Drei baut TV-Dienst aus und macht Netflix Konkurrenz
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Kabel-TV ohne Kabelanschluss: Mit diesem Versprechen ging der Mobilfunker “Drei” vor einem halben Jahr unter die Fernsehanbieter. “3TV” sollte insbesondere den Platzhirschen UPC und A1 sowie DVB-T2 alias “simpliTV” Konkurrenz machen. Nun zieht man erstmals Bilanz: Die 3TV-App, die für alle gängigen Plattformen - unter anderem iOS und Android, aber auch für Apple TV, Android TV, Fire TV und Samsungs Tizen - verfügbar ist, wurde mehr als 20.000 Mal heruntergeladen. Wie viele zahlende Kunden 3TV hat, verrät der Mobilfunker nicht. Die ersten Monate seien aber ohnedies nur eine Soft-Launch-Phase gewesen. Erst jetzt will man in die Offensive gehen und den Dienst aktiv bewerben.
Aufnahmen werden aufbereitet
Die ersten Kunden haben wertvolles Feedback geliefert, wie Christian Haspl, verantwortlich für TV und VOD bei Drei, im Gespräch mit der futurezone erklärt. So habe man vor allem die Benutzeroberfläche umgestaltet, die nun das Umsortieren der Senderliste, Teletext und TV-typisches “Zappen” erlaubt. Neben der Senderliste gibt es nun ein eigenes Aufnahme-Menü für den Online-Videorekorder.
Im Graubereich
Die Inhalte werden mithilfe von Technologie des US-Unternehmens Gracenote aufbereitet. Künftig könnte das Angebot auch personalisiert oder mit VOD-Inhalten von Drei ergänzt werden. Ein echter Netflix-Konkurrent will man aber dennoch nicht sein: “Es werden ja nur sieben Tage aufgezeichnet. Wir bauen hier keine Videothek auf, die anderen Konkurrenz macht”, so Haspl. Die theoretisch möglichen 6720 Stunden an Inhalten (inklusive Werbung) sind aber im Vergleich zur österreichischen Netflix-Bibliothek, die derzeit 2705 Titel zählt, durchaus konkurrenzfähig. Lediglich das für TV-Serien typisch Bing-Watching wäre hier nur schwer möglich.
Kein Zero Rating, aber 4K-Tests
Eine Zero-Rating-Lösung - Datenguthaben wird für einen bestimmten Dienst nicht verrechnet - sei derzeit nicht angedacht. Der Mobilfunker zeigt sich vorerst zurückhaltend, da derartige Zero-Rating-Tarife nach den neuen EU-Bestimmungen auf wackeligen Beinen stehen. Sollte es eine gesetzliche Anpassung geben, sei man aber dafür offen. Bei der Frage nach der GIS-Pflicht verweist man weiterhin an den Gesetzgeber. Hier müsste wohl vor allem die Frage, ob ein Streaming-Stick oder eine App ein “Empfangsgerät” darstellt, geklärt werden.
Kooperation mit Apple
Ein Problem lässt sich vorerst nicht lösen: Die hohe Latenz. Da Drei ein Satellitensignal abgreifen und über seine Datennetze weiterleiten muss, kann es gegenüber Antennen- und Satelliten-Fernsehen bis zu 13 Sekunden Verzögerung geben. Während die Nachbarn beispielsweise bereits über ein Tor jubeln, läuft bei 3TV noch der Konter. “Das Problem werden wir mit 4G nicht so schnell in den Griff kriegen. Da braucht es schon 5G”, meint Haspl. Die Verzögerung dürfte aber wohl auch hier bei einigen Sekunden bleiben, da die Latenz vonseiten des Netzwerks nur einen Bruchteil einer Sekunde ausmacht.
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