Apple Vision Pro

Apple Vision Pro

© Thomas Prenner

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Erster Blick auf Apple Vision Pro: Ich habe 4 Fragen

Es wäre schon eine kleine Sensation gewesen, wenn es nicht passiert wäre: Apple hat im Rahmen seiner WWDC-Keynote am Montagabend (MESZ) sein AR/VR-Headseat Vision Pro vorgestellt. Firmenchef Tim Cook ließ es sich nehmen, die Vorstellung mit der berühmten “One more thing”-Phrase einzuleiten, die Steve Jobs bei der iPhone-Präsentation berühmt gemacht hat. 

Was danach folgte, war perfektes Apple-Kino (im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch die Anwesenden vor Ort haben sich nur das vorab aufgezeichnete Video angeschaut). Die Brille wurde als Zukunft des Computings und der Unterhaltung inszeniert. Egal, ob am Arbeitsplatz, zuhause oder im Flugzeug. 

 Mehr lesen: Vision Pro: Das ist Apples Headset

Warum durfte ich es nicht ausprobieren?

Nach Ende der Keynote stürmten die anwesenden Medienvertreter*innen ins Steve Jobs Theater, um dort ein bisschen enttäuscht zu werden. Zwar war die Brille ausgestellt, die Mitarbeiter*innen wiesen jedoch sofort darauf hin, dass man sie nicht berühren durfte. “No touching”, hieß es.

Rein optisch macht das Headset jedenfalls etwas her. Es sieht deutlich hochwertiger aus als vergleichbare Produkte. Allerdings kann ich auch die Skibrillen-Vergleiche nachvollziehen. 

Zugegeben, die Frage, warum ich sie nicht ausprobieren durfte, kann ich mir relativ einfach selbst beantworten. Das Produkt ist einfach noch nicht in einem Stadium, in dem es in einem schnellen Demo-Setting genutzt werden kann. Apple hat im Rahmen der Präsentation gezeigt, dass es detaillierter Einstellungen hinsichtlich Kopfgröße und dergleichen bedarf. Natürlich könnte man sie der anwesenden Presse auch “irgendwie” auf den Kopf setzen, das Ergebnis und die darauffolgende Berichterstattung wäre aber aus Sicht Apples wohl wenig wünschenswert.

Also kann das wirklich funktionieren?

Apple weiß sich natürlich zu verkaufen, die Demos, die bei der Präsentation gezeigt wurden, sahen fantastisch aus. Allerdings hat es bis jetzt noch kein anderes Unternehmen geschafft, Virtual- oder Augmented-Reality in der Praxis derart gut umzusetzen. Es hat aber wohl auch noch niemand in Sachen Hardware so aus dem Vollen geschöpft, wie Apple. Zwar war das Unternehmen in Sachen Spezifikationen nicht sehr spezifisch, das was gesagt wurde und auch der Preis lassen auf Highest-End-Hardware schließen. Auch ist Apple bekannt dafür, Produkte erst dann zu bringen, wenn sie auch tatsächlich wie vorgesehen funktionieren.

Wenn Apple aber eines in der Vergangenheit gezeigt hat, dann dass es gut darin ist, bestehende Produkte massenmarktfähig zu perfektionieren. Das iPhone gilt hier wohl als prominentes Beispiel.

Wer soll so viel Geld dafür ausgeben?

Das mit dem Massenmarkt bei der Vision Pro ist allerdings so eine Sache. Mit der Ankündigung, das Gerät ab 3.500 US-Dollar zu verkaufen, hat Apple die im Vorfeld hohen Spekulationen zum Preis (zuletzt hieß es 3.000 Dollar) noch einmal übertroffen. 

Sieht man sich die Hardware an, überrascht der hohe Preis nicht. Besonders die Displaypanels dürften ins Geld gehen: Apple nannte zwar keine genaue Auflösung, sprach aber von 23 Millionen Pixeln. Zur Einordnung: Ein 4K-Display hat 8,3 Millionen Pixel. Derart kleine hochauflösende Panels sind enorm schwierig herzustellen und haben einen entsprechenden Preis. Dazu kommt Hardware wie der M2 sowie der völlig neue R1-Chip, Kameras, Sound, Iris-Scanner, etc. 

Eigentlich mag ich es gar nicht, technische Innovationen mit einem “Aber wer braucht das eigentlich?” abzutun. Dennoch muss man sich bei einer derart neuen Produktkategorie die Frage trotzdem stellen.

Vergleicht man es jetzt etwa mit den Mac Pros, sind es vor allem Power-Nutzer*inner, die hohe Summen für Gerätschaften ausgeben. Doch wer sind die Power-Nutzer*innen von AR- oder VR-Anwendungen? Werden Kreative, die Videos schneiden, die Brille tatsächlich einem gewöhnlichen Mac bevorzugen? Zum jetzigen Moment erscheint das zumindest fraglich. 

Und war es jetzt wirklich Tim Cooks iPhone-Moment?

Medien haben die Präsentation des Headsets gerne als “iPhone-Moment” für Jobs-Nachfolger Cook hochstilisiert. Aber nicht nur das: Auch unter Apple-Mitarbeiter*innen war der Vergleich in Gesprächen rund um die WWDC immer wieder zu hören. Immerhin hat Cook wie sein Vorgänger nun eine völlig neue Produktategorie für Apple geöffnet.

Dass ein AR/VR-Headset einen vergleichbaren Einfluss wie das iPhone hat, darf aber  bezweifelt werden. Ein iPhone hat ein Feature Phone komplett ersetzt, indem es seine Kern-Funktionalitäten einfach übernommen hat. Aber wird ein*e MacBook-Nutzer*in ihren Computer wegen der Vision Pro verstauben lassen? Wird ein Heimkino-Fan nur mehr Filme mit seiner Vision Pro schauen? Alles schwer vorstellbar. 

Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und wirklich beantworten wird man diese Frage sowieso erst in einigen Jahren können.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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