Gadgets gegen Gelsen: Was wirklich hilft
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Über 50 Gelsenarten gibt es in Österreich und alle sind lästig, wenn sie im Schlafzimmer umher surren und juckende Stiche hinterlassen. Angelockt werden sie unter anderem von Stoffen wie Buttersäure, die im menschlichen Schweiß vorkommt. Wir erklären, wie man sich trotz Sommerhitze schützen kann, welche Hilfsmittel tatsächlich wirken und wo Fehlkäufe lauern.
UV-Licht-Lampen
Wer nach Gelsenabwehr sucht, findet schnell ein schier endloses Angebot an UV-Licht-Lampen, die neben Gelsen auch gleich Fliegen, Bienen, Käfer und sonstiges Getier anziehen und töten sollen. Das klingt ganz gut: Sie sind leise und sie arbeiten nicht mit chemischen Stoffen, die potenziell schädlich sein könnten. Sie kosten meist zwischen 15 und 40 Euro.
Bei den Lampen ist von bestimmten Wellenlängen der ultravioletten Glühbirnen die Rede, die Insekten anlocken sollen. Mücken lassen sich so aber nicht anlocken, so der Parasitologe Hans-Peter Führer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien: „Mücken werden von Duftstoffen und Wärme angezogen, UV-Licht oder hohe Töne bringt gegen sie nichts“.
Töne mit hohen Frequenzen
Damit werden auch fiepende Armbänder und die zahlreichen kostenlosen Apps ausgeschlossen, die es inzwischen fürs Smartphone gibt. Mit „Mückenschutz: Frequenz-App“ oder „Anti Mosquito“ werden sie beworben. Tatsächlich geben sie lediglich einen unerträglich hohen Ton ab, der nichts für das Wohlbefinden tut. Wer Menschen und Hunde fernhalten möchte, hat mit der App wahrscheinlich mehr Erfolg als gegen Gelsen. Zudem sollte man bedenken, dass solche Apps, die offensichtlich nicht funktionieren, vermutlich im Hintergrund viele Daten sammeln.
Das Unternehmen Biogents AG, das selbst Mückenfallen herstellt und dazu forscht, hat in einem YouTube-Video festgehalten, dass solche Apps nicht funktionieren:
Ein elektrisches Gerät, das seine Wirkung zeigt – wenn auch sehr brutal – ist die elektrische Fliegenklatsche. Statt mehrfach auf ein Tier einzuschlagen, bis es tot ist, grillt man es mit einem gezielten Schwung. Elektro-Fliegenklatschen werden in der Regel über USB geladen oder mit Batterien betrieben und die Mücken werden mit einem kleinen Knall sofort getötet. Sie sind online oder in der Drogerie ab 4 Euro erhältlich.
Duftstoffe helfen
Besser helfen laut Hans-Peter Führer Insektenfallen, die Duftstoffen verströmen. Solche Stecker gibt es auch in der Drogerie, etwa von Nexalotte, um knapp 8 Euro. Sie sollten aber mit Bedacht genutzt werden, da eben chemische Stoffe in der Luft verteilt werden, auf die einige Menschen allergisch reagieren. Deshalb sollte man darauf achten, dass der Stecker nur bei Bedarf eingeschalten wird und keine Kleinkinder oder empfindliche Personen im Raum sind, während das Gerät betrieben wird.
Technik hat es draußen schwer
Wer sich nach draußen begibt, betritt Gelsen-Terrain und der Duftstoff-Stecker oder andere Fallen bringen einfach nichts mehr. Sie sind nicht für den Betrieb im Freien ausgelegt und verbrauchen nur unnötig Strom. Hier empfiehlt der Parasitologe, auf Mittel zum Einschmieren zurückzugreifen. Allerdings muss auch hier auf die Inhaltsstoffe geachtet werden. Mittel, die in Ländern mit exotischeren Mücken verkauft werden, enthalten laut Führer häufig höhere Dosierungen der Duftstoffe und können die Haut reizen.
Solche Repellents überdecken die vom Körper abgesonderten Duftstoffe und die Gelsen haben kein oder zumindest weniger Interesse daran, zuzustechen. Zudem haben Gelsen eine besondere Abneigung gegen den Duft von Tomaten und Tomatensträucher, so Hans-Peter Führer. So könnte man sich die Tiere ganz ohne Technik vom Hals halten.
Juckreiz mit Wärme lindern
Ist der Schaden bereits angerichtet und man wurde gestochen, gibt es Hilfsmittel, die tatsächlich bei der Behandlung helfen. Elektronische Stifte wie „Bite Away“ werden an den Gelsenstich gehalten und sollen Schwellungen, Juckreiz und Schmerzen lindern. Anders als eine Creme oder ein Gel wirken die Stifte mit Wärme.
Wenn die Gelse sticht, saugt sie nicht nur Blut, sondern gibt Speichel ab, damit das Blut beim Einsaugen nicht gerinnt. Im Speichel sind daher Eiweißstoffe und die sorgen dann für die Entzündung und das Jucken. Kratzt man sich, verteilen sie sich unter der Haut und der Stich wird schlimmer. Durch die Hitze, die die elektronischen Stifte abgeben, werden Proteine neutralisiert und damit das Eiweiß im Gelsen-Speichel. Das soll tatsächlich funktionieren, so Hans-Peter Führer.
Invasive Arten erkennen
Institutionen wie die Veterinärmedizinisch Uni Wien analysieren Mücken auch, um invasive Arten zu erkennen. Seit einigen Jahren kommt etwa die Tigermücke auch in Europa vor, auch wenn sie sehr selten ist. Sie soll vor allem tropische Krankheiten wie das Dengue-Fieber übertragen. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) klärt auf, dass das Risiko, in Österreich eine solche Infektion durch einen Stich der Tigermücke zu bekommen, aber sehr gering ist. Trotzdem kontrolliert man den Gelsenbestand in Österreich permanent. Ein markantes Merkmal der Tigermücke ist ihr gestreifter Körper. Allerdings haben viele andere, heimische Arten solche Merkmale, weshalb es schnell zu Verwechslungen kommen kann.
Die App MosquitoAlert (für iOS und Android) soll dabei helfen, wirklich invasive Arten unkomplizierter zu bestimmen. Sie ist ein Citizen-Science-Projekt, das von vielen österreichischen Institutionen koordiniert wird. Bisher musste man die erlegten Mücken mit der Post zur Überprüfung an die zuständige Stelle senden. Über die App kann man nun Fotos von Nestern und verdächtig aussehenden Gelsen übermitteln.
Experten werten diese Daten anschließend aus und melden sich mit den Ergebnissen der Analyse. Die App gamifiziert zudem das Erkennen von Mücken, indem man die eingeschickten Bilder anderer Nutzer validieren kann und so Punkte sammelt. Das soll das Engagement stärken und dabei helfen, die Arten besser zu erkennen.
Fazit
Einfach Lampen oder Apps zur Mückenabwehr einzusetzen funktioniert nicht, das Geld und den Platz auf dem Smartphone kann man sich sparen. Wer wirklich Probleme mit Gelsen hat, muss auf Produkte zurückgreifen, die auf Duftstoffen basieren. Erfreulicher ist es da bei Stichen, denn die Wärmebehandlung wirkt. Allerdings fragt man sich, ob man nicht auch punktuell Hitze zuführen kann, ohne ein Produkt nur für diesen Zweck zu kaufen.
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