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DRM

HP rechtfertigt sich für Tintenpatronen-Skandal

Der US-Konzern HP kündigte am Mittwoch einen unerwarteten Schritt an. Die Funktion, die seit kurzer Zeit in einigen HP-Druckern Tintenpatronen von Drittanbietern aussperrt, wird deaktiviert. HP will in den kommenden zwei Wochen ein optionales Update ausliefern, das den Drucker in jenen Zustand versetzt, in dem er sich vor der Aktivierung der umstrittenen DRM-Funktion befand. "Das war nicht gerade einer unserer besten Momente in der Kommunikation", erklärte HP-COO Jon Flaxman am Mittwoch im Rahmen eines Briefings.

HP will Kontrolle über Tinte behalten

Der HP-Manager nutzte auch die Gelegenheit, um sich für die umstrittene Funktion rechtzufertigen. Diese sei aus seiner Sicht vielmehr ein PR-Desaster statt einer für Konsumenten gefährlichen DRM-Maßnahme. "An den Patronen ist ein Sicherheits-Chip verbaut, der die Qualität für unsere Kunden sicherstellen sowie unser geistiges Eigentum schützen soll", so Flaxman. Dabei habe man lediglich Tintenpatronen mit einem gefälschten Sicherheits-Chip ausgeschlossen, lizenzierte Verbrauchsmaterialien seien weiterhin funktionsfähig. Wie ein Hersteller von derartigen Tintenpatronen aber berichtet, haben sich zahlreiche Kunden beschwert, die sich einen entsprechenden Vorrat von "unlizenzierten Tintenpatronen" angelegt haben. In Online-Shops finden sich zudem derzeit keine offiziell lizenzierten Tintenpatronen von Drittherstellern.

"Wir haben unsere Kunden nicht ausreichend darüber informiert, welche Wahl sie haben", sagt Flaxman. Er betont zudem, dass nur eine "kleine Zahl von Kunden" betroffen sei, da die DRM-Funktion lediglich bei den Druckern der Modellreihen OfficeJet, OfficeJet Pro und OfficeJet Pro X aktiviert wurden. Zudem widerspricht man Berichten, wonach einige Drucker durch das Update funktionsunfähig gemacht wurden. Hierbei dürfte es sich wohl um eine Verwechslung handeln, da in zahlreichen englischsprachigen Medien davon die Rede war, dass die Tinte von Drittherstellern "gebrickt" wurde.

Öffentlicher Druck zu groß

Welchen Zweck der Sicherheits-Chip erfüllt, konnten die HP-Vertreter aber auch nicht so recht beantworten. So wurde betont, dass man "natürlich geistiges Eigentum schützen" wolle, der Chip soll jedoch auch sicherstellen, dass die beste Druckqualität und Sicherheit gewährleistet werden kann. Inwiefern die Sicherheit durch Tintenpatronen von Drittanbietern kompromittiert werden könnte, verriet man jedoch nicht.

HP sah sich nach eigenen Angaben dazu gezwungen, nachdem der öffentliche Druck zu groß wurde. Insbesondere der über die Bürgerrechtsorganisation EFF verbreitete Blogpost von Cory Doctorow wurde als ausschlaggebend genannt. Darin kritisiert der bekannte Blogger und Autor, dass die Funktion bereits mit einem Update im März ausgeliefert wurde. "Das bedeutet, HP ließ sechs Monate lang Konsumenten ihre Produkte kaufen, im Glauben, diese wären auch mit Tintenpatronen von anderen Herstellern kompatibel, obwohl im Hintergrund bereits ein Countdown lief", so Doctorow.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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