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Produkte

Drei stellt "Mobilfunk-Abo wie Netflix" vor

Der Mobilfunkanbieter Drei hat am Montag ein neues Produkt vorgestellt, das für viele sicherlich überraschend gekommen ist: Es handelt sich dabei nicht etwa um einen neuen Mobilfunktarif oder eine Ankündigung zum Ausbau des Mobilfunknetzes, sondern um die Einführung eines digitalen Mobilfunk-Abos, ähnlich wie wir es von Netflix oder Spotify kennen.

Mit der App „up 3“ können sich zukünftige Drei-Kund*innen bequem vom Sofa aus mit ihrem neuen Smartphone im Drei-Netz registrieren und ein Mobilfunk-Abo per App abschließen, anstatt in einen Handyshop zu pilgern. „Wir haben die Pandemie genutzt, um uns anzusehen, welche Bedürfnisse Kund*innen in einer digitalen Welt erwarten, die wir aber noch nicht erfüllen“, erklärt Rudolf Schrefl, Drei-CEO im Pressegespräch. So sei das neue, digitale Produkt entstanden, mit dem man die Kund*innenbeziehung digitalisieren möchte.

Das ist im Abo enthalten

Doch wie geht das jetzt genau? „Das Mobilfunk-Abo funktioniert ohne Vertragsbindung, ohne Servicepauschale, ohne Aktivierungsentgelt und mit allen Bezahlmöglichkeiten, die State-of-the-Art sind“, erklärt Günter Lischka, der bei Drei den Privatkund*innen-Bereich leitet. Im Mobilfunk-Abo sind zum Start bis zu 300 Mbit/s Download und bis zu 100 Mbit/s Upload inkludiert, es gibt keine Daten- oder Sprachminuten-Limits und man surft im 5G-Netz von Drei. Ebenfalls inkludiert sind 30 GB EU-Roaming. Werden außerhalb der EU die inkludierten Einheiten überschritten, so wird die Verbindung automatisch unterbrochen. In diesem Fall können Zusatzpakete per App hinzugebucht werden.

Ab sofort können sich interessierte Kund*innen über die App „up 3“ einfach anmelden und durchs Anmelde-Menü klicken. Laut Drei sei die App „benutzerfreundlich“ und „haptisch nutzbar“ und man kann sein neues Mobilfunk-Abo „binnen 5 Minuten“ aktivieren.

So viel kostet das Abo

Zum Start kostet das Mobilfunk-Abo 25 Euro pro Monat, nach 6 Wochen wird es dann um 50 Euro pro Monat verfügbar sein. Es gilt vorerst für ein einzelnes Gerät pro Kund*in (das Smartphone), aber Drei denkt mit dem Modell bereits in die Zukunft: Künftig soll man etwa sein Tablet, seine Smartwatch, andere Wearables und IoT-Geräte mit demselben Abo nutzen können. Auf futurezone-Nachfrage heißt es, dass man „in Zukunft mit dem Mobilfunk-Abo die Nutzung des gesamten Ökosystems“ andenke, also auch das Tablet oder die Smart Watch im Abo enthalten sein könnte.

Rudolf Schrefl von Drei erklärt das Produkt bei der Pressekonferenz

eSIM als Basis

Das Modell basiert auf der Verwendung der eSIM. Das ist eine in Smartphone fest verbaute SIM-karte, die sich nicht tauschen lässt. Bisher war die Aktivierung der eSIMs über das Internet oder mit QR-Code möglich. Beim Abo-Modell von Drei funktioniert das ebenfalls gleich in der App. Zahlreiche Mobilfunk-Kund*innen, deren Smartphones noch keine eSIM unterstützen, sind von dem Abo-Modell also vorerst ausgeschlossen. Denn eSIMs sind derzeit vor allem in höherpreisigen, neueren Smartphones verbaut. Drei rechnet jedoch damit, dass die Zahl der eSIM-fähigen Geräte in Österreich bis zum Jahresende bereits rund 2 Millionen betragen wird. „Die Nachfrage der eSIM wird weiter steigen“, erklärt Lischka.

Auch eine Portierung der Rufnummer aus anderen Netzen ist mit der eSIM möglich. Ein Umstieg von einem bisherigen Drei-Tarif auf das Mobilfunk-Abo ist jedoch nicht möglich, hier muss man den alten Vertrag ganz klassisch mit Kündigungsfrist kündigen und umsteigen. Apropros Kündigung: Das Mobilfunk-Abo von Drei lässt sich jederzeit pausieren. Wenn man 12 Monate lang komplett inaktiv ist und es nicht mehr reaktiviert, wird die Rufnummer wieder freigegeben. „Die Pausierung funktioniert per Knopfdruck, man muss diese allerdings aus Sicherheitsgründen doppelt bestätigen. Eine Kündigung des Abos ist nicht notwendig. Nach 12 Monaten erlischt das Abo dann automatisch komplett“, sagt Lischka.

Vorreiterrolle nicht nur in Österreich

Drei startet damit als einer der ersten Mobilfunker weltweit ein rein digitales Abo. „Wir wollen unser Vorreiterrolle am Telekommunikationsmarkt gerecht werden“, sagt CEO Schrefl bei der Präsentation. Laut Drei werden wohl bald "weitere Mobilfunker" mit ähnlichen Modellen folgen und auf den Innovationszug aufspringen. Bei A1 wollte man dies auf Rückfrage von der futurezone vorerst nicht kommentieren. Magenta erklärte auf unsere Anfrage, "nicht auszuschließen, in Zukunft etwas Ähnliches einzuführen". In Deutschland wäre bereits ein ähnliches Produkt für iPhones auf dem Markt, heißt es.

Auf Mobilfunk-Kund*innen mag das Produkt auf den ersten Blick vor allem eines wirken: ungewohnt. Bisher gab es schließlich nur die Welt der unterschiedlichen Tarife und großteils tarifgestützte Geräte. Das Abo setzt auch voraus, dass man sein Smartphone völlig unabhängig vom Tarif erwirbt. Drei glaubt, dass es auch künftig tarifgestützte Smartphones geben wird. Das Abo sei in erster Linie als "Erweiterung" des Portfolios für besonders digital-affine Menschen gedacht.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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