So kommt der Smart-Meter-Stromverbrauch in Echtzeit aufs Handy
Nur etwa 4 Prozent der Wiener Haushalte nutzen die Möglichkeit, im Smart-Meter-Webportal den eigenen Energieverbrauch im 15-Minuten-Takt auszulesen - österreichweit sind es etwas mehr als 10 Prozent. Viele wissen offenbar gar nicht, dass sie ihren Stromverbrauch einem Online-Portal einsehen können.
Besonders interessant und auch hilfreich im Sinne des Energiesparens wäre es, wenn man den Stromverbrauch in Echtzeit am Handy oder Tablet angezeigt bekäme. Damit lassen sich beispielsweise versteckte Stromfresser ganz leicht identifizieren.
Wo sind die Live-Daten?
Leider ist es sehr schwierig, an die Live-Daten des eigenen Smart Meters zu kommen. Das ist nämlich nur mithilfe eines Zusatzgerätes und einiger Bastelarbeit möglich. In diesem Artikel zeigen wir euch, wie man zu den Live-Analysen kommt.
Warum der Echtzeitverbrauch nicht standardmäßig allen Verbraucher*innen angezeigt wird, liegt in erster Linie an den regulatorischen Vorgaben. Die ausführliche Antwort auf diese Frage findet ihr hier in einem eigenen Artikel.
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Wie funktioniert das Auslesen in Echtzeit überhaupt?
Um an die Live-Daten des Stromzählers zu kommen, muss man einen magnetischen Infrarot-Lesekopf an den Smart Meter anbringen, der den aktuellen Verbrauch mittels Infrarot ausliest. Der Lesekopf wird per RJ12-Kabel mit einem sogenannten Schnittstellenadapter verbunden, der den Echtzeitverbrauch per Wlan weitergibt.
Am Smartphone, Tablet oder Computer verbindet man sich über das lokale Wlan-Netzwerk mit dem Schnittstellenadapter und bekommt den jeweils aktuellen Live-Energieverbrauch auf einem Dashboard angezeigt.
Der Schnittstellenadapter stellt die Verbrauchsdaten in der Regel nicht online und stellt sie nur im lokalen Netzwerk zur Verfügung. Ebenso wenig werden irgendwelche Daten auf dem Gerät gespeichert. Über das Dashboard gibt es die Möglichkeit, die Live-Daten per API (JSON, MQTT, Modbus TCP) weiterzuverarbeiten.
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Welche Voraussetzungen sind dafür notwendig?
Damit das Setup installiert werden kann, ist natürlich der Zugang zum eigenen Smart Meter notwendig. Außerdem muss das hauseigene Wlan bis zum Stromzähler reichen und auch eine Steckdose muss in Reichweite sein.
Notwendig ist auch, dass man bereits Zugriff auf sein Smart-Meter-Webportal hat. Dort muss man außerdem die Kundenschnittstelle aktivieren und dort wird auch der individuelle Schlüssel des Zählpunkts angezeigt, den man später beim Setup benötigt.
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Woher bekommt man einen Smart-Meter-Schnittstellenadapter?
Wenn es nun darum geht, sich einen solchen Schnittstellenadapter für seinen Smart Meter anzuschaffen, wird es etwas kompliziert. Einen Adapter, der mit allen in Österreich verbauten Smart-Meter-Modellen kompatibel ist, gibt es derzeit nicht zu kaufen.
Damit die unterschiedlichen Stromzähler zum Auslesen der Echtzeitdaten von allen möglichst einfach genutzt werden kann, hat der Branchenverband "Oesterreichs Energie" den standardisierten Schnittstellenadapter entwickelt.
Dieser wird aber nicht direkt an Endkund*innen verkauft. Der Grund: Der Interessenvertretung fehlen die Kapazitäten für einen breitflächigen Kundensupport. Sollte sich ein privates Unternehmen finden, kann dieses den Adapter unter Abgabe einer geringen einmaligen Lizenzgebühr herstellen und verkaufen.
Eigentlich wurde die Schnittstelle jedoch für weiterführende Applikationen entwickelt, die auf den Live-Daten aufbauen - Smart-Home-Anwendungen, dynamische Tarife, Energiegemeinschaften, Wärmepumpen und PV-Anlagen. Die Lizenzbedingungen und eine Liste der bisherigen Lizenznehmer sind hier zu finden.
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Welche Smart-Meter-Adapter kommen in Frage?
Wer Interesse hat, sollte einfach mal bei dem jeweiligen Netzbetreiber nachfragen. Es könnte auch sein, dass die Netzbetreiber in Zukunft selbst solche Adapter anbieten, oder einen anderweitigen Zugang zu den Live-Daten bieten werden.
Abgesehen davon gibt es einige Schnittstellenadapter am Markt. Bevor man sich ein solches Teil kauft, sollte man sich unbedingt vergewissern, ob es überhaupt mit dem eigenen Smart-Meter-Modell kompatibel ist. In vielen Fällen können die Adapter die ausgelesenen Daten nicht interpretieren oder haben anderweitige Probleme mit den jeweiligen Stromzählern.
Verfügbar sind beispielsweise Adapter von Powerfox, die für weniger als 100 Euro über Amazon gekauft werden können. Auch das Villacher Unternehmen SHRDZM bietet einen solchen Schnittstellenadapter an.
Die Geräte von Shelly bauen nicht einem Smart Meter auf, können aber mit ähnlichen Echtzeitdaten aufwarten. Da diese Geräte direkt in den Sicherungskasten eingebaut werden, sollte man sich dafür unbedingt professionelle Hilfe holen.
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Einen Smart-Meter-Adapter selber basteln
Es ist natürlich auch möglich, sich einen solchen Adapter selbst zu basteln. An die einzelnen Komponenten über irgendwelche Online-Shops zu kommen, dürfte keine allzu große Hürde darstellen.
Hierbei sollte man jedoch bedenken, dass man sich auch ein Dashboard zum Anzeigen der Daten selbst programmieren muss. Bei den kommerziellen Lösungen ist ein solches Dashboard meist inkludiert.
Außerdem muss man unbedingt beachten, dass an dem Smart-Meter-Gerät absolut keine Veränderungen vorgenommen werden können und dürfen. Auch der offizielle Adapter verbindet sich mit dem Stromzähler lediglich über eine optische Funkverbindung.
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Welche Daten werden im Dashboard angezeigt?
Der offizielle Adapter von "Oesterreichs Energie" beinhaltet ebenso ein Dashboard. Der Verbrauchsverlauf reicht dort lediglich 5 Minuten zurück, danach hat man keinen Zugriff mehr auf die Verbrauchsdaten. Diese werden dann erst am nächsten Tag im 15-Minuten-Intervall im Smart-Meter-Webportal des Netzbetreibers zur Verfügung gestellt.
Wer also seine Live-Daten im Sekunden-Intervall speichern will, um eine exakte Übersicht zu erhalten, muss die APIs sowie entsprechende Scripts oder Anwendungen nutzen. Derzeit ist die Dokumentation solcher Projekte noch sehr dünn gesät, sodass es kaum Anleitungen zum Nachbauen und Orientieren gibt. Bei kommerziellen Lösungen werden die Live-Daten möglicherweise auch gleich standardmäßig gespeichert.
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Was bringen die Live-Daten im Alltag?
Da es sich eben um Live-Daten handelt, die lediglich für die vergangenen 5 Minuten einsehbar sind, sind die Daten auch nur in Echtzeit nützlich. Wer also schauen will, wie viel Energie draufgeht, wenn man ein bestimmtes Gerät aus- oder einschaltet, kann sich mit dem Smart-Meter-Adapter helfen.
Das Identifizieren von etwaigen Stromfressern oder Geräten, die man eventuell nicht also solche vermutet hätte, funktioniert mit einem Live-Dashboard wunderbar. Gleichzeitig helfen die Echtzeit-Einblicke dabei, ein besseres Gefühl für den eigenen Stromverbrauch zu entwickeln.
Überaus hilfreich ist der Adapter dann, wenn man etwa eine Solaranlage oder ein Balkonkraftwerk hat und deren aktuelle Energieerzeugung im Verhältnis zum aktuellen Verbrauch beobachten möchte.
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Wird die eigene Stromproduktion auch angezeigt?
Der Smart Meter ist die Schnittstelle zwischen allgemeinem Stromnetz und dem eigenen Haushalt. Daher kann mit einem digitalen Stromzähler allein nur gemessen werden, wie viel Energie aus dem Grid gezogen beziehungsweise wie viel Energie eingespeist wird.
Ein Smart Meter allein, kann aber nicht ermitteln, wie viel Energie etwa die private PV-Anlage produziert, da ja einiges davon bereits im hauseigenen Netz verbraucht wird. Liefert die Solaranlage 3 kW und der Energieverbrauch im Haushalt ist gerade ebenso bei 3 kW, dann misst der digitale Stromzähler genau 0 kW.
Wer sich heutzutage eine PV-Anlage, eine Wärmepumpe oder eine anderweitige Energiemanagementlösung anschafft, wird vermutlich ohnehin ein Dashboard zur Verfügung gestellt bekommen, auf dem Echtzeitproduktion und Live-Verbrauch zu sehen sind.
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Fazit
All jenen, die einen detaillierten Einblick in den Stromverbrauch haben wollen, ist ein Smart-Meter-Adapter oder eben die entsprechenden Live-Daten absolut zu empfehlen - sofern es eben einen passenden Adapter überhaupt gibt.
Die Echtzeitdaten sind zwar extrem aufschlussreich, am Ende sind die Möglichkeiten mit dem bloßen Adapter und dem Echtzeit-Dashboard aber doch recht beschränkt. Willkommen wäre eine dazugehörige App oder sonstige Anwendungen für die Analyse der Echtzeitdaten.
Im Hinblick auf mehr Awareness beim Energieverbrauch wäre es zielführend, wenn der Zugriff auf die Live-Daten des Stromverbrauchs einfacher und benutzerfreundlicher gestaltet wäre. Eine ansprechende User-Experience und Gamification-Elemente könnte dann zu einem achtsamen Umgang mit Energie beitragen.
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