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Nintendo: Es wird nie eine Lösung für den Joy-Con Drift geben

Nintendo hielt sich bisher eher bedeckt, wenn es um das Problem "Joy-Con Drift“ geht. In einem Blogeintrag zur Entwicklung der Switch OLED, sprechen Ko Shiota, Chef von Nintendos Hardware-Sparte und Toru Yamashita, Deputy General Manager der Technologie-Entwicklungsabteilung, überraschend offen darüber.

Was ist der Joy-Con Drift?

Als Joy-Con Drift wird ein Defekt bezeichnet, bei dem der Analogstick Eingaben erkennt, obwohl keine gemacht werden. Berührt man etwa die Joy-Cons gar nicht, läuft die Figur trotzdem langsam vorwärts oder das Auto steuert von alleine nach rechts. Je nachdem wie intensiv man die Switch nutzt, kann das Problem schon wenige Monate nach dem Kauf auftreten.

Im Blog von Nintendo wird die Frage gestellt, ob dieses Problem unvermeidbar ist. Shiota antwortet: „Ja. Es ist wie bei Autoreifen, die sich bei der Fahrt abnutzen, weil ständig Reibung zwischen Gummi und Straße ist. Wir versuchen kontinuierlich die Haltbarkeit zu erhöhen.“

Yamashita ergänzt: „Der Grad der Abnutzung hängt von Faktoren ab, wie der Kombination aus Materialien und Formen. Wir erforschen, welche Kombinationen am langlebigsten sind.“ Laut ihm gab es bereits ein internes Upgrade der Joy-Cons, um auf die Beschwerden der User*innen zu reagieren. Seit der Einführung der Verbesserung wird diese bei allen Joy-Cons, dem Switch Pro Controller und der Switch Lite verwendet – ebenso bei der neuen Switch OLED.

Der Thumbpointer ist die Schwachstelle

Tatsächlich ist es, mit den Methoden wie Analog-Sticks heute gebaut werden, nicht möglich, die Altersabnutzung zu verhindern. Das liegt zum großen Teil daran, dass die sogenannten Thumbpointer günstige Massenware sind. Sie setzen die Daumenbewegungen der Spieler*innen am Analog-Stick in elektrische Signale um. Mit der Zeit nutzen sich die elektrischen Kontakte und/oder Federn im Thumbpointer ab, wodurch Bewegungen registriert werden, die gar nicht da sind.

Das Problem existiert nicht nur bei Nintendo. So gut wie alle Konsolen-Hersteller nutzen dieselben Thumbpointer, mit derselben Lebensspanne. Der RKJXV-Thumbpointer kommt dabei besonders oft zum Einsatz. Er hat laut dem Hersteller Alps Alpine eine Lebensdauer von 2 Millionen Zyklen. Wie iFixit gemessen und berechnet hat, entstehen je nach Spiel 80 bis 120 Zyklen pro Minute. Spielt man durchschnittlich 2 Stunden pro Tag, sind 2 Millionen Zyklen nach 137 bis 209 Tagen erreicht. Grob gesagt: Nach 4 bis 7 Monaten ist die Lebensdauer-Erwartung überschritten.

Switch könnte durch bestimmte Faktoren besonders unter Drifting leiden

Obwohl das Problem des Analogstick-Driftings existiert, seit dem es Analogsticks gibt, wird es mit dem „Joy-Con Drift“ jetzt verstärkt Nintendos Switch zugeschrieben. Warum es hier besonders häufig oder schnell passiert, ist nicht gänzlich geklärt. Es könnte damit zu tun haben, dass die Analogsticks der Joy-Cons kürzer als bei anderen Konsolen sind und der Stick dadurch schneller oder heftiger in den Anschlag gedrückt wird. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass die Switch als tragbare Konsole schnell mal in die Tasche oder den Rucksack geschmissen wird. Beim Transport können die Joy-Cons unabsichtlich mechanisch belastet werden.

Um das Problem des Analogstick-Driftings zu reduzieren, müssen die Konsolenhersteller in bessere Thumbpointer investieren – oder sich zusammenschließen, um eine Alternative zu entwickeln. Derzeit scheint aber keiner der Hersteller daran interessiert zu sein. Stattdessen werden die Komponenten rund um den Thumbpointer optimiert, um diesen möglichst wenig zu belasten und so mehr Lebenszeit aus ihm herauszukitzeln.

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