2 Handys in der Hand

Wir haben die Netze von A1, Drei und Magenta miteinander verglichen

© Pexels / futurezone

futurezone Netztest 2023

Das ist das beste Handynetz Österreichs

Keinen oder nur schlechten Handy-Empfang zu haben, ist heutzutage ärgerlich. Denn mehr als je zuvor sind wir auf unsere Smartphones angewiesen. Das bedeutet auch, dass Österreichs Handynetze immer höheren Belastungen ausgesetzt sind. Welcher Anbieter wie gut mit der Last umgehen kann, überprüft die futurezone einmal jährlich im großen Netztest

Insgesamt drei Anbieter betreiben jeweils ihr eigenes Netz: A1, Drei und Magenta. Über diese funken nicht nur sie selbst, sondern auch zahlreiche virtuelle Mobilfunker (Mobile Virtual Network Operators – MVNOs) wie Hot, Yesss und Spusu, die sich in die Netze einmieten. Wenn man also wissen möchte, wie gut ein Diskont-Anbieter ist, muss man zuerst herausfinden, in welchem der 3 Netze er unterwegs ist. Bei Hot ist es etwa Magenta (außer beim Datentarif HoT Surf Unlimited, da ist es Drei), bei Yesss ist es A1, bei Spusu Drei.

Drive Tests

Um die Leistung der Netze zu testen, setzt die futurezone auf sogenannte „Drive Tests“. Gewöhnliche Smartphones mit SIM-Karten der 3 Anbieter sowie einer speziellen App (Details dazu unten) werden dabei in Autos durch das ganze Land gefahren. Dabei wird ständig gemessen. Eine Messung an einem bestimmten Ort mit einem bestimmten Provider ist ein Datenpunkt. Rund eine Million dieser Datenpunkte wurden für das Gesamtergebnis ausgewertet. Messzeitraum war von April bis einschließlich September. 

Gemessen wurde heuer lediglich, wie schnell und zuverlässig Daten fließen. Telefonie wurde bewusst außen vor gelassen, da hier alle Anbieter gleichermaßen zuverlässig abliefern und sich keine relevanten Unterschiede abzeichneten. „Wir haben über die Jahre hier immer wieder gemessen, es ändert sich nichts mehr“, so Mobilfunkexperte Jürgen Dalmus.  

Die Ergebnisse

Als Gesamtsieger konnte sich in diesem Jahr erneut A1 durchsetzen. Auf Platz 2 folgt Magenta, dahinter Drei. Auch wenn die Ergebnisse nach Punkten eindeutig sind, stellt Testleiter Dalmus allen Netzen ein gutes Zeugnis aus. „Wir konnten bei allen Anbietern unterm Strich vernünftige Werte feststellen. Die Unterschiede, die wir messen, sind Nuancen.“ 

Dass A1 den Test für sich entscheiden konnte, hat unter anderem mit dem guten 4G- und 5G-Empfang bei dem Anbieter zu tun. „Bei der Netzabdeckung ist A1 unschlagbar“, sagt Dalmus. Der Grund dafür liege darin, dass das Unternehmen bei der Frequenzvergabe früh zugeschlagen hat. Konkret wurden im Test etwa bei 63 Prozent aller Messungen 5G-Empfang mit A1 festgestellt. Bei Magenta waren es immerhin noch 53 Prozent, bei Drei 30 Prozent. 

Kategorien

Insgesamt gibt es 4 Oberkategorien, die wiederum in mehrere Subkategorien aufgeteilt sind. Die Kategorie „Speedtest“ ist etwa in durchschnittlichen Upload, durchschnittlichen Download sowie Spitzenwerte aufgeteilt. Für alle Einzelkategorien gibt es Punkte, die in der jeweiligen Oberkategorie zusammengefasst sind. Das Gesamtergebnis ergibt sich schließlich aus der Summe aller erzielten Punkte. 

Sieht man sich die Ergebnisse im Detail an, hat A1 auch diesmal in allen Oberkategorien die Nase vorn. So auch beim klassischen Speedtest: Bei A1 wurde im Schnitt eine Downloadrate von 164 und eine Uploadrate von 61 Mbit/s gemessen. Beim Zweitplatzierten Magenta waren es 133 und 44 Mbit/s, bei Drei 115 und 27 Mbit/s. Auch wenn sich das in diesem Fall sogar mit dem Endergebnis deckt, sagt ein Speedtest nicht alles über die Netze aus. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Mobilfunkbetreiber Speedtests anders behandeln als „normalen“ Internetverkehr. 

„Die Netze wissen, was ein Speedtest ist und reagieren entsprechend“, erklärt Dalmus. Um hier möglichst hohe Werte erzielen zu können, werden diese Datenpakete dann schneller durchgelassen. Weil Speedtests dennoch weit verbreitet sind, sind sie Teil des Vergleichs. 

Zusätzlich umfasst der futurezone Netztest auch einen „Praxistest Internet“. Dieser soll das simulieren, was Anwender*innen tatsächlich im Internet tun. Dabei werden etwa automatisiert verschiedene Webseiten angesurft, etwa twitter.com, facebook.com und kurier.at. Auch werden gewöhnliche Dateien von Testservern hin- und hergeschickt. Die gemessenen Mbit-Werte waren dabei fast um ein Drittel geringer als beim Speedtest. A1 etablierte sich aber auch hier als schnellstes Netz. Ebenfalls in der Praxis getestet wurde das Abrufen eines YouTube-Videos. 

Historischer Vorsprung

„Bei den Ergebnissen ist es schlicht und ergreifend so, dass A1 einen historischen Vorsprung seit der 5G-Frequenzvergabe hat“, fasst Dalmus die Messergebnisse zusammen. Positiv überrascht hat den Testleiter Magenta. „Die Qualitätsoffensive, die dort gefahren wurde, hat sich bemerkbar gemacht“, sagt er. Zwar hat es schlussendlich nicht gereicht, um A1 zu schlagen, in manchen Einzelwerten hat der Zweitplatzierte aber tatsächlich die Nase vorne gehabt. 

So wurde gemessen

Rund eine Million Messungen haben die Tester*innen durchgeführt. 30.000 Kilometer wurden dabei in allen Bundesländern zurückgelegt. Sowohl Ballungszentren als auch weniger dicht besiedelte Gegenden wurden besucht. Ziel des Netztests ist es, die Handynetze möglichst realitätsnah abzubilden. 

Aus diesem Grund werden für die Messungen gewöhnliche Smartphones benutzt. Heuer war es das Samsung Galaxy S22. Das aktuellste Modell wäre das Galaxy S23, „wir greifen aber immer bewusst zu einem Handy, das ein Jahr hinterherhinkt“, erklärt Testleiter Jürgen Dalmus. Bei diesen seien mögliche „Kinderkrankheiten“ der Software meist schon ausgemerzt und sie laufen problemlos. 

Hitze als Problem

Ein Problem, das beim Testen immer wiederkehrt, ist Hitze. So laufen die Smartphones durch die ständigen Messungen heiß, überhaupt bei den Fahrten im Sommer. Das kann dazu führen, dass sich die Geräte abschalten, um Beschädigungen zu vermeiden. Deswegen werden die Geräte aktiv gekühlt. 

Spezielle App

Auf den Smartphones ist eine App installiert, die die Testungen automatisch durchführt und die Ergebnisse speichert. Erstmals kam in diesem Jahr dafür nPerf zum Einsatz. Die Software gibt es in einer für sogenannte „Drive Tests“ optimierten Variante. Dabei werden Gebiete großflächig mit Autos abgefahren, um die Netze zu prüfen. 

Die App für Android und iOS kann auch in einer Standard-Variante kostenlos von allen Interessierten für Tests ihrer Internetverbindung heruntergeladen werden.  Wer die App nutzt, liefert Daten für künftige Netztests. So ist geplant, dass man gezielt dort misst, wo viele Anwender*innen mit bestimmten Netzanbietern schlechte Werte erzielen.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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