Master & Dynamic MG20 im Test: 450 Euro sind viel zu teuer
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Wie teuer darf ein Gaming Headset sein? 120 Euro? 250 Euro? Oder sogar 450 Euro? Wer soviel Geld ausgibt, will aber auch einiges geboten bekommen. Und daran scheitert das Master & Dynamic MG20 (UVP 449 Euro).
Lammleder und Aluminium
Zumindest der erste Eindruck vom MG20 ist dem Preis angemessen. Sogar das Auspack-Erlebnis wirkt luxuriös. Hier das Unboxing:
Die Ohrpolster sind aus Lammleder, der Bezug der Bügelpolsterung aus Alcantara. Plastik findet man auf den ersten Blick nicht. Die Gehäuse der Ohrhörer sind aus Magnesium. Die beweglichen Teile bestehen aus Metall.
Lediglich beim Wurmmikrofon dürfte Plastik zum Einsatz gekommen sein. Es sieht zwar immer noch hochwertig aus, die graue Farbe ist aber nicht dasselbe Grau, wie an den Haltebügeln der Ohrhörer. Bei 450 Euro sollte auch auf solche Details geachtet werden.
Komfort
Trotz der Verwendung von hochwertigen Materialien, ist ist das MG20 mit 322 Gramm nur durchschnittlich schwer, gemessen an anderen Bluetooth-Headsets. Obwohl die Bügelpolsterung dünn aussieht, drückt das MG20 nicht an der Oberseite des Kopfs.
Die dicken Ohrpolster sind bequem, auch wenn man Brille trägt. Allerdings ist der Platz für die Ohren kleiner, als bei anderen Over-Ear-Gaming-Headsets. Durch die Bewegung der Ohrhörer in alle Achsen und der stufenlosen Längenverstellung kann man es dennoch sehr gut an die Ohrposition anpassen. Sollte man aber zu große Ohren haben, könnte es unangenehm werden. Meine gefühlt normal großen Ohren (glaube ich zumindest) muss ich beim Aufsetzen des MG20 ein wenig in die Ohrpolster einfädeln, im Vergleich zu anderen Gaming-Headsets.
Nur wenig Dämpfung
Trotz des knappen Platzes für die Ohrwascheln, ist das MG20 auch bei mehrstündigen Spielesessions oder Musikhören angenehm zu tragen. Das liegt unter anderem am geringen Anpressdruck.
Der Nachteil davon: Obwohl die Ohrpolster recht dick aussehen, ist die passive Dämpfung eher gering. Man hört viel von der Außenwelt. Wenn die Lebenspartner*in im Wohnzimmer ein MS-Teams-Meeting hat, muss man die Lautstärke höher drehen als man eigentlich möchte, um sie zu übertönen.
Die Lösung für dieses Problem ist eine aktive Geräuschunterdrückung – die dieses Headset aber nicht hat. Auf so ein Feature bei einem Preis von 450 Euro zu verzichten, ist schon fast fahrlässig.
Doppelt-Mikrofon
Dabei ist das Headset sogar vorbereitet für eine aktive Geräuschunterdrückung. Zusätzlich zum Wurmmikrofon hat es nämlich noch interne Mikrofone – eine Voraussetzung für Active Noice Cancelling.
Sobald das Wurmmikrofon abgesteckt wird, wird automatisch auf das interne Mikrofon umgeschaltet. So kann das Headset auch als normale Bluetooth-Kopfhörer genutzt werden. Das edle und dezente Design lässt nicht vermuten, dass man mit einem Gaming-Headset in der U-Bahn sitzt.
Vorbildlicher Lieferumfang
Beim Lieferumfang ist dabei, was man so braucht. Der Transportsack mit Magnetverschluss, zusätzlichem Fach mit Reißverschluss und innenliegendem Extrafach für das Wurmmikrofon, macht einen guten Eindruck.
Alle beiliegenden Kabel sind geflochten. Das USB-A-zu-USB-C-Kabel dient zum Laden des Akkus und ist mit 2 Meter angenehm lang – im Vergleich zu den 15-Zentimeter-Stummeln, die manch andere Hersteller beilegen.
Für die Verbindung zu Nicht-Bluetooth-Geräten ist ein 2 Meter langes USB-C-zu-Klinke-Kabel vorhanden. Ebenfalls vorhanden ist für dieses Kabel ein Audio-Splitter, um es an die bei PCs üblichen Stecker für Kopfhörer und Mikrofon anzuschließen.
Weiters enthalten ist der USB-A-Dongle für eine lagreduzierte Verbindung, sowie ein Windschutz zum Aufstecken auf das Wurmmikrofon.
Ausfälle bei der Verbindung per Dongle
Der einfachste Weg, das Headset zu nutzen, ist per USB-Dongle. Dies ist auch für Gaming empfohlen, da die Verbindung weniger Verzögerung hat als eine normale Bluetooth-Verbindung. Einfach den Dongle an PS4/PS5 oder den Computer anstecken, Headset aufdrehen, fertig.
Leider ist diese Verbindung nicht völlig stabil. In unregelmäßigen Abständen, durchschnittlich aber alle 6 Stunden, gab es bei meinem Test mit der PS5 einen Verbindungsausfall (Distanz PS5 zu Headset ca. 2,5 Meter, freie Sicht). Das Headset braucht dann etwa 10 Sekunden, bis die Verbindung neu hergestellt ist. Dabei „vergisst“ es die zuvor gewählte Lautstärke und aktiviert den furchtbaren 7.1-Modus (dazu später mehr).
Multi-Pairing mit Tücken
Die normale Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone klappt problemlos. Das ist auch die einzige Möglichkeit, um Firmware-Updates per App (Android und iOS) zu bekommen, sowie die Soundprofile und die Einstellung für die automatische Trageerkennung zu ändern.
Das MG20 kann mit 2 Geräten gleichzeitig verbunden werden. Aber Achtung: Sind das nicht der Dongle und ein Bluetooth-Gerät, sondern 2 Bluetooth-Geräte, muss man später das Headset wieder mit dem Dongle pairen, wenn man es so nutzen will.
Die gleichzeitige Nutzung per Dongle und Smartphone funktioniert relativ gut. So kann man gleich im Spiel hören, wenn man per App die Soundeinstellungen ändert.
Verbindung per Kabel
Bei der Nutzung der Kabelverbindung muss das Headset trotzdem eingeschaltet sein – einen rein passiven Modus, der auch bei leeren Akku nutzbar ist, gibt es nicht.
Etwas nervig ist, dass man bei der Kabelverbindung die genaue Reihenfolge einhalten muss. Das Klinkenkabel muss erst mit dem entsprechenden Gerät, also etwa Computer, Xbox-Controller oder Nintendo Switch, verbunden sein. Dann dreht man das Headset auf. Jetzt steckt man den USB-C-Stecker des Kabels an das Headset an. Ist das USB-C-Ende zuerst angesteckt, funktioniert es nicht. Ist alles angesteckt, bevor das Headset eingeschaltet wird, funktioniert das auch nicht.
Außerdem ist keine Multiverbindung möglich, sobald die Kabelverbindung hergestellt wurde. Ist das MG20 vorher per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, wird die Verbindung einfach gekappt. Will man etwa beim Xbox- oder Switchspielen das Soundprofil ändern, muss man erst den USB-C-Stecker des Kabels am Headset abziehen, die Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone herstellen, dort in der App das Profil ändern und dann wieder den USB-C-Stecker anstecken.
Eine Verbindung mit dem mitgelieferten USB-A-zu-USB-C-Kabel ist nicht möglich. Das Kabel dient lediglich zum Laden des Headsets.
Funktionen und Bedienung
Am Headset gibt es 2 Drehräder, eines links und eines rechts. Links wird der Mikrofon-Gain geregelt. Das ist ungewöhnlich bei einem Gaming-Headset aber nützlich, falls sich eure Spielgefährt*innen über eure zu laute oder leise Stimme beschweren. Durch Drücken des Rads wird das Mikrofon stummgeschaltet – am Wurmmikrofon leuchtet dann eine rote LED.
Das linke Rad regelt die Lautstärke. Drücken, um das Headset stummzuschalten, kann man aber nicht. Unter dem Rad ist die Multifunktionstaste. Einmal drücken pausiert und startet die Musik und nimmt Anrufe an bzw. beendet sie. 2x drücken geht zum nächsten Song, 3x zum vorherigen und langes gedrücktlassen startet den Sprachassistent des Smartphones.
Links unter dem Rad ist die 7.1-Taste, darunter die Bluetooth-Pairing-Taste, die gleichzeitig zum Ein- und Ausschalten dient. Obwohl es eine Trageerkennung gibt, wird der Song nicht automatisch pausiert, wenn das Headset abgenommen wird. Auch das ist für ein 450-Euro-Headset verwunderlich.
Der Hersteller gibt die Akkulaufzeit mit bis zu 22 Stunden an. Beim Spielen mit mäßiger Lautstärke per Dongle war der Akkustand nach 7 Stunden auf 55 Prozent. Realistisch gesehen ist die Laufzeit eher bei 15 Stunden. Die bis zu 22 Stunden könnten sich ansatzweise nur ausgehen, wenn die Kabelverbindung genutzt wird. Da dabei die Drahtlos-Konnektivität des MG20 deaktiviert wird, wird Akku gespart.
Klangqualität
Beim Spielen mit der PS5 geht die Klangqualität in Ordnung. Es ist ein kräftiger, basslastiger Sound. Es ist gut zu erkennen, ob Töne von links, rechts, vorne oder hinten kommen. Der 7.1-Modus ist dafür grauenvoll. Er fügt einen unerträglichen Hall hinzu, der einfach nur furchtbar klingt. Ich frage mich, ob die Entwickler des Headsets den Modus jemals ausprobiert haben.
Fürs Musikhören ist das MG20 auch ok – aber „ok“ tut es nicht bei 450 Euro. Durch die Basslastigkeit geht so ziemlich alles andere unter. Eine klare Differenzierung von Instrumenten, wie es bei hochpreisen Kopfhörern üblich ist, fehlt hier. Und beim Musikhören ist der 7.1-Modus genauso grauslich. Außerdem fällt bei der Nutzung an PC und Smartphone auf, dass das MG20 auch im normalen Modus Hall hervorhebt. Das ist irritierend, wenn man etwa Filme oder Serien auf Netflix schaut oder Podcasts hört.
Die anderen 2 Sound-Modi, E-Sport und Bass Boost, machen Musikhören und Netflixschauen nicht besser. Beim Gaming reduziert der Soundmodus E-Sport den Bass etwas und versucht Mitteltöne und Höhen hervorzuheben, um in Shootern Schritte von Gegnern besser zu hören. Das gelingt zumindest ein bisschen. Einen Equalizer, um den Klang den eigenen Wünschen anzupassen, gibt es nicht.
Fazit
Master & Dynamic hat sich beim MG20 anscheinend nur auf die Äußerlichkeiten konzentriert. Die verwendeten Materialien und die Verarbeitung sind dementsprechend gelungen. Aber um 450 Euro muss auch der Klang einiges bieten und das Gerät voll mit nützlichen Funktionen sein – beides trifft nicht zu.
Das MG20 ist deshalb, um diesen Preis, nicht empfehlenswert. Gemessen an der Klangqualität und dem Funktionsumfang, würde man es eher in der 150-bis-250-Euro-Preisklasse vermuten.
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