Arleigh Burke am Limit: Navy muss Zerstörer DDG(X) vorantreiben
Die US Navy treibt die Entwicklung ihrer nächsten Generation von Zerstörern mit der Bezeichnung DDG(X) voran. Admiral Bill Daly gab auf der jährlichen Konferenz der Surface Navy Association einen Überblick über den aktuellen Stand des Programms. Davon berichtet The War Zone.
Bei der Entwicklung der neuen Klasse darf sich die Navy nicht mehr allzu viel Zeit lassen. So ist die aktuelle Klasse Arleigh Burke bereits am Ende seiner Lebensdauer angekommen. Im Hinblick auf Weiterentwicklungen ist das Design offiziell ausgereizt.
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DDG(X) soll deutlich leistungsfähiger sein. Sie soll eine größere Vielfalt an Waffensystemen unterstützen, einschließlich neuer Hyperschallraketen und Energiewaffen. Zudem soll sie über fortschrittliche Kommando- und Kontrollsysteme verfügen. Ihre Reichweite soll ebenso erhöht werden.
All das erfordert viel Energie. Bei Kriegsschiffen ist die Energieerzeugung Teil des Antriebssystems. Und das lässt sich nicht so einfach aufrüsten oder austauschen. Bei der Arleigh Burke steht man deshalb an: Aus ihrem Antriebssystem lässt sich nicht noch mehr herausholen, weshalb keine weitere, kampfkraftsteigernden Upgrades möglich sind.
Daly vergleicht das mit dem Stromverbrauch in Haushalten. Als die Arleigh-Burke-Klasse Ende der 1980er-Jahre entworfen wurde, haben US-Haushalte noch 40 Prozent weniger Strom verbraucht als heute. Mit größeren Fernsehern und immer mehr elektrischen Geräten, hat sich der Energiebedarf stark erhöht. Das lässt sich auch auf Kriegsschiffe übertragen.
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40 MW Reserveleistung
Darum fordert der National Defense Authorization Act für das Haushaltsjahr 2025 die Navy auf, Stromsysteme zu untersuchen, die 40 Megawatt Reserveleistung erzeugen können. Diese Anforderung müsste also auch auf DDG(X) zutreffen. Insgesamt soll die Stromerzeugungskapazität mindestens 75 Megawatt betragen, was deutlich mehr ist als bei den meisten früheren Zerstörern.
Die Stromproduktion basiert auf einem turboelektrischen Antriebssystem, das die traditionelle Gasturbinen-Antriebstechnik ersetzt. Das Vorbild dazu ist die Zumwalt-Klasse. Diese Stealth-Zerstörer seien mit ihren nur 3 gebauten Stück zwar kein Erfolg gewesen, sagt Daly: "das Antriebssystem ist aber zweifellos mächtig."
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Laserwaffen für die DDG(X)
Zu den geplanten, energiehungrigen Waffensystemen der DDG(X) gehören Laser. Das Schiff soll mit mindestens 2 Stück 600-Kilowatt-Lasern ausgerüstet werden. Weiters ist ein 150-Kilowatt-Laser vorgesehen.
Gerade Laser- und Energiewaffen sind derzeit stark im Trend, vor allem für die Luftabwehr. Drohnen lassen sich damit abfangen und stören, ohne dass teure Munition verschossen werden muss. Auch muss man sich auf dem Schiff keine Gedanken um die Lagerung dieser machen. Stattdessen braucht es eben Strom.
Abwehr billiger Drohnen
Die Drohnenabwehr ist derzeit etwa im Roten Meer Thema. Houthi-Rebellen setzen dort bei ihren Angriffen auf zivile und militärische Schiffe auf billige Drohnen, die mit Sprengstoff beladen werden, und improvisierte Marschflugkörper.
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Diese kosten wenige Tausend Euro und werden im Zweifel mit Luftabwehrraketen abgeschossen, die Hunderttausende bis Millionen Euro kosten. Hier bieten Laser- und Energiewaffen eine kosteneffiziente Alternative.
Hangar und Bewaffnung
Die übrige Bewaffnung soll der Arleigh Burke ähneln. Ein vertikales Startsystem (VLS) soll für verschiedene Raketentypen genutzt werden können und 96 Zellen umfassen.
Bei Bedarf können 32 der 96 Zellen durch ein Modul für größere Raketen ausgetauscht werden - dieses hat dann 12 Zellen. Höchstwahrscheinlich ist dies für die Integration von zukünftigen Hyperschallraketen vorgesehen.
Eine 5-Zoll-Kanone (127 mm) wird wohl als Hauptgeschütz dienen, dazu werden noch Schnellfeuerkanonen kommen. 2 Mk32-Dreifachrohre für sollen für 324-mm-Torpedos integriert werden. Als Torpedos könnten Leichtgewichtstorpedos vom Typ Mk 46 oder eine modernere Variante zum Einsatz kommen. Auch das ähnelt der Arleigh Burke.
Der neue Zerstörer wird voraussichtlich einen Hangar beherbergen, der Platz für mindestens einen Hubschrauber bietet. Dieser könnte für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden, darunter Aufklärung und Überwachung, Such- und Rettungsmissionenen oder logistische Unterstützung. Zusätzlich zu bemannten Hubschraubern soll die DDG(X) unbemannte Luftfahrzeuge bzw. Drohnen einsetzen können.
Verdrängung und Kampfsystem
Mit einer Verdrängung von 13.500 Tonnen wird die DDG(X) etwa 40 Prozent größer als die aktuellen Arleigh-Burke-Zerstörer In der Ausführung Flight III sein. DDG(X) soll das Aegis-Kampfsystem und das leistungsstarke AN/SPY-6-Radar der Flight III-Variante übernehmen.
Aegis ist ein automatisiertes und integriertes Waffen- und Führungssystem, das sowohl auf Kriegsschiffen als auch als landgestützte Anlage eingesetzt wird. Es wurde von der Navy gemeinsam mit Lockheed Martin entwickelt und vernetzt Sensoren, Datenbanken und Feuerleitsysteme mittels Computertechnik.
Ursprünglich Ende der 60er-Jahre zur Luftabwehr von Kamikaze- und Sowjet-Fliegern konzipiert, wurde es permanent modernisiert. Es kann jetzt auch gegen Überwasser- und Unterwasserziele eingesetzt werden. Das AN/SPY-1 Radar ist das Herzstück und kann über 100 Ziele gleichzeitig verfolgen.
28 Schiffe geplant
Die Navy plant, 28 DDG(X)-Schiffe zu bauen. Die geschätzten Kosten variieren jedoch erheblich, je nachdem wen man fragt. Die Navy schätzt 3,3 Milliarden Dollar pro Schiff, das Congressional Budget Office (CBO) 4,4 Milliarden Dollar pro Schiff.
Zum Vergleich: Die Arleigh-Burke-Zerstörer vom Typ Flight III kosten aktuell im Schnitt 2,1 Milliarden Dollar pro Stück. CBO schätzt, dass dieser Betrag in naher Zukunft auf 2,5 Milliarden US-Dollar steigen wird.
Der Produktionsbeginn für die DDG(X) ist für frühestens 2034 geplant, was später ist als ursprünglich anvisiert. Die Navy will aber aufgrund der Tatsache, dass die Zeit der Arleigh Burke bald abgelaufen sein wird und der zunehmenden geopolitischen Bedrohungen - vor allem durch China - die Entwicklung vorantreiben.
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