
Die Brille von Microsoft im Einsatz.
Microsoft gibt seine HoloLens für Soldaten auf
Microsoft hat 2021 einen 22 Milliarden Dollar schweren Auftrag erhalten. Es ging darum, eine Mixed-Reality-Brille für das US-Militär zu entwickeln. Nun wurde der Auftrag jedoch an das Rüstungsunternehmen Anduril übergeben, das bereits zuvor daran mitgearbeitet hatte, wie es in einer Stellungnahme von Microsoft heißt.
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Brille von Microsoft floppte
Als Grund gibt Microsoft an, dass die Übergabe an Anduril auf der allgemeinen Abkehr von seinen einstigen Ambitionen im Bereich Mixed Reality beruhe. Denn die HoloLens war ursprünglich gar kein Produkt für das US-Militär, sondern wurde gewissermaßen nur dafür „recycelt“. Die erste Generation der 2024 eingestellten Mixed-Reality-Brille HoloLens kam bereits 2016 auf den Markt (die futurezone berichtete). Grund für das Ende war die schlechte Performance der Brille im Vergleich zu Konkurrenzmodellen von Meta und Apple.

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Für militärische Anwendungen wurde die Brille HoloLens ab 2018 in einem Programm namens „Integrated Visual Augmentation System“ (IVAS) angepasst. Man fügte unter anderem einen Nachtsicht-Modus und ein Zielerfassungs-Feature hinzu.
Soldat: „Die Geräte hätten uns umgebracht“
Nach Praxistests hagelte es jedoch immer wieder Kritik: Soldaten klagten über Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Einem internen Bericht der Armee konnte man entnehmen, dass die Brillen bei der Nutzung aufleuchteten. Das hätte es feindlichen Kräften ermöglicht, US-Truppen nachts leicht zu erkennen. Ein Tester gab in Bezug auf das Aufleuchten der HoloLens zu bedenken: „Die Geräte hätten uns umgebracht.“ Aufgrund solcher Probleme wurde bereits mehrfach überlegt, das Projekt komplett auf Eis zu legen.
Auch sonst musste das IVAS-Projekt über die Jahre einige herbe Rückschläge einstecken. 2022 war es von Budgetkürzungen betroffen, und der US-Armee wurden 350 Millionen Dollar für die Entwicklung der Brille vom Untersuchungsausschuss für Verteidigungsangelegenheiten gestrichen. Das wurde auf Bedenken zurückgeführt, dass „IVAS weiterhin mit Herausforderungen bei Software, Hardware und Nutzerfreundlichkeit zu kämpfen hat, die von der Armee nicht ausreichend thematisiert werden“, hieß es damals.
2023 erfolgte dann der nächste Dämpfer: Der US-Kongress strich der Armee 400 Millionen Dollar, die sie dafür angefordert hatte. Stattdessen wurden nur noch 40 Millionen Dollar für IVAS bereitgestellt.
Microsoft ist „unglaublich stolz“
Microsoft kann sich an diese Pannen in seiner persönlichen Rückschau jedoch nicht mehr erinnern. Man sei „unglaublich stolz“ auf den bisherigen Beitrag bei der Entwicklung des Headsets für das Militär, heißt es. Es sei gelungen, „die Technologieentwicklung mit dem Militär neu zu gestalten, indem kontinuierlich echtes Feedback von Soldaten eingeholt wurde, um ein Produkt zu entwickeln, das die Soldaten lieben“, meinte Robin Seiler, Corporate Vice President of Mixed Reality bei Microsoft, in der Stellungnahme.

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Anduril übernimmt
Anduril soll nun die Hardwareentwicklung des Headsets weiter vorantreiben und darf dabei Microsofts Cloud-Plattform Azure als Plattform nutzen. Bevor Anduril jedoch mit der Weiterentwicklung der Brille starten kann, ist noch eine Genehmigung des US-Verteidigungsministeriums notwendig.
Das Rüstungsunternehmen soll die Brille weiterentwickeln. Sie soll Soldaten im Einsatz unterstützen und ihnen bei Entscheidungen helfen. Etwa indem sie wichtige Informationen ins Sichtfeld einblendet.
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Der Rüstungskonzern Anduril ist auf KI-Anwendungen im Militärbereich spezialisiert. Anduril Industries wurde 2017 von Palmer Luckey gegründet. Der ist in der Technologiebranche als Gründer von Oculus VR und Designer der VR-Brille Oculus Rift bekannt. Aufgrund dieser Geschichte verfügt das Rüstungsunternehmen auch über Expertise im Bereich smarter Brillen, die die HoloLens wohl bitter nötig hat.
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