
Luftblasen im Wasser (Symbolbild)
Geobatterien im Meer werden intensiver untersucht
Im Juli sorgte eine Entdeckung in der Tiefsee für Aufsehen. Ein internationales Forschungsteam hat nachgewiesen, dass metallische Mineralien am Meeresboden in völliger Dunkelheit Sauerstoff produzieren können. Damit stellt sich die Frage, wie der erste Sauerstoff auf der Erde entstanden ist.
Im Zentrum der Entdeckung stehen polymetallische Knollen, auch Manganknollen genannt. In Verbindung mit Salzwasser erzeugen sie genug Elektrizität, um eine Meerwasserelektrolyse auszulösen und dabei Sauerstoff zu produzieren. "Es scheint, als hätten wir eine natürliche Geobatterie entdeckt", sagt einer der beteiligten Forscher damals dazu.
➤ Mehr lesen: Natürliche Geobatterie im Meer stellt Ursprung des Lebens infrage
3-jähriges Projekt
Andrew Sweetman, Professor an der Scottish Association for Marine Science, der hinter dem Fund steckt, hat nun ein 3-jähriges Projekt ins Leben gerufen, um die Produktion von "dunklem" Sauerstoff genauer zu untersuchen. Davon berichtet CNN. Dazu plant er nun weitere Untersuchungen in noch tieferen Gewässern.
Das Forschungsteam plant nun, Regionen zu untersuchen, in denen der Meeresboden mehr als 10 Kilometer tief liegt. Sie werden ferngesteuerte Tauchroboter einsetzen, um diese extremen Tiefen zu erforschen.
Einige der geplanten Experimente werden in Zusammenarbeit mit NASA-Wissenschaftlern durchgeführt. Sie wollen untersuchen, ob ähnliche Mechanismen mikroskopisches Leben in den Ozeanen anderer Planeten und Monde ermöglichen könnten.
Neues Verständnis von Leben
Bisher nahm man an, dass Sauerstoff auf der Erde ausschließlich durch photosynthetische Organismen wie Algen und Pflanzen erzeugt wird. Die neue Entdeckung stellt diese Annahme in Frage und könnte Auswirkungen auf unser Verständnis vom Ursprung des aeroben Lebens haben.
Es gibt auch bereits Bestrebungen, diese Knollen beim sogenannten Tiefseebergbau abzubauen. Sie sind allerdings nicht wegen ihrer gespeicherten Energie interessant, sondern enthalten neben Mangan und Eisen auch jede Menge Lithium, Kupfer, Nickel, Kobalt und Titan. Viele dieser Metalle sind in unseren Smartphones, Laptops und E-Auto-Akkus verbaut.
➤ Mehr lesen: Tiefseebergbau: Jagd auf E-Auto-Rohstoffe am Meeresgrund
Erste Abbauversuche gab es bereits in den 1980er-Jahren - mit desaströsen Folgen. Flächen ohne Manganknollen wurden zu sogenannten Todeszonen, nicht einmal Bakterien leben dort. Auch nach mehr als 30 Jahren haben sich diese Areale nicht erholt. Im Vergleich dazu wimmelt es in knollenreichen Gebieten geradezu von Leben. Die Vielfalt der Meeresbodenfauna ist dort höher als in den artenreichsten Regenwäldern.
Kommentare