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Galaxy S gegen Galaxy S10: Was sich in 10 Jahren getan hat

Anfang der 2010er Jahre ist für Samsungs Handy-Geschäft das bislang wichtigste Zeitalter angebrochen. In diesem Jahr ging mit dem Galaxy S (Modelnummer i9000) eines der ersten Android-Smartphones des Unternehmens in den Verkauf. Inklusive aller Varianten ist das Handy 24 Millionen Mal verkauft worden.

Angesichts der heutigen Spitzen-Smartphones wirken die Spezifikationen fast niedlich: Das Display löst mit 480x800 Pixel auf und hat eine Diagonale von 4 Zoll. Als CPU kommt ein Single-Core Cortex A8 mit einer Taktrate von einem GHz zum Einsatz. Der Arbeitsspeicher liegt bei 512MB, der interne Speicher beträgt entweder 8 und 16 Gigabyte.

Neun Jahre später kam mit dem Galaxy S10 das zehnte Modell der Serie auf den Markt. Wir haben das Ende der 2010er-Jahre zum Anlass genommen festzuhalten, was sich in dieser Zeit bei den Handys getan hat. Dafür lassen wir das originale Samsung Galaxy S gegen das Galaxy S10 antreten.

Kinderspielzeug?

Die auffälligste Änderung ist die Größe. Nimmt man das Galaxy S heute in die Hand, meint man, es handle sich um ein Kinderspielzeug. Mit 122 x 64 mm ist das Handy im Vergleich zum S10 mit 150 x 70 mm gefühlt winzig. Mit 9,9 mm ist es außerdem spürbar dicker als das neuere S10.

Obwohl ich grundsätzlich großer Fan von großen Smartphones bin, kann ich mich mit dem kompakten Formfaktor des ersten Galaxy-Smartphones durchaus anfreunden. Es ist angenehm, wenn das Handy „richtig“ in die Hosentasche passt. Auch liegt es aufgrund der kompakten Größe recht gut in der Hand und kann beim Fotografieren ohne Probleme gehalten werden.

Viel getan hat sich bei der Verarbeitung. Während das 2010er-Smartphone noch zu einem großen Teil aus Plastik besteht, dominieren beim neuen Samsung Handy Glas und Metall.

Home Button

Während bei dem aktuellen S10 nahezu die gesamte Vorderseite aus Display besteht, hatte das alte Handy noch einen relativ breiten Rahmen. Unterhalb der Anzeige befinden sich außerdem Menü-, Home- und Zurück-Button. Die einzige physische Taste ist der Home-Button, Menü und Zurück sind Soft Keys. Und auch wenn der Home-Button wie ein Fingerabdrucksensor aussieht – Biometrie war damals noch Zukunftsmusik.

Mit einer Kapazität von 1.500 mAh fasst der Akku weniger als halb so viel Energie wie der des Galaxy S10 mit 3.400 mAh. Immerhin lässt er sich durch Abnehmen des Akkudeckels innerhalb weniger Sekunden tauschen.

Unter dem Akkudeckel liegen auch die Slots für SIM- und Speicherkarte. Begrüßenswert: Im Unterschied zu vielen Konkurrenten hat Samsung auch bei den aktuellen Spitzenmodellen noch einen microSD-Slot verbaut.

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Die Kamera

Ein Faktor, bei dem sich das Meiste getan hat, ist die Kamera. Das erste Galaxy S ist mit einer Linse ausgestattet, die mit 5 Megapixel auflöst. Das S10 hingegen kommt mit drei Kameras zwischen 12 und 16 Megapixeln.

Beim Versuch mit dem Galaxy S ein paar Schnappschüsse bei mäßigem Licht zu schießen, komme ich mir vor, als hätte ich eine Zeitreise in die Steinzeit gemacht. Fotografiert man nicht gerade in hellster Umgebung, erscheinen die Fotos verschwommen und kaum zu gebrauchen. Der Dynamikumfang lässt extrem zu wünschen übrig. Von einer HDR-Funktion, wie wir sie heute kennen, gar nicht zu reden.

Das S10 hingegen zählt aktuell zu den besten Handykameras am Markt und kann selbst unter schwierigen Bedingungen noch ansehnliche Fotos erzeugen, die sich manchmal kaum von denen einer Spiegelreflex- oder Systemkamera unterscheiden lassen.

Viele der Verbesserungen bei den Smartphone-Kameras spielten sich auch im Bereich Software ab. Künstliche Intelligenz ermöglicht es heute, auch mit winzigen Sensoren Nachtaufnahmen zu machen, wie sie früher nur mit Langzeitbelichtung und Stativ möglich waren.

Hier ein paar Vergleichsfotos zwischen dem ersten Galaxy S und dem Galaxy S10. Die Aufnahme des älteren Gerätes findet ihr dabei jeweils links.

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Die Software

Ausgeliefert wurde das Galaxy S damals mit Android 2.1 (Eclair). Ein paar Updates folgten, die letzte offizielle Android-Version für das Handy ist 2.3 (Gingerbread). Zu Zeiten des Galaxy S war noch die Custom-ROM-Szene wesentlich aktiver als heute. Wer Zeit und Lust hatte, sein Handy zu flashen, konnte damals zwischen Dutzenden ROMs wählen. Verbreitet wurden sie über Foren, wie etwa XDA. Die letzte Android-Version, die ich auf dem Galaxy S verwendet habe, war Andoid 4.4 (KitKat) mit einem Custom-ROM, das auf Cyanogen basiert.

In Sachen Funktionalität bin ich heute fast überrascht, was Android damals bereits konnte. KitKat erschien 2013 und ist den heute aktuellen Versionen beim User Interface in vielerlei Hinsicht kaum unterlegen. Auch der grundsätzliche Aufbau des User-Interfaces war damals schon so wie heute: Auf mehreren Homescreens kann man Icons und Widgets platzieren und über den App-Drawer hat man Zugriff auf die installierten Apps. Per Swipe-Down fand man schon damals Schnelleinstellungen und Benachrichtigungen.

Wäre es aufgrund fehlender Sicherheitsupdates nicht völlig fahrlässig ein derart altes System zu verwenden, könnte man es fast damit aushalten. Wäre da nicht noch ein Faktor, nämlich die Geschwindigkeit.

Langsam

Ist man heutige Spitzen-Smartphones mit ihren Multicore-CPUs und mehreren Gigabyte RAM gewohnt, schläft man bei der Bedienung des ersten Galaxy S nahezu ein. Jeder Schritt dauert ewig und man meint immer wieder, das Handy wäre zwischenzeitlich abgestürzt.

Bis sich die Kamera öffnet, ist das, was man fotografieren will, oft schon über alle Berge. Auch kann man sich mehrmals überlegen, ob sich ein Foto mit der Kartoffel-Kamera überhaupt auszahlt.

Fazit: Größer, schneller, besser, aber kaum smarter

Was hat sich in zehn Jahren Smartphone getan? In Sachen grundsätzlicher Funktionalität erstaunlich wenig. Auch wenn das 2010er-Handy fast schon spielzeugartig klein wirkt, konnte ich damit bereits 2010 im Web surfen, mit Google Maps navigieren, über Spotify Musik hören und Fotos machen. 

Die Qualität von all dem ist allerdings merkbar in die Höhe geschossen. Ich frage mich, ob das Galaxy S früher auch schon so langsam war und ich es einfach gewohnt war, dass das Öffnen einer App mehrere Sekunden dauert. Und dann ist da die Kamera. Waren Handy-Fotos damals meistens unbrauchbar, machen sie heute Kameras um Tausende Euros Konkurrenz.

Durch das Galaxy S ist mir außerdem bewusst geworden, wie sehr die Custom-ROM-Szene heute eingeschlafen ist. Die Gründe dafür sind logisch. Ich würde mir heute alleine schon aus Sicherheitsgründen nicht blindlings ein neues ROM von einem Forum auf das Handy laden. Die Spielerei - einschließlich des Nervenkitzels, ob man das Handy durch das Flashen brickt - war früher dennoch amüsant.

Falls sich jetzt jemand noch ernsthaft die Frage stellt, ob das Galaxy S heute noch halbwegs brauchbar ist: Die Antwort lautet natürlich nein. Abgesehen davon, dass alles ewig dauert, sind moderne Apps nicht mehr für die Nutzung unter einem derart alten System mit alter Hardware ausgelegt und stürzten meistens ab. Entsorgen werde ich mein Galaxy S aber dennoch nicht, da der gelegentliche Sprung in die Vergangenheit auch in einigen Jahren noch lustig sein dürfte.

Falls man jetzt aus der Entwicklung der vergangenen zehn Jahre auf die kommenden zehn Jahre schließen will, kann man prognostizieren, dass das Konzept Smartphone in seiner Grundform bestehen bleiben dürfte und nicht durch Dinge wie Smartwatches oder Augmented-Reality-Brillen verdrängt wird. Spekulieren könnte man, ob das 2029er-Galaxy dann vielleicht schon zehn oder zwölf Kameras auf der Rückseite hat.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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