
25 Grad Raumtemperatur sind recht hoch. Mit jedem reduzierten Grad, kann man jährlich 6 Prozent der Kosten sparen
Wie man mit "Energy Literacy" Heiz- und Stromkosten spart
Mit den steigenden Energiepreisen wächst auch das Bedürfnis, möglichst viel zu sparen. Doch das ist gar nicht so einfach. Denn wie und wo man den Verbrauch reduzieren kann, ist von individuellen Faktoren abhängig.
Eine Studie des Massachusetts Institut of Technology (MIT) zeigte jetzt, dass es vor allem auf das richtige Wissen ankommt. Dafür erhielten Haushalte in Amsterdam Informationen zu ihrem Energieverbrauch und wurden persönlich beraten. Ein Teil der Studienteilnehmer konnte zusätzlich mit einem Smart Meter in Echtzeit ihren Energieverbrauch nachvollziehen.
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Energiearmut
Energiearmut betrifft jene, die sich Kosten für Haushaltsenergie nicht oder nicht ausreichend leisten können. Ursachen dafür sind laut der Koordinierungsstelle zur Bekämpfung von Energiearmut (kea) steigende Energiekosten, geringes Einkommen, Arbeitslosigkeit, Krankheit, ein Wohnsitz mit schlechter Bausubstanz oder veraltete Geräte.
In Österreich können 6,4 Prozent (260.000 Haushalte) nicht angemessen heizen. 3 Prozent können sich Strom nicht leisten und 30,3 Prozent nur dann, wenn sie den Verbrauch bewusst reduzieren.
Informationen zu Fördermöglichkeiten und finanziellen Unterstützungen für Haushalte findet man hier.
Insgesamt konnten die Teilnehmer ihren Stromverbrauch so um 33 Prozent und ihren Gasverbrauch um 42 Prozent senken. Dadurch konnten sie die Kosten um 53 Prozent reduzieren. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Energiebewusstsein schaffen
Das lässt sich auf Österreich übertragen. Auch hier ist das Thema „Energy Literacy“, also das Energiebewusstsein, einer der wichtigsten Faktoren, um Kosten sparen zu können, weiß Barbara Alexander-Bittner von der Österreichischen Energieagentur. „Den eigenen Energieverbrauch zu kennen ist ein ganz wichtiger Schritt, um ihn beeinflussen zu können“, erklärt sie im futurezone-Gespräch.
Dazu gehört vor allem zu verstehen, wie die Zahlen auf der Jahresabrechnung überhaupt zustande kommen. „Der Energieverbrauch im Haushalt hat zwei Komponenten, den Wärme- und Stromverbrauch“, sagt Alexander-Bittner. Das teile sich im Schnitt im Verhältnis 70 zu 30 auf.

Mit dem Smart Meter kann man den eigenen Stromverbrauch alle 15 Minuten ablesen
© Wiener Netze/Manfred Tucherl
Vergleich mit dem Durchschnitt
„Der erste Schritt ist es, zu ermitteln, wie hoch der Verbrauch im Vergleich zu Durchschnittswerten anderer Haushalte ist.“ Hat man bereits einen Smart Meter, kann der Stromverbrauch zumindest täglich eingesehen werden. Bei vielen Stromanbietern ist das etwa in deren Online-Kundenportalen möglich. Den Wärmeverbrauch findet man auf der Jahresabrechnung.
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Diese Zahlen sollten dann mit Durchschnittswerten abgeglichen werden, die man etwa auf der Webseite der Initiative klimaaktiv ansehen kann. Ein 4-Personen-Haushalt verbraucht demnach im Schnitt 2.900 kWh/Jahr, bei 2 Personen sind es 2.000 kWh. In einer Neubauwohnung mit 75 Quadratmetern sollte der jährliche Fernwärmeverbrauch bei 4.180 kWh, der Gasverbrauch bei 418 Kubikmetern liegen.
Verhalten analysieren, Raumtemperatur kontrollieren
Liegt der Verbrauch darüber, sollte man sich mit dem eigenen Verhalten und der Wohnsituation auseinandersetzen. Da Heizung und Warmwasser den größten Anteil ausmachen, sollte man zunächst ermitteln, wie stark man den Verbrauch beeinflussen kann. Wohnt man zur Miete und das Haus ist nicht saniert, ist der Handlungsspielraum gering.
Trotzdem sind das regelmäßige Kontrollieren der Raumtemperatur und das richtige Lüften laut Alexander-Bittner die wichtigsten Maßnahmen. „Das sind die 2 größten Einflussfaktoren beim Heizen.“ Laut klimaaktiv kann man die jährlichen Heizkosten um 12 Prozent senken, wenn man einen Raum statt auf 22 auf empfohlene 20 Grad Celsius heizt.
„Wo Wärme entsteht oder erzeugt wird, wird auch viel Energie benötigt“, erklärt die Expertin.“ Weniger sinnvoll sei es, den Verbrauch zu verlagern, etwa indem man zwar die Gasheizung abdreht, dafür aber einen Elektroradiator betreibt.
Zusätzliche und alte Geräte können Stromfresser sein
Um Strom zu sparen, sollte man daher den Verbrauch von Geräten, wie zusätzlichen Kühlschränken oder einem alten Wäschetrockner, kontrollieren. Auch Geräte, die über lange Zeit in Betrieb sind, etwa wenn über Stunden am Computer gespielt wird, können ein erheblicher Stromfresser sein.
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Verbrauch und eigenes Verhalten analysieren
Um das zu ermitteln, sollte man seinen Verbrauch täglich kontrollieren, Geräte vom Netz trennen und vergleichen, wie sich der Energieverbrauch ändert. Mithilfe von smarten Steckdosen und Thermostaten kann zudem genauer gesteuert werden, wann Geräte eingeschaltet sind und wie und wann geheizt wird.
Beobachtet man das eigene Verhalten und vergleicht das mit den erhobenen Daten, lässt sich einiges sparen. „Mit einer Verhaltensanpassung ist es relativ einfach möglich, 10, 15, manchmal sogar 20 Prozent des Stromverbrauchs zu sparen“, sagt Alexander-Bittner.
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Energie-Expertin Barbara Alexander-Bittner von der Österreichischen Energieagentur
© Österreichische Energieagentur
Beratung in Anspruch nehmen
Das alles allein zu ermitteln kann überfordernd sein. „Beratung ist ein ganz wichtiger Hebel“, weiß auch die Expertin. Hilfe erhält man bei Servicestellen der einzelnen Bundesländer.
In Wien ist das beispielsweise „Die Umweltberatung“. Mit den Zahlen des Jahresverbrauchs und Informationen zur Bauart und dem Alter des Wohnhauses erhält man individuelle Hilfe und Tipps, um den Verbrauch zu reduzieren.
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