Wieso zeigen Smart Meter den Echtzeit-Stromverbrauch nicht an?

Wieso zeigen Smart Meter den Echtzeit-Stromverbrauch nicht an?

© Getty Images/iStockphoto / Grigorii Yalukov/iStockphoto / futurezone

Digital Life

Smart Meter: Wieso sehe ich den Stromverbrauch nicht in Echtzeit?

Bis Ende 2024 müssen 95 Prozent der Haushalte in Österreich mit einem intelligenten Stromzähler ausgestattet sein. Der Ausbau geht voran, schon jetzt haben die meisten Wohnungen und Häuser einen Smart Meter. Dabei wird der Zählerstand vollautomatisch an die Netzbetreiber übertragen.

"Live" sehen ihn Verbraucher*innen aber nicht, der aktuelle Wert kommt immer erst am nächsten Tag. Doch woher rührt diese Verspätung, wo man heutzutage doch alles binnen weniger Sekunden im Internet versenden und empfangen kann?

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Wie oft die Verbrauchsinformationen an den Netzbetreiber übertragen werden, gehe auf die Diskussion über den Umgang mit den Smart-Meter-Daten zurück, erklärt Alfons Haber, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control im Gespräch mit der futurezone.

Der Umgang mit den Daten

Der Standard

Standardmäßig werden die Verbrauchsdaten einmal pro Tag über den Smart Meter an den Netzbetreiber übermittelt und am Folgetag im Webportal abgebildet. 

Das Opt-out

Wer das nicht will, hat die Wahl, keine laufenden Verbrauchsdaten zu übermitteln. Bei dieser Opt-out-Lösung wird der Zählerstand lediglich einmal pro Jahr an den Netzbetreiber gemeldet.

Das Opt-in

Um eine bessere Analyse zu erhalten, kann man sich im Webportal des Netzbetreibers für das 15-Minuten-Intervall entscheiden (Opt-in). Dann wird der Stromverbrauch des Vortages in Viertelstundenabschnitten angezeigt.

Für eine exakte Verbrauchsstatistik wären jedoch Live-Daten notwendig. An den Echtzeitverbrauch kommt man aber nur mittels Zusatzgerätes oder über etwaige Energiemanagementlösungen.

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Smart Meter von den Wiener Netzen

Verbrauch in Echtzeit

Es sei gar nicht vorgesehen, die Verbrauchswerte derart kleinteilig an die Netzbetreiber zu melden, so Haber. Das liege vor allem an den enormen Datenmengen, die bei 6,48 Millionen Zählpunkten anfallen würden. Eine Bereitstellung dieser Live-Daten sei nicht die Aufgabe der Netzbetreiber, erklärt der E-Control-Vorstand.

Technisch ist es allerdings durchaus möglich, den Stromverbrauch in Echtzeit auszulesen. Dafür muss man aber selber etwas tun. Wie kommt man nun also an diese Live-Analysen?

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Die Schnittstelle

Möglich wird das mit einem speziellen Infrarotlesegerät. Dieses wird am Zähler montiert. Es empfängt die Daten per optischer Verbindung und stellt sie über einen Adapter im hauseigenen WLAN zur Verfügung.

Der Branchenverband "Oesterreichs Energie" hat einen solchen standardisierten Adapter entwickeln lassen, der mit allen Smart-Meter-Geräten in Österreich kompatibel ist und die Live-Daten in einem Dashboard anzeigt.

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So können die Live-Daten aus dem Smart Meter angezeigt werden

Adapter nicht erhältlich

Allerdings wird dieser Adapter nicht direkt an Endkund*innen verkauft, heißt es gegenüber der futurezone. Der Grund: Der Interessenvertretung fehlen die Kapazitäten für einen breitflächigen Kundensupport.

Im Sinne der Strommarktliberalisierung sei es aber auch nicht die Aufgabe der Netzbetreiber, einen solchen Adapter anzubieten, hört man aus der Branche. Es könnten aber private Unternehmen unter Abgabe einer geringen einmaligen Lizenzgebühr einen solchen Adapter verkaufen. Die Lizenzbedingungen und eine Liste der bisherigen Lizenznehmer ist hier zu finden

Ob dafür die Nachfrage groß genug ist, darf bezweifelt werden. So muss man die Option, den Stromverbrauch am Folgetag in 15-Minuten-Schritten anstatt in Tagen auszulesen, aktiv einschalten. Das wurde österreichweit bislang nur etwa bei jedem 10. Smart Meter gemacht. Das Interesse an detaillierteren Daten über den eigenen Stromverbrauch scheint enden wollen zu sein.

Energiemanagementlösungen mit Live-Daten

Außerdem – und dafür wurde die Schnittstelle eigentlich standardisiert – sollen darauf weiterführende Anwendungen aufbauen. Man denke etwa an Smart-Home-Applikationen, Anbietern von dynamischen Stromtarifen an Energiegemeinschaften oder an Anbietern von Wärmepumpen und PV-Anlagen, die die Live-Daten aus der Smart-Meter-Schnittstelle in ihre Produkte integrieren können, heißt es von "Oesterreichs Energie" gegenüber der futurezone. Und dafür werden die Echtzeitanalysen bereits genutzt.

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Das Datenblatt des Smart-Meter-Adapters

Fragen und selber basteln

Wer ohne eine solche Energielösung einfach nur den eigenen Live-Verbrauch sehen möchte, hat es also schwer. Im Sinne von "Fragen kost’ ja nichts" sei es dennoch ratsam, sich beim Netzbetreiber zu erkundigen, wie es um Bereitstellung der Live-Daten steht, heißt es von einem Brancheninsider.

Wer das technische Knowhow hat und ein wenig Programmieren kann, kann sich den Adapter selbst basteln. Eine Orientierung dafür bietet das Datenblatt des offiziellen Adapters, das auf der Webseite von "Oesterreichs Energie" zu finden ist. Außerdem muss man unbedingt beachten, dass an dem Smart-Meter-Geräten absolut keine Veränderungen vorgenommen werden dürfen.

Und wie dieser ominöse Standardadapter des Branchenverbandes im Alltag funktioniert, seht ihr in diesem Artikel - hier der Link.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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