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Google Nest Hub im Test: Digitaler Bilderrahmen auf Steroiden

Anfang der 2000er breitete sich in den Wohnzimmern ein neuer Trend aus: digitale Bilderrahmen. Dabei handelt es sich um kleine Displays, die mit einem Speicherkartenslot ausgestattet sind und in Endlosschleife die Bilder auf den Karten anzeigen. 

Der Google Nest Hub, der seit Mitte Oktober in Österreich verkauft wird, tritt dieses Erbe an, kann aber noch viel mehr. So kann man mit dem Gerät unter anderem auch Videos abspielen, seinen Kalender einsehen und das Smart Home steuern. Möglich macht das der integrierte Google Assistant, wie er auch in Googles smarten Lautsprechern zum Einsatz kommt. Ursprünglich ging das Gerät übrigens unter dem Namen Home Hub in den Verkauf, wurde danach aber in Nest Hub umbenannt. Ich habe es getestet.

Display und Sensoren

Rein äußerlich sieht der Nest Hub wie ein digitaler Bilderrahmen aus, den man auf einen Lautsprecher geklebt hat. Das Display hat eine Diagonale von 7 Zoll bei einer Auflösung von 1024 x 600 Pixeln. 

Dadurch ergibt sich eine Pixeldichte von knapp 170 PPI. Damit kann der Nest Hub nicht mit aktuellen Smartphones oder Tablets mithalten, deren Pixeldichte heute in der Regel ein Vielfaches dessen beträgt. Der Unterschied ist auch mit freiem Auge leicht erkennbar. Immerhin ist die Anzeige angenehm hell.

Der Hub hat zwei Mikrofone vorne verbaut. Auf der Rückseite befindet sich ein Schalter, mit dem das Mikrofon wahlweise ausgeschaltet werden kann. Mittig oberhalb des Displays befindet sich ein Helligkeitssensor. Auf eine Kamera wird - wohl auch aus Schutz der Privatsphäre - verzichtet.

Musik und Radio

Ist der Hub eingerichtet und mit dem Google Konto verbunden, zeigt er standardmäßig Fotos an, die man in Google Fotos hochgeladen bzw. abgesichert hat. Man kann in der Google-Home-App am Smartphone oder Tablet auch einstellen, dass nur bestimmte Alben angezeigt werden.

Der Nest Hub hat einen Helligkeitssensor integriert. Fotos werden nur dann dargestellt, wenn es im Raum hell ist. Wird es dunkel, dunkelt auch der Hub die Anzeige ab und zeigt nur die Uhrzeit an. Praktisch ist das etwa dann, wenn man das Gerät im Schlafzimmer aufstellt.

Die Sprachbefehle funktionieren genauso wie bei den smarten Boxen Google Home oder beim Assistant im Smartphone: Man weckt das Gerät mit “OK Google” oder “Hey Google” auf und sagt, was man gerne hätte. Der Hub kann alles, was auch der normale Sprachassistent kann. Hat man etwa sein Spotify- oder YouTube-Music-Konto mit dem Assistant verknüpft, kann man direkt per Sprache Musik abspielen. Auch das Wiedergeben von Radiostationen via TuneIn-Radio wird unterstützt. Alle österreichischen Radiosender sind so per Sprachbefehl integriert. 

Die Tonqualität ist nicht berauschend und erinnert am ehesten an das frühere Google Home Mini. Für das Anhören von Podcasts oder Nachrichten geht der Sound in Ordnung, Musik würde ich damit eher nicht hören wollen. 

Videos und casten

Das Display ermöglicht es auch, Videos auf dem 7-Zoll-Screen abzuspielen. Dabei integriert sich das Display wie ein Chromecast-Device in das Heimnetzwerk. Sieht man sich ein YouTube-Video auf dem Smartphone an, erscheint dort der “Cast”-Button, über den man es direkt an den Hub schicken kann. 

Das funktioniert nicht nur mit YouTube, sondern in fast allen Apps, die das Casten unterstützen. Dazu zählen auch die Media-Apps zahlreicher TV-Sender, wie des ORF. Man kann also direkt aus der TVThek-App Videos auf dem Hub ansehen. Im Test funktionierte das alles problemlos und intuitiv.

Theoretisch ist es auch möglich, die Inhalte der Media-Apps per Sprachbefehl aufzurufen. Das funktioniert allerdings aktuell nicht mit der ORF TVThek, sondern nur mit den Mediathek-Apps deutscher TV-Sender. Im Test versagte diese Funktion. "OK Google, spiele 'Bares für Rares'" öffnet zwar die ZDF-App, dann folgt allerdings eine Fehlermeldung. Woran das liegt, lässt sich nicht eruieren, denkbar wären geografische Restriktionen.

Was aktuell nicht funktioniert, ist das Abspielen von Inhalten aus Netflix oder Amazon Prime. Auch in zahlreichen Foren im Netz wird das unter Nest-Hub-Nutzern kritisiert. Der Nest Hub ist auch bei Netflix nicht in den unterstützten Geräten gelistet. 

Informationen

Das Display ermöglicht es auch, praktische Informationen auf dem Gerät anzeigen zu lassen. “OK Google, zeige mir den Weg zum Stephansplatz” liefert etwa direkt einen Stadtplan samt Wegstrecke auf den Screen. Per Touchscreen kann man bei diesem Beispiel auch die Karte vergrößern und darauf herumscrollen. Ganz so flott und flüssig, wie man es von modernen Smartphones gewohnt ist, funktioniert das zwar nicht, es erfüllt aber seinen Zweck.

Auch bei der Frage nach dem Wetter wird nicht nur per Stimme, sondern auch per Anzeige geantwortet. 

Smart Home Steuerung

Der Nest Hub unterstützt auch das Steuern des eigenen Smart Homes. Dazu muss man die Geräte mit dem Google Assistant verknüpft haben. Dadurch, dass mittlerweile so gut wie jede smarte Lampe, Steckdose oder Thermostat standardmäßig mit Google-Unterstützung kommt, ist das in der Regel nur eine Angelegenheit von wenigen Minuten. 

Die Menüs dafür können auch per Wischgesten auf dem Touchscreen geöffnet werden. Wischt man etwa von dem oberen Bildschirmrand nach unten, öffnet sich das Menü für Smart Home. Dort kann man die Temperatur des Thermostats regulieren oder das smarte Licht ein- und ausschalten. 

Fazit

Ist man bereits im Google-Universum angekommen und hat das ein oder andere Smart-Home-Gerät, kann man den Nest Hub um 129 Euro durchaus empfehlen. Das Display ist eine willkommene Ergänzung und vereinfacht das Leben mit dem Assistant deutlich. Sogar die Bilderrahmen-Funktion habe ich nach einiger Zeit schätzen gelernt.

Im Testzeitraum hatte ich den Hub in der Küche platziert. Will man sich kurz ein Koch-Tutorial-Video auf YouTube ansehen, funktioniert das mit dem Hub problemlos. Auch die Smart-Home-Steuerung per Touchscreen ist praktisch. Natürlich könnte man das alles auch einfach auf dem Smartphone steuern und nachsehen, aber ein stationäres Gerät vor sich stehen zu haben, ist in manchen Situationen dennoch angenehm.

Grundsätzlich ist bei Googles Sprachassistenten noch Luft nach oben. Für eindeutig abgesteckte Szenarien („Spiele Musik“, „Schalte das Licht ein“, „Stelle einen Wecker“, etc.) ist der Sprachassistent oft praktisch. Werden die Fragen komplexer, stößt die künstliche Intelligenz recht schnell an ihre Grenzen.

Etwas mehr würde ich mir bei der Qualität der Hardware wünschen. Ein derart niedrig auflösendes Display ist heutzutage einfach nicht zeitgemäß und auch bei der Tonqualität wäre etwas mehr drinnen gewesen.

Mehr Informationen sowie technische Daten zu dem Google Nest Hub gibt es im Google Store.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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