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Apple iPad Air im Test: Was das günstigste M1-Gerät kann

Das iPad Air ist mit Zubehör, wie etwa dem Magic Keyboard und dem neuen Apple Pencil, kompatibel

Apple hat bei seinem Frühjahrs-Event heuer, neben der neuen Generation des iPhone SE, auch ein neues iPad Air vorgestellt. Rein äußerlich hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell aus dem Jahr 2020 wenig getan - im Inneren dafür umso mehr. Die Mobilfunk-Version unterstützt jetzt etwa 5G

Die größte Neuerung liegt allerdings beim Herzstück, dem Chip: Das neue iPad Air ist mit dem Apple M1 ausgestattet. Mit einem Einstiegspreis von 679 Euro - für allerdings nur läppische 64GB Speicherplatz - ist es derzeit die günstigste Möglichkeit, ein Gerät mit Apples neuester SoC-Generation zu bekommen. 

Ich habe das neue iPad Air getestet.

Das Äußere, Fingerabdrucksensor und Lautsprecher

Apple bleibt beim neuen iPad Air dem gewohnten Design treu. Das von der Pro-Linie übernommene Gehäuse besteht auf der Rückseite aus Aluminium, genauso wie der Rahmen. Die Vorderseite ist naturgemäß verglast. In Sachen Verarbeitung lässt Apple nichts anbrennen: Das Gehäuse wirkt hochwertig, die Spaltmaße sind gering.

Mit gut 460 Gramm ist das Air (warum heißt es eigentlich noch so?) kein Leichtgewicht. Es lässt sich aber dennoch längere Zeit problemlos bequem in der Hand halten. 

Im Unterschied zu den hochpreisigen Pro-Modellen ist das aktuelle Air nicht mit Face ID ausgestattet. Stattdessen befindet sich im länglichen Power-Button ein Fingerabdrucksensor für Touch ID. Jener funktioniert im Alltag perfekt, das iPad lässt sich damit im Bruchteil einer Sekunde entsperren. 

Hält man das Tablet im Hochformat in der Hand, hat man den Power-Button auf der rechten Seite der oberen kurzen Kante des Tablets - also perfekt, um ihn mit dem rechten Zeigefinger zu erreichen. Benutzt man das Tablet im Querformat, befindet sich der Button links am seitlichen Rahmen auf der langen Kante. Hier ist es empfehlenswert, zumindest auch den linken Zeigefinger zu hinterlegen, um das Tablet in dieser Situation entsperren bzw. die biometrische Authentifizierung für andere Apps - wie etwa Passwortmanager - zu verwenden. 

Eine gute Figur machen die Lautsprecher, die in den kurzen Kanten des Tablets untergebracht sind. Die Platzierung macht Sinn, denn wenn man sich ein Video im Querformat ansieht, hat man den Sound rechts und links für ein Stereo-Erlebnis. Der Sound ist ordentlich, wenngleich ich sie im Alltag dennoch nur als absolute Notlösung für längeren Musik- oder Filmgenuss sehen würde. Kopfhörer oder eine Bluetooth-Box sind immer noch um Welten besser. 

Das  Display

Der Screen hat eine Diagonale von 10,9 Zoll. In Apples Nomenklatur handelt es sich um ein Liquid Retina IPS-LC-Display. Für besonders natürliche Farben kommt Apples True-Tone-Technologie zum Einsatz. Dabei analysieren Sensoren das Umgebungslicht und passen die Anzeige entsprechend an. Dank Wide Gamut sollen Farben besonders realitätsnah dargestellt werden. Verzichten muss man im Vergleich zum iPad Pro auf eine hohe Displaywiederholrate von bis zu 120Hz sowie HDR10 und Dolby-Vision-Support

Ist man die hohe Bildwiederholrate gewohnt, wird einem das Fehlen beim iPad Air beim Scrollen auffallen - allerdings nur die ersten 10 bis 15 Minuten, in denen man darauf achtet. Abgesehen davon ist die Anzeige des neuen iPad Air in meinen Augen perfekt. Die Farben sind an den richtigen Stellen kräftig und satt. Gleichzeitig werden Fotos nicht übertrieben knallig dargestellt, sodass man auch sinnvoll Bildbearbeitung auf dem Screen betreiben kann. 

Innenleben, Akku, Software

Wie eingangs erwähnt, ist die größte Neuerung der M1-Chip, der für die Rechenleistung des iPad Air zuständig ist. CPU und GPU haben jeweils 8 Kerne, für KI-Anwendungen ist noch eine Neural Engine mit 16 Kernen vorhanden.

Dazu gibt es 8 GB Arbeitsspeicher. Somit hat man mit dem neuen iPad Air genau dieselbe Rechenleistung, wie mit einem aktuellen MacBook Air - und das für etwa die Hälfte des Preises. Zugegeben, der Vergleich hinkt etwas, zeigt aber dennoch eindrucksvoll, was für ein "Powerhouse" dieses Tablet ist. 

Merken tut man die Power in der Praxis bestenfalls minimal - sofern man eine typische Tablet-User*in ist. Klar: Das aufwändige 3D-Game lädt spürbar schneller, die Bildbearbeitung mit Photoshop erfordert weniger Geduld und auch das Multitasking läuft runder und flüssiger.

Die Akkulaufzeit ist iPad-typisch sehr gut. Bei durchschnittlicher Benutzung im WLAN hält das Tablet locker 6 bis 8 Stunden Screentime durch, bevor es wieder an die Steckdose muss. Man kommt also damit locker durch den Tag. Geladen wird mit USB-C

Das iPad Air kommt mit dem neuesten iPadOS 15.4 und damit mit dem derzeit besten Betriebssystem für Tablets. Das liegt zu einem wesentlichen Teil an dem riesigen Angebot an iPad-optimierten Apps im Store. 

Nachdem sich Apple zuerst etwas schwer getan hat, Dinge wie Multitasking sinnvoll in iPadOS zu integrieren, hat sich das zuletzt merkbar verbessert. Das Öffnen eines Textdokuments neben einem Browserfenster war bis vor ein paar Jahren gar nicht möglich und geht mittlerweile tatsächlich leicht und intuitiv von der Hand.

Kameras

Bleiben noch die Kameras in dem Tablet. Das neue iPad Air ist mit einer Hauptkamera mit 12 Megapixel ausgestattet. Die Aufnahmen entsprechen dem, was man sich von einer guten Smartphone-Kamera erwarten würde. Zum Fotografieren würde ich ein Tablet nach wie vor dennoch nicht verwenden. 

Die Frontkamera löst mit maximal 12 Megapixel auf und hat ein Feature zu bieten, das man schon vom aktuellen iPad Mini kennt: Sie kommt bei Videotelefonie mit einem Verfolgermodus. Rückt man etwa beim Zoom-Call mit dem Sessel etwas nach rechts, verschiebt sich auch der Bildausschnitt so, dass man immer bestmöglich abgebildet ist.

In voller Ultraweitwinkel-Auflösung verrät die Selfie-Kamera sehr viel über den Raum, in dem man gerade sitzt

Möglich wird das durch die Ultra-Weitwinkellinse der Selfie-Kamera. Bei Videotelefonie wird nicht der gesamte Brennweitenbereich genutzt, sondern nur ein Ausschnitt davon. Rückt man also etwas zur Seite, verschiebt sich auch dieser Ausschnitt, ohne, dass das Tablet oder die Linse bewegt werden muss. Das ist ein netter Gag, der beim ein oder anderen Videocall durchaus für Staunen sorgt. 

Abgesehen davon lässt sich über die Selfie-Kamera nur Gutes sagen. Die Qualität bei Videotelefonie und Selfies ist sehr gut - auch bei schlechten Lichtverhältnissen.

Pro und Contra

Pro

  • Schneller Chip
  • Schönes Display
  • Pro-Feeling 

Contra

  • Kein Face ID
  • 64GB-Version kann ja nur ein Scherz sein

Fazit: Ist es schon ein Pro?

Das iPad Air ist ein hervorragendes Tablet und zählt aktuell zu den besten derartigen Geräten am Markt. Power, Display, Akku: Es stimmt einfach alles. Dazu kommt die Kompatibilität mit Apples Magic Keyboard sowie mit dem Apple Pencil der zweiten Generation. Dank M1-Chip ist das Gerät äußerst zukunftssicher. Dazu kommt, dass Apple seine Hardware traditionell viele Jahre mit Updates versorgt.

Wer sich das neue Air kauft, wird damit also bestimmt nicht unglücklich sein - sofern man nicht die günstigste Variante kauft. Apples Entscheidung, das iPad Air überhaupt noch mit fast schon absurd geringen 64GB Speicherplatz anzubieten, kann ich mir nur so erklären, dass man künstlich einen Unterschied zum Pro schaffen wollte.

Wer ein iPad verwendet, das 5 Jahre oder älter ist, kann bedenkenlos auf das neue iPad Air upgraden. Auch bei neueren Modellen wird man einen Unterschied bemerken - er wird aber nicht so gravierend sein.

Selbst um 679 Euro sollte man sich aber nicht zu den 64GB hinreißen lassen, außer man hat es sich wirklich gut überlegt und weiß, was es bedeutet, so wenig Speicherplatz zu haben. Mit einigen großen Apps, Games oder Videos neigt sich dieser Platz sehr sehr schnell dem Ende zu. Die 256GB-Version belastet mit 849 Euro den Geldbeutel deutlich stärker, ist aber weit sinnvoller.

Hier die Preise aller Modelle und Speichervarianten:

  • iPad Air Wi-Fi 64 GB / 256 GB: 679 / 849
  • iPad Air Wi-Fi + Cellular 64 GB / 256 GB: 849 / 1019

Technische Daten des iPad Air (2022) auf der Apple-Webseite

Wozu braucht man da eigentlich noch ein iPad Pro? 

Zum Schluss drängt sich diese Frage natürlich auf.  Fassen wir einmal zusammen, was das aktuelle iPad Pro mit M1 kann, was das Air nicht kann:

  • Face ID
  • Besseres Display (120Hz, HDR10, Dolby Vision); MiniLED-Screen (beim großen iPad Pro)
  • Ultraweitwinkelkamera
  • Tiefensensor bzw. LiDAR

Am meisten schmerzt das Fehlen von Face ID. Obwohl ich bei Smartphones immer einen physischen Fingerabdrucksensor möchte, ist die Sache bei Tablets eine andere. Dadurch, dass man das Gerät oft vor sich aufgestellt hat, ist das Entsperren per Gesicht einfach bequemer. 

Der Rest ist mehr als verkraftbar. Das Fehlen der hohen Bildwiederholrate merkt man nach einigen Minuten nicht mehr - wie ich auch beim direkten Umstieg von meinem iPad Pro (2018) festgestellt habe. Der MiniLED-Screen ist nett, aber eben nur in der großen (sehr teuren) iPad-Pro-Variante vorhanden. Das Fehlen der Ultra-Weitwinkelkamera und des Tiefensensors werden wohl nur wenige iPad-Nutzer*innen überhaupt merken.

Im direkten Vergleich kommt einem das iPad Air mit 256GB aktuell um 140 Euro günstiger als das Pro mit gleicher Speicherausstattung (Preise von der Apple-Webseite). Wem die obigen Features dieses Geld wert sind, der kann getrost zum Pro greifen.

Wer speichermäßig den Zwischenweg sucht, dem bleibt mit 128GB nur das Pro um 879 Euro. Hier würde ich stattdessen definitiv zum Air mit 256GB um 849 Euro greifen. 

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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