mit einem iPad vergleichbar ist - das beginnt schon beim Einrichten.

    Pro & Contra

    Pro

    • Fühlt sich hochwertig an
    • Brauchbare Tastatur und Eingabestift
    • Für Videostreaming gut geeignet

    Contra

    • Miese Software/Betriebssystem
    • Amazon-App-Store bietet wenig Auswahl
    • Extrakosten, um Werbung auszublenden
    • Preis zu hoch

    Aggressives Werben um Neukund*innen

    Es ist mir eh bewusst, dass Services längst ein zentrales Geschäft der Hersteller geworden sind. Mit dem Anpreisen seiner Dienste und dem Anlocken von Neukund*innen kann man es aber auch übertreiben, wie Amazon unter Beweis stellt. 

    Beim Einrichten des Fire Max 11 muss man sich natürlich mit seinem Amazon-Account anmelden. In der Folge bekommt man sämtliche Amazon-Services aufs Auge gedrückt, beginnend mit dem Podcast- und Hörbuch-Dienst Audible

    Fast schon eine Abo-Falle

    Da die Zahlungsinformationen bereits bei Amazon hinterlegt sind, bräuchte es nur einen Klick und man hätte Audible abonniert. Fairerweise muss man sagen, dass die ersten 60 Tage kostenlos sind und erst dann die 9,95 Euro monatlich anfallen. 

    Ist man dieser "Abo-Falle" ausgewichen, kommt dasselbe nochmal - diesmal für Kindle Unlimted. Entschlägt man die Abo-Einladung auch hier, wird man noch aufgefordert, ein kostenloses E-Book herunterzuladen, das in der Prime-Mitgliedschaft inkludiert ist. 

    Auch andere Hersteller versuchen User*innen zu ihren Services zu bringen - soweit so gut und nachvollziehbar. Aber die Vorgehensweise von Amazon ist hier mit Abstand am aggressivsten.

      Technische Spezifikationen

      Amazon Fire Max 11

      • Maße: 259,1 x 163,7 x 7,5 Millimeter, 490 Gramm
      • Display: 11 Zoll, IPS LCD, 60 Hz, 1.200 x 2.000 Pixel, 212 ppi
      • Kamera:
        • 8 MP Hauptkamera, Video in 1080p
        • 8 MP Selfie-Kamera, Video in 1080p
      • Prozessor: Mediatek MT8188J
      • Speicher: 4/64 GB, 4/128 GB
      • Akku: keine Angabe zur Kapazität, 15 Watt Charging
      • Software: Android 11, Fire OS 8
      • Sonstiges: kein Mobilfunk, kein NFC, kein Kopfhöreranschluss, Einschub für microSD-Karte, Wlan 802.11 a/b/g/n/ac/6, Bluetooth 5.3, Stylus- & Tastatur-Unterstützung
      • Farben: Grau
      • Preis:  ab 272 Euro
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      Amazon Fire Max 11

      Hochwertiger Eindruck, aber nur kurz

      Das Tablet selbst fühlt sich zunächst recht hochwertig an. Durch den Aluminiumrahmen wirkt das Gerät robust und gut geschützt. Auch an der Verarbeitung der 3 Tasten gibt es nichts auszusetzen. Das Fire Max 11 ist übrigens das erste Amazon-Tablet, das mit einem Fingerabdrucksensor im Power-Button ausgestattet ist. Dieser funktioniert weitgehend einwandfrei und rasch. 

      Der positive Eindruck setzt sich bei der Tastaturhülle fort. Die raue, textilähnliche Oberfläche der Hülle verleiht dem Gerät einen unverkennbaren Look. Im Zeltmodus ist das Tablet standhaft und kippt nicht leicht um. Wenn man die Tastatur nicht benötigt, kann dieser Teil der Hülle entfernt werden. Auch am Eingabestift gibt es nichts weiter auszusetzen. 

      Sobald man aber beginnt, das Gerät einzurichten und die ersten Alltagsanwendungen nutzt, treten Schwachstellen der Hardware zutage. So ist das 11 Zoll große LC-Display mit seinen 60 Hz nicht wirklich eindrucksvoll und höchstens in der unteren Mittelklasse zu verorten.

      Vor allem die Auflösung und die maximale Helligkeit könnten deutlich höher sein. Auch die Display-Darstellung der Farben ist in manchen Situationen ziemlich blass. 

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        Amazon Fire Max 11

        Mickrige Hardware, aber brauchbare Tastatur

        Ähnliches gilt für die Haupt- und die Selfie-Kamera, die identisch sind und keine allzu gute Bildqualität liefern. Die Mindestspeichergröße von 64 GB ist mickrig bemessen, der Mediatek-Prozessor ist alles andere als ein Powerhouse.

        Dafür ist die Tastatur weitgehend makellos. Auf ihr lässt es sich wunderbar schreiben. Der Druckpunkt der Tasten geht in Ordnung. Die Vielzahl der Funktionstasten ist im Alltagseinsatz eine praktische Sache. Auch der flexible Split-Screen-Modus zeigt sich bei den Productivity-Apps von einer guten Seite. 

        Das Trackpad bietet eine brauchbare Alternative zum Touchscreen und funktioniert überraschend gut. Wenn man ihn nicht benötigt, kann der Eingabestift per Magnet am seitlichen Rand befestigt werden. Setzt man ihn ein, wird man beim Skizzieren und bei handschriftlichen Notizen das Auslangen finden. 

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        Amazon Fire Max 11

        Das Problem mit der Software

        Die größte Schwachstelle des Fire Max 11 ist die Software beziehungsweise das Betriebssystem. Auch wenn Fire OS auf Android basiert und sich ganz ähnlich bedienen lässt, fällt es doch weit hinter die aktuellen Android-Versionen zurück. Und wer auf dem Sperrbildschirm keine Werbung angezeigt bekommen möchte, muss extra dafür bezahlen. 

        Beispielsweise steht keine Gestensteuerung zur Verfügung. Stattdessen gibt es nur eine Navigationsleiste mit den 3 Buttons am unteren Bildschirmrand. Auch das Control-Center und das allgemeine Settings-Menü bieten deutlich weniger Einstellungsmöglichkeiten. 

        In jeglicher Hinsicht wirkt das Design des Betriebssystems veraltet, lieblos und wenig durchdacht. Im Einstellungsmenü im Landscape-Modus ist buchstäblich der halbe Screen einfach nur weiß und ungenutzt. Für einen Hersteller, dessen Betriebssystem nur auf Tablets zur Anwendung kommt, ist das alles andere als eine Glanzleistung. 

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          Amazon Fire Max 11 - Screenshot

          Unschönes Design

          Die Aufteilung des Home-Screens in "Für dich", "Startseite" und "Bibliothek" sieht auf den ersten Blick sinnvoll aus, stellt sich allerdings als ziemlich verwirrend und unnötig heraus. Das gilt auch für die Vorschläge auf der "Für dich"-Seite. 

          Ein weiteres Negativbeispiel ist die integrierte Wetter-App, die als eine reine Pflichterfüllung bezeichnet werden kann: Die Vorhersage für die kommenden Tage beinhaltet lediglich eine Temperaturangabe. Die aktuellen Informationen sind unübersichtlich über den Bildschirm verstreut und der Look würde die Aufnahmeprüfung für eine Grafik-Ausbildung nicht bestehen.

          Absolut unverständlich ist die Umsetzung der Amazon-Store-App. Das Steckenpferd des Unternehmens wird auf dem hauseigenen Tablet ziemlich benutzerunfreundlich dargestellt. Das Layout des Online-Shops wirkt entstellt, der Platz nicht optimal genutzt und die Aufteilung der einzelnen Produktseiten unruhig und unübersichtlich.

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          Amazon Fire Max 11 - Screenshot

          Dünne Auswahl an Apps

          So viel Kritik an der Software und wir sind noch nicht einmal beim App-Store angelangt. Das mit dem Amazon App-Store ist nämlich ein ziemliches Trauerspiel. Wer sich vom Fire Max 11 eine Alternative zum iPad oder zu Android-Tablets erwartet, wird spätestens bei der Suche nach Anwendungen frustriert sein. 

          Glücklicherweise lassen sich der Google Play Store und alle weiteren Google-Apps als APK installieren – was natürlich mit den üblichen Risiken verbunden ist. Der App-Store von Google hilft über die dünne Auswahl im Amazon App-Store hinweg. Die Usability ist allerdings nicht mit herkömmlichen Android-Tablets vergleichbar, was an den Google Mobile Services (GMS) liegt.

          All jene Apps, die darauf zurückgreifen, funktionieren nämlich nicht oder nur eingeschränkt - beispielsweise Flightradar24, das auf Google Maps aufbaut und nur über den Play Store heruntergeladen werden kann. Unter Fire OS und den manuell einspielten Google-Diensten ist das Kartenmaterial von Google für Flightradar24 nicht abrufbar, die App insofern unbrauchbar. 

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          Amazon Fire Max 11 - Screenshot

          Um dem Betriebssystem und der Software etwas Positives abgewinnen zu können, sei die Mediennutzung erwähnt. Um Serien oder Filme auf Amazon Prime Video, Netflix oder YouTube anzusehen, wenig aufwendige Games zu spielen oder als Alexa-Device, taugt das Fire Max 11 allemal. 

          Fazit

          Mit seinem Betriebssystem und dem aggressiven Bewerben der eigenen Dienste wirkt das Amazon Fire Max 11 wie ein Device, das nur deswegen gebaut wurde, um den kostenpflichtigen Amazon-Services einen Bildschirm zu verleihen. Das ist auch völlig legitim. Doch das Gerät scheitert an seinen eigenen Ansprüchen

          Während das Äußere des Amazon-Tablets hochwertig wirkt, offenbaren sich mit dem Display und Prozessor deutliche Schwachstellen. Die Hülle samt Tastatur und Eingabestift können dagegen wieder überzeugen. Die größte Schwachstelle des Fire Max 11 ist aber das Betriebssystem und die dazugehörige Software.

          Wenn man sich den Google Play Store nicht manuell installiert, bleibt man auf der dünnen Auswahl im Amazon-App-Store sitzen. Und selbst mit Google-Diensten läuft das Tablet alles andere als rund. Das völlig lieblose Design und die Werbung auf dem Sperrbildschirm geben dem Fire OS dann den Rest. 

          Zu hoher Preis

          Für Video-Streaming und Gaming mit wenig aufwendigen Handy-Spielen ist das Fire Max 11 zwar ausreichend, dafür ist der Preis aber zu hoch – vor allem dann, wenn man es mit der Konkurrenz vergleicht, und selbst dann, wenn man die Tastaturhülle weglässt.

          Für das Fire Max 11 in der 64-GB-Variante samt Tastaturhülle und Werbung am Sperrbildschirm will Amazon nämlich 360 Euro. Für diesen Preis bekommt man wesentlich hochwertigere Android-Tablets - zwar ohne Tastaturhülle, aber auch ohne Werbung am Sperrbildschirm. Auch das Apple iPad 9 kostet genauso viel wie das Amazon-Gerät.

          Insofern tut sich Amazon mit dem Fire Max 11 wohl keinen Gefallen. Die relativ schwache Hardware gepaart mit der holprigen Usability verschreckt möglicherweise mehr User*innen, als dadurch für die hauseigenen Dienste gewonnen werden können.

          Stellt sich die Frage, ob es für die Fire-Tablets nicht grundsätzlich besser wäre, auf eine Android-Version samt Google-Anbindung zurückzugreifen. So wäre zumindest die Sache mit den fehlenden Apps gelöst. Wenn dann noch die Fire-Oberfläche ein wenig aufgebessert wird, wären die günstigen Amazon-Tablets eine verlockende Alternative

          Preisvergleich und Konkurrenz-Tablets

          Wenn man sich dennoch für das Fire Max 11 interessiert, dann kann man die Tastaturhülle weglassen. In diesem Fall kommt das 64 GB Modell inklusive Werbung am Sperrbildschirm auf 272 Euro, ohne Werbung sind es 285 Euro.

          Die Amazon Fire-Tablets im Überblick

          • Amazon Fire Max 11: ab 272 Euro (64 GB, mit Werbung)
          • Amazon Fire Max 11: ab 285 Euro (64 GB, ohne Werbung)
             
          • Amazon Fire Max 11: ab 360 Euro (64 GB, mit Werbung und mit Tastaturhülle)
          • Amazon Fire Max 11: ab 375 Euro (64 GB, ohne Werbung und mit Tastaturhülle)
             
          • Amazon Fire HD 10 Plus: ab 197 Euro (32 GB, mit Werbung)
          • Amazon Fire HD 10: ab 166 Euro (32 GB, mit Werbung)
             
          • Amazon Fire HD 8 Plus: ab 136 Euro (32 GB, mit Werbung)
          • Amazon Fire HD 8 Plus: ab 150 Euro (32 GB, ohne Werbung)
             
          • Amazon Fire HD 8: ab 116 Euro (32 GB, mit Werbung)
          • Amazon Fire HD 8: ab 130 Euro (32 GB, ohne Werbung)
             
          • Amazon Fire HD 7: ab 76 Euro (16 GB, mit Werbung)
          • Amazon Fire HD 7: ab 90 Euro (16 GB, ohne Werbung)

          Aber auch in diesem Preisbereich gibt es brauchbare Android-Tablets von Samsung, Nokia, Realme, Xiaomi und Lenovo, die für einen vielfältigeren Einsatz besser geeignet sind. Wer ein kleines Budget hat und mit einem Fire-Tablet auskommt, sollte vom Fire Max 11 absehen und zu einem anderen Amazon-Tablet greifen, die bereits ab 76 Euro zu haben sind. 

          Die Android-Konkurrenz im Überblick

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          Florian Christof

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          Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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          Florian Christof

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