Garmin Venu 3

Die Garmin Venu 3 ist minimalistisch und leicht

© Thomas Prenner

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Garmin Venu 3 im Test: Die fast perfekte Fitness-Smartwatch

Die Garmin Venu 3 ist minimalistisch und leicht, wodurch sie angenehm zu tragen ist

Mit der Venu 3 hat Garmin Ende August seine neue Smartwatch mit AMOLED-Screen veröffentlicht. Die Venu-Serie verfügt über ein dezentes Äußeres, soll gleichzeitig aber eine Reihe von Fitness-, Gesundheits- und Smartwatch-Features bieten. Ich durfte sie testen. 

Äußeres, Tasten und Bedienung

Das Design entspricht im Großen und Ganzen dem Vorgänger Venu 2 Plus. Die Uhr ist minimalistisch gestaltet und trägt am Handgelenk nicht dick auf, was ich als angenehm empfinde. Sie ist auch leicht und fällt im Alltag kaum auf. Die Uhr verfügt über eine Edelstahl-Lünette, die angeraut, aber nicht drehbar ist. Das AMOLED-Display ist hell und farbstark und kann auch im Freien bei Sonnenschein problemlos abgelesen werden.

Pro und Contra

Pro

  • Dezentes Gehäuse, schönes Display
  • Ausgezeichnetes Gesundheits- und Sport-Tracking
  • Garmin Connect ist beste Gesundheits- und Sportplattform
  • Lange Akkulaufzeit

Contra

  • Smartwatch-Funktionen überschaubar
  • Kein drahtloses Laden

Die Uhr hat 3 Tasten auf der rechten Seite. Standardmäßig gelangt man mit der oberen in das Menü für Aktivitäten und Apps. Die mittlere führt zu kürzlich aufgerufenen Funktionen oder Apps und die unterste zu den Einstellungen. 

Zudem wird die Uhr über den Touchscreen bedient. Wischt man etwa nach oben oder nach unten, kommt man in das Widget-Menü. Dort kann man sich aufgezeichnete Körperdaten (Puls, Stress, etc.) oder die Musikkontrolle anzeigen lassen. Wischt man nach rechts, kommt man zum “Kurzbefehl”. Man kann einstellen, was dort aufscheinen soll.

In der Regel nutze ich das, um die Garmin-eigene Bezahlfunktion Garmin Pay aufzurufen. Wird der Dienst von der eigenen Bank unterstützt, kann man dort virtuell seine Karten hinterlegen und per NFC bezahlen. In Österreich werden dafür mittlerweile eine große Zahl an Banken und Karten unterstützt, darunter etwa die Erste Bank, die Raiffeisen oder auch die Volksbank. Eine vollständige Liste findet ihr hier

Die Bedienung der Uhr ist intuitiv, die Menüs sind logisch aufgebaut. Im Vergleich zu früheren Uhren hat Garmin das Menü etwas aufgeräumt und modernisiert. Das hat allerdings nicht nur Verbesserungen gebracht. Wenn ich etwa die Musikwiedergabe auf der Uhr steuern möchte, musste ich früher nur nach oben oder unten zu dem entsprechenden Widget wischen und konnte dann Play, Pause oder Skippen. Jetzt muss ich zum Widget wischen und es per Antippen öffnen, bevor ich zu den Kontrollelementen komme. Ein Schritt zusätzlich, der gerade am Rad oder beim Laufen ein wenig nervig ist. 

Health-Funktionen

Im Fokus der Garmin-Uhr steht die Gesundheit. Dazu können eine Reihe von Faktoren getrackt werden. Im Alltag relevant für mich sind hier in erster Linie die Herzfrequenz, die Herzfrequenzvariabilität (HRV), das Stresslevel und die SchlafanalyseGarmin hat der neuen Variante der Uhr dafür den neuen optischen Herzfrequenzsensor Elevate Gen 5 spendiert. Es handelt sich um denselben Sensor, den man von den aktuellen High-End-Uhren, wie etwa der Fenix 7 Pro, kennt.

Im Alltag finde ich vor allem das Messen der HRV bzw. des unter anderem daraus resultierenden Stress-Levels spannend. Anhand der Zeitleiste kann ich genau nachvollziehen, welche messbaren Auswirkungen negative Dinge wie wenig Schlaf, Alkohol oder ungesundes Essen auf den Organismus haben. Dass ein paar Bier plus eine fettige Pizza eine halbe Stunde vor dem Zubettgehen nicht optimal sind, war mir zwar auch ohne Smartwatch bewusst, es schwarz auf weiß am Handgelenk zu haben, ist aber dennoch interessant. Und es motiviert auch, die Werte im grünen Bereich zu halten. 

Die Venu-Serie ist die einzige, für die es eine offizielle EKG-App von Garmin gibt. Leider ist jene derzeit noch nicht in Europa verfügbar. Man kann aber hoffen, dass sie im Laufe der nächsten Monate endlich nachgeliefert wird. 

Mehr schlafen

Neu an der Venu 3 ist der Schlaf-Coach. Mit ihm bekommt man jeden Morgen eine Zusammenfassung, wie gut man denn geschlafen hat. Auch einen Punkte-Score sieht man dort. In die Bewertung fließen etwa die Schlafphasen, die nächtliche HRV und mehr ein. Der Coach schlägt einem auch anhand des bisherigen Schlafs und der täglichen Aktivität vor, wie lange man in der kommenden Nacht ruhen soll. 

Die Empfehlung hinsichtlich Schlafdauer ist zwar interessant, aber für mich nicht wirklich praxistauglich. Generell ortete die Uhr bei mir fast permanent ein “erhöhtes Schlafbedürfnis”. Die daraus resultierende Empfehlung bewegte sich etwa bei einer Schlafdauer von über 8 bis fast 9 Stunden. Nice Try, Garmin Schlaf-Coach, aber das geht sich beim besten Willen nicht aus. Dass es im Bild unten gerade nicht so ist, ist wohl dem Vorführeffekt geschuldet.

Sport-Funktionen

Die Venu-Uhren verfügen über 30 verschiedene Sport-Apps, über die Aktivitäten getrackt werden können. Darunter natürlich Laufen, Radfahren und Schwimmen, aber auch Pilates, Yoga und E-Bike-Fahren. Über die zugehörige Garmin-Connect-App kann man zudem Lauf-Trainingspläne absolvieren. Dabei wählt man aus, wofür man trainieren möchte (etwa einen 10-Kilometer-Lauf) und die Software stellt anschließend einen Trainingsplan zusammen. Neu ist ein Rollstuhlmodus für Sport-Apps.

Im Vergleich zu Vivoactive- und früheren Venu-Uhren bringt die Venu 3 eine erfreuliche Änderung für Radfahrer*innen. So ist es erstmals offiziell möglich, Leistungsmesser (Powermeter) direkt mit der Uhr zu verbinden und so die Tretarbeit direkt in der Aktivität aufzuzeichnen. 

Das Tracking funktioniert wie von Garmin gewohnt zuverlässig. Man wählt einfach die entsprechende Aktivität aus. Wenn man dazu im Freien ein GPS-Signal braucht, muss man noch kurz auf Satelliten-Konnektivität warten und schon kann es losgehen. Besonders erfreulich im Vergleich zu anderen Garmin-Uhren: Man kann Aktivitäten pausieren, ohne, dass einen die Uhr alle 10 Minuten versucht, sie automatisch zu beenden. Das ist praktisch, wenn man etwa eine Radtour zu einem Café macht und die Hin- und Rückfahrt nicht als 2 getrennte Aktivitäten aufzeichnen möchte. Nachteil ist, dass das Display bei der Unterbrechung permanent an bleibt, was Strom kostet. Eine Aktivität komplett “ruhig zu stellen” und dann später fortzusetzen, wie es etwa bei den Fenix-Uhren geht, ist bei der Venu nicht möglich. 

Benachrichtigungen und Sprachassistent

Die Venu 3 kann wie alle Garmin-Uhren auch Benachrichtigungen vom Smartphone anzeigen und direkt darauf antworten. Das funktioniert entweder über eine Auswahl vorgeschriebener Antworten, oder – und das ist neu – über eine Tastatur direkt auf der Uhr. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, ist letzteres nicht ganz einfach auf dem kleinen Screen. Zwei, drei Wörter kann man aber durchaus so tippen.

Ebenfalls neu: Die Garmin-Uhren können jetzt Fotos, die einem gesendet werden, direkt auf der Uhr anzeigen. Sie werden allerdings nicht standardmäßig mit der Benachrichtigung auf die Uhr geschickt, sondern müssen gesondert “heruntergeladen” werden. Das funktioniert in der Praxis durch einen Tap auf das Display. Die Fotos werden dann zwar nur klein auf der Uhr angezeigt, das reicht aber in der Regel, um eine Vorstellung davon zu haben, was einem da gerade geschickt wurde. 

Die Venu ist im Unterschied zu anderen Uhr-Serien von Garmin auch mit einer Sprachassistenten-Funktion ausgestattet. Dabei hat Garmin (zum Glück) keinen eigenen Assistenten gebaut, sondern greift auf die Features im verbundenen Smartphone zurück. Verwendet man also ein iPhone, kann man über die Uhr mit Siri sprechen, verwendet man ein Android-Handy mit dem Google Assistant oder mit Bixby, falls man ein Samsung-Handy hat und das wirklich möchte. 

Im Test habe ich diese Funktion mit einem Android-Phone verwendet. Standardmäßig kann man den Sprachassistenten per Hotkey (z. B. lang auf die mittlere Taste) aufrufen. Dann dauert es einen Augenblick (1 bis 2 Sekunden), bis man direkt in die Uhr hineinsprechen kann. Die Antwort wird über den integrierten Lautsprecher ausgegeben.

Akku und Laden

Die neue Venu 3 mit 1,4-Zoll, verfügt laut Garmin über eine Akkulaufzeit von bis zu 14 Tagen im Smartwatch-Modus bzw. 26 Stunden im GPS-Modus. Bei der 3s mit 1,2-Zoll Display sollen es 10 Tage bzw. 21 Stunden sein. Im Test mit der 1,4-Zoll-Variante bin ich mit einer Ladung bei 5 insgesamt rund 5 Stunden GPS-Aktivität locker über eine Woche ausgekommen. Das ist für mich im Alltag mehr als ausreichend.

Und muss man doch einmal an die Steckdose, ist der Akku in einer Stunde voll. Geladen wird über Garmins proprietären Anschluss auf der Rückseite. Im Unterschied zu früheren Uhren hat das beiliegende Kabel nun eine USB-C- anstatt einer USB-A-Buchse. Drahtloses Laden wird wie bei allen anderen Garmin-Uhren leider nicht unterstützt.

Fazit 

Garmin ist in erster Linie für seine Sport- und Gesundheitsfeatures bekannt und spielt diese Stärken bei der Venu 3 voll aus. Wer gerne Dinge wie Puls, Sport und Schlaf trackt, bekommt mit der neuen Smartwatch ein mächtiges Gerät mit Garmins neuestem Herzfrequenzmesser.  Ein Pluspunkt für alle, die gerne dezenter unterwegs sind: Ihre Sportlichkeit sieht man Venu nicht an, sie ist minimalistisch und elegant. 

In Sachen Smartwatch-Features hat Garmin immerhin nachgelegt. Das Anzeigen von Bildern in Benachrichtigungen und die Uhren-Tastatur sind nette Ergänzungen. Das Sprechen mit dem Assistant über die Uhr ist ebenfalls eine manchmal praktische Möglichkeit. 

Dennoch sind die Smartwatch-Features am Ende des Tages überschaubar. Mehr als das oben genannte und das Steuern der Musikwiedergabe auf dem verbundenen Handy geht mit Bordmitteln nicht. Am schmerzlichsten vermisse ich hier Navigation. Direkt Navi-Anweisungen von Google Maps an die Uhr zu senden, geht nur über Umwege. Zwar gibt es in Garmins App-Store Connect IQ noch einige Drittanbieter-Apps, diese sind aber zumeist aus dem Bereich Sport. 

Immerhin hat Garmin noch sein Ass im Ärmel, das für manche vielleicht auch das Killer-Feature ist: Der Akku hält deutlich länger als bei der Konkurrenz von Apple oder Google. Selbst bei regelmäßigem Sport muss ich mit der Venu nur ein Mal die Woche laden. 

Unterm Strich: Wer eine dezente Uhr mit umfangreichen Sport- und Gesundheits- sowie grundlegenden Smartwatch-Funktionen sucht, macht mit der Garmin Venu 3 nichts falsch. 

Etwas happig ist der Preis im Vergleich zu den Vorgängern. Die Venu 3 ist ab 500 Euro UVP (474 bei Amazon) zu haben. Das ist ein UVP von 100 Euro mehr als die Venu 2 und immerhin noch 50 Euro mehr als die Venu 2 Plus (mittlerweile 368 bei Amazon).

Technische Daten (Herstellerangaben)

Material des Uhrglases Corning Gorilla Glass 3
Material der Lünette Edelstahl
Gehäusematerial Faserverstärktes Polymer
Schnellwechsel-Armbänder Ja (22 mm, Industriestandard)
Armbandmaterial Silikon
Größe 45 x 45 x 12 mm
Für einen Handgelenkumfang von 135-200 mm
Gewicht Silikon: 46 g mit mitgeliefertem Armband
Leder: 42 g mit mitgeliefertem Armband
Wasserdichtigkeit Schwimmen, 5 ATM
Anzeigetyp AMOLED; optional Always-On Display
Anzeigegröße, B X H 35,4 mm (1,4-Zoll) Durchmesser
Anzeigeauflösung, B X H 454 x 454 Pixel
Akkulaufzeit Smartwatch-Modus: Bis zu 14 Tage
Energiespar-Modus: Bis zu 26 Tage
GNSS-Modus nur mit GPS: Bis zu 26 Stunden
GNSS-Modus mit allen Systemen: Bis zu 20 Stunden
GNSS-Modus mit allen Systemen und Musik: Bis zu 11 Stunden
Siehe Details
Ladeverfahren Proprietäre Garmin-Ladeklemme
Speicherplatz 8 GB

Vollständige technische Angaben auf der Hersteller-Webseite

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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