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Moto G6 im Test: Immer noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis

Seit die Preise der Spitzenklassen-Handys über alle Hersteller hinweg stark gestiegen sind, gleichzeitig aber herausragende Innovationen im Smartphone-Bereich ausbleiben, werden Geräte aus dem Mittelklasse- beziehungsweise Einsteigersegment immer beliebter.

Die G-Reihe von Motorola hat sich in den vergangenen Jahren vom Geheimtipp zum Fixstern mit herausragendem Preis-Leistungs-Verhältnis gemustert. Im Mai kam die neueste Generation der G-Reihe auf den Markt, die sich mit einem Preis ab 230 Euro erneut anschickt, der Maßstab für Mittelklasse-Smartphones zu sein. Wir haben uns das neue Motorola Moto G6 näher angeschaut.

Erster Eindruck

Nimmt man das Moto G6 zum ersten Mal in die Hand, glaubt man nicht, ein derart günstiges Smartphone in der Hand zu halten. Es wirkt massiv und stabil und die Oberflächenmaterialien fühlen sich hochwertig an. Dazu trägt auch bei, dass das G6 etwa 23 Gramm schwerer ist, als der Vorgänger.

Abgesehen von leistungsfähigeren Komponenten sind wohl die größten Unterschiede zur Vorgängergeneration, dass beim G6 der Akku nicht mehr getauscht werden kann und dass die neuen Motos über eine Dual-Kamera auf der Rückseite verfügen.  

Äußeres

Das Aussehen des G6 im Vergleich zum Vorgänger hat sich nicht wesentlich und nur im Detail verändert: Die Ränder sind dünner und schmäler geworden und der Motorola-Schriftzug ist nun weniger auffällig oberhalb des Fingerprint-Sensors angebracht.

Motorola bewirbt das Moto G6 unter anderem mit einer "Premium-3D-Glas-Rückseite – eine echte Glanzleistung". Ja, es glänzt, aber in der Praxis wirkt die Rückseite des Smartphones optisch relativ unspektakulär. Dennoch trifft das Moto G6 genau den Zeitgeist der aktuellen Smartphone-Mode und braucht sich daher nicht vor anderen Geräten verstecken. Da aber die Rückseite extrem glatt ist, kann das Smartphone leicht aus der Hand rutschen. Zu erwähnen ist auch, dass das Moto G6 spritzwassergeschützt ist und zwar mit einer wasserabweisende Nanobeschichtung (P2i).

Die Maße belaufen sich auf 153,8 x 72,3 x 8,3 mm, das Gewicht des Moto G6 beträgt 167 Gramm. Die Screen-to-Body-Ratio kommt auf 75,4 Prozent, der Vorgänger hatte noch 65,4 Prozent. Im Vergleich zu Premium-Smartphones ist das gar nicht mal so schlecht. Das Huawei P20 kommt auf 80,4 Prozent, das Samsung Galaxy S9 auf 83,6 Prozent und das iPhone X auf 82,9 Prozent.

Inneres

Angetrieben wird das G6 von einem Qualcomm Snapdragon 450 Prozessor mit einer 1,8 GHz Octa-Core CPU und einer 600 MHz Adreno 506 GPU. Als Arbeitsspeicher stehen drei GB bei der 32-GB-Version beziehungsweise vier GB bei der 64-GB-Version zur Verfügung. Der interne Speicher kann mithilfe einer microSD-Karte auf 256 GB erweitert werden. Geladen wird mit USB-C. Das Moto G6 kann WLAN nach den Standards 802.11 a/b/g/n.

Mit dem Mittelklasse- beziehungsweise Einsteiger-Prozessor sind natürlich kleinere Abstriche zu machen. Dabei kann es schon vorkommen, dass der Start einer App ein klein wenig länger dauert als es bei Smartphone-Spitzenmodellen der Fall ist. Ladezeiten können etwas länger ausfallen und hin und wieder kann es beim Scrollen leicht ruckeln. Dennoch laufen alle gängigen Anwendungen flüssig. Vor allem bei Apps, deren Hunger nach Prozessorleistung nicht so groß ausfällt, ist gegenüber Flaggschiffen kaum ein Unterschied merkbar.

Als Betriebssystem kommt Android 8.0 Oreo zum Einsatz. Motorola setzt beim G6, wie gewohnt auf eine nahezu pure Android-Version bei der es kaum Bloatware oder optische Anpassungen gibt. Denjenigen, die einen alternativen Launcher verwenden wollen, legt Motorola nichts in den Weg.

Hier die Benchmark-Werte des Motorola G6:

3DMark (Sling Shot Extreme, v2.0 - OpenGL/Vulkan): 431/379 Punkte
GeekBench (v4.2.3, Single-Core/Multi-Core): 753/3905 Punkte
GeekBench (v4.2.3, RenderScript Score): 2771
AnTuTu (v7.0.7): 68595 Punkte
PCMark (v2.0): 4389 Punkte
AndroBench 5 (sequenzielles Lesen/Schreiben): 261,24/78,43 MB/s
BaseMark OS II: 985 Punkte
BaseMark ES 3.1 (v1.0.7): 127 Punkte

Akku

Die Akku-Kapazität fällt mit 3000 mAh nicht allzu groß aus, man kommt damit aber dennoch über einen ganzen Tag. Hilfreich ist, dass sich der Akku relativ schnell aufladen lässt. Bei 15 Prozent angesteckt, steht die Akku-Anzeige 30 Minuten später bei 50 Prozent. Danach flacht die Ladekurve ab: Weitere 15 Minuten später wird 67 Prozent angezeigt.

Display

Das 5,7 Zoll große FullHD+-Display im 18:9-Format wird von Corning Gorilla Glass 3 geschützt. Der Bildschirm löst mit 1080 x 2160 Bildpunkten auf, woraus sich eine Pixeldichte von rund 424 ppi ergibt.

Verglichen mit Spitzenmodell-Smartphones sind bei der Qualität der Displays Unterschiede spürbar. Die Helligkeit ist nicht so stark, die Farben verschwimmen ein wenig und Blau wird vielleicht etwas zu stark wiedergegeben. Dennoch verfügt das Moto G6 über einen überaus passablen Bildschirm, der für dieses Preissegment als überdurchschnittlich bezeichnet werden kann.

Kamera

Wie schon beim Moto G5 Plus hebt sich auf der Rückseite das Kameramodul etwas ab. Der kreisrunde Vorbau beinhaltet Blitz und die Dual-Kamera. Die Hauptkamera ist eine Dual-Kamera und nimmt Fotos mit 12 MP (f/1.8) und 5 MP (f/1.8) auf. Die Frontkamera macht Selfies mit 8 MP (f/2.2). Videos werden in einer Auflösung von 1080p mit 60 beziehungsweise 30 fps aufgenommen.

Obwohl Motorola dem G6 nun eine Dual-Kamera verpasst hat, hat sich die Qualität der Fotos nicht merklich verbessert. Im Freien bei guten Lichtverhältnissen, lassen sich mit dem Moto G6 passable Aufnahmen anfertigen. Fotografiert man aber im Inneren bei mäßigen bis schlechten Lichtverhältnissen, wird man sich eine bessere Kamera wünschen. Hier saufen die Farben zum Teil komplett ab und die Bilder werden schnell unscharf und grieselig.

Kamera-Software

Bei Portrait-Fotos kann der Fokus festgelegt werden, sodass der Hintergrund leicht unscharf dargestellt wird. Bei dem Modus "Spotfarbe" kann ein Objekt in Farbe hervorgehoben werden, während der Rest des Bildes Monochrom gehalten ist. Daneben gibt es noch eine Reihe an verschiedenen Effekten.

Wie man es von Premium-Handys kennt, kann auch mit dem Moto G6 bei jedem Foto automatisch ein kurzer Videoclip mit aufgenommen werden. Auch Zeitraffervideos lassen sich erstellen. Wie man es von Snapchat und Instagram kennt, verfügt das Moto G6 über Gesichtsfilter. So kann man sich auf einem Selfie-Foto einen Helm aufsetzen oder Schnurrhaare ins Gesicht zeichnen lassen. Zeitlupe, Zeitraffer und Text-Scanner sind mit der G6-Kamera auch möglich.

Bilderkennung

Darüber hinaus kann die Kamera Gesichter, Objekte und verschiedene Wahrzeichen erkennen. Dafür erhielt die Kamera-App des Moto G6 erst vor ein paar Tagen ein Update, wodurch Google Lens direkt in die Kamera-Anwendung integriert wurde. Hält man die Kamera vor ein Objekt und drückt das Lens-Symbol, versucht die Kamera das Objekt zu erkennen und schlägt passende Google-Suchanfragen vor.

Interessanterweise hat die Bilderkennungssoftware, die vor dem Update in die Kamera-App integriert war, bessere Ergebnisse geliefert, als der Bilderkennungsdienst von Google. Ein Foto einer Apple-Tastatur lieferte vorher das korrekte Ergebnis, Google Lens erkennt lediglich ein "elektronisches Gerät". Ebenso bei einem KitKat Ruby Cocoa Beans: Vorher das korrekte Ergebnis, mit Google Lens wird lediglich Nestle, KitKat, Kakao oder Schokoriegel erkannt. Allerdings hatte die frühere Bilderkennungssoftware vorher bei weiterführenden Suchanfragen auf die Bing-Suche zurückgegriffen, wodurch das ganze Feature nur halb-brauchbar war.

Alternative Steuerung und Fingerprint

Das Moto G6 kann mit zahlreichen Gesten gesteuert werden. Drei Finger am Display nehmen einen Screenshot auf, zweimal Schütteln schaltet die Taschenlampe ein. Zweimal schnell um das Handgelenk drehen löst die Kamera aus. Vielleicht findet der eine oder die andere eine Gestensteuerung, die für ihn oder sie Sinn machen. Ich bin aber kein Freund dieser Bewegungssteuerung, da oft irgendwelche Funktionen ausgeführt werden, die nicht beabsichtigt waren.

Der Fingerprint-Sensor, der sich dort befindet, wo früher der Home-Button angebracht war, funktioniert einwandfrei und eine Spur schneller als beim Vorgänger. Der Fingerabdrucksensor kann auch für die so genannte One-Touch-Navigation verwendet werden: Ein Wisch nach links geht einen Schritt zurück, ein Wisch nach rechts öffnet die letzten Apps. Wird der Fingerprint im entsperrten Modus angetippt, hat er die Funktion des Home-Buttons. Die One-Touch-Navigation funktioniert einwandfrei und ist im Grunde eine Gewöhnungssache, die durchaus Sinn machen kann. Ich bin es jedoch seit langem gewohnt, mithilfe der drei klassischen Buttons zu navigieren, daher konnte ich mich mit dieser Art zu navigieren nicht wirklich anfreunden.

Gesichtserkennung zum Entsperren

Das Einrichten der Gesichtserkennung ist in wenigen Sekunden erledigt. Dafür ist lediglich ein Selfie notwendig und schon ist sie aktiviert. Bei guten Lichtverhältnissen funktioniert diese Art das Smartphone zu entsperren flott und ohne Probleme. Ein Blick auf das Handy genügt und schon verschwindet der Sperrbildschirm. Ist es etwas dunkler, funktioniert die Gesichtserkennung nicht. Hält man ihr ein Foto vor die Kamera, weigert sie sich das Smartphone zu entsperren. Hat man eine Sonnenbrille auf, erkennt einen das Handy manchmal, manchmal aber auch nicht.

Die Gesichtserkennung kann praktisch sein, aber auch lästig. Will man etwa nur die Uhrzeit oder eine eingetroffene Benachrichtigung checken, wird gleich das Smartphone entsperrt, ohne dass man das eigentlich vor hatte.

Fazit

Wird beim Moto G6 die Beurteilung jeglicher Funktionen und Aspekte unter Berücksichtigung des Anschaffungspreises von gerade mal 230 Euro getroffen, könnte man regelrecht ins Schwärmen kommen. Das Moto G6 hat alles, was man sich 2018 von einem Smartphone erwartet: Dual-SIM beziehungsweise SD-Karten-Slot, pures Android, Schnellladefunktion, passable Prozessorleistung und eine passable Dual-Kamera.

Berücksichtigt man bei Vergleichen mit Spitzenmodellen, wie dem Samsung Galaxy S9 oder dem Huawei P20 Pro, auch die Preise der jeweiligen Smartphones, geht das Moto G6 als Preis-Leistungs-Sieger hervor.

Wer für ein Smartphone nicht so viel Geld ausgeben will und ein paar Abstriche hinnehmen kann, wird vom Moto G6 bestimmt nicht enttäuscht sein. In diesem Preissegment kommt man um das G6 einfach nicht herum.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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Florian Christof

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