NIU zeigt neue E-Roller mit Schnellladung und Over-the-Air-Updates
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Mit dem N-GT und M+ hat NIU zwei neue Roller-Modelle am Start. Der N-GT ein vollelektrischer Smart Scooter mit zwei herausnehmbaren 60V35Ah Lithium-Ionen-Batterien, die in 3,5 Stunden vollständig aufladbar sind. Vermarktet wird dies als „Schnellladung“. Auf eine Kompatibilität mit externen E-Schnellladestationen wird derzeit aber bewusst verzichtet: „Die Schnelllader sind meistens bis zu sechs Kilogramm schwer, das stimmt nicht mit unseren Modellen überein. Aber auch dieses Problem wird früher oder später durch Technologie noch gelöst werden“, sagt Yan Li, CEO von NIU.
Bis zu 70 km/h
Der N-GT ist eine Mischung aus Moped und Leichtmotorrad. Es darf schneller als 45 km/h fahren, aber erreicht lediglich 70 km/h Maximalgeschwindigkeit. Das gibt die Leistung des 3000W Elektromotors von Bosch her. Das neue Modell der N-Serie verfügt zudem über eine deutlich höhere Reichweite von 130 km als der N1 mit 80 Kilometern. Mit diesem Modell spricht NIU vor allem auch Nutzer an, die nicht nur im reinen Stadtgebiet fahren, sondern auch viel außerhalb von Ortschaften unterwegs sind.
Der neue M+ ist eine Weiterentwicklung der bisher sehr erfolgreichen M-Serie, die auch mehrere Design-Preise gewonnen hat. Der neue Roller verfügt über einen 48V42Ah Akku und 1200W Elektromotor, der ebenfalls von dem deutschen Unternehmen Bosch stammt. Die Höchstgeschwindigkeit des M+ beträgt 45km/h, wobei die Reichweite mit über 100km deutlich über der seiner Vorgängermodelle liegt.
Kurz angetestet
Dieses Modell konnte von der futurezone in Paris kurz angetestet werden. Es gibt insgesamt zwei Modi - einen mit bis zu 25 km/h und einen mit bis zu 45 km/h. Zwischen denen kann man abwechseln. Der E-Scooter ist erwartungsgemäß kaum hörbar und einfach zu bedienen. Es ist, wenn man von einem Motor-Scooter kommt, gewöhnungsbedürftig, dass man beim Gasgeben nichts hört, denn das Gerät zischt relativ schnell weg. Die Bedienung ist einfach mit Automatik und nicht wirklich umgewöhnungsbedürftig. Es gibt zudem einen eigenen Park-Modus, so dass das Gerät nicht unabsichtlich wegfährt.
App, Daten und Datenschutz
Bei beiden Modellen neu ist, dass diese über die Möglichkeit eines „Over the Air“-Updates verfügen. „So lässt sich aus dem E-Roller immer das neueste aus dem Produkt rausholen“, heißt es. Zudem gibt es künftig eine eigene App, bei der Kunden sehen, wo sich ihr Fahrzeug befindet und welche Strecke man zuletzt zurückgelegt hat. „Fahrer können das aber auch abdrehen oder sich bewusst dafür entscheiden, diese Daten nicht mit NIU zu teilen. Wir sind GDPR-compliant“, so Li. Das bedeutet, dass der chinesische Produzent den neuen EU-Datenschutzstandards laut eigenen Angaben entspricht. „Wir haben schon sehr früh mit der Umsetzung dieser hohen Standards für Privatsphäre angefangen“, sagt Li.
Seit NIUs Start im Juni 2015 mit der N-Serie wurden weltweit mehr als eine Milliarde Kilometer auf rund 400.000 smarten E-Rollern zurückgelegt. Die Roller sind mittlerweile europaweit in über 650 Verkaufsstellen und zehn Flagship-Stores erhältlich. Einer davon befindet sich in Wien, wo es auch einen E-Scooter-Verleiher mit NIU-Rollern im Angebot gibt. Bei Vertical World in Wien seien 2017 etwa 50 Stück verkauft worden, 2018 rechnet Philipp Halla mit rund 100 Stück. Auch der Großhändler für ganz Europa, die KSR Group, sitzt in Österreich.
Preise und Verfügbarkeit
Die beiden neuen NIU-Roller sollen im Jänner 2019 offiziell auf den Markt kommen. Im Presale kostet der M+ 2.299 Euro, anschließend wird er 2.599 Euro kosten. Der N-GT wird im 4.499 Euro kosten, im Presale ist er für 3.999 Euro zu haben. Die beiden neuen Elektroroller können ab Ende Juni europaweit in einer Pre-Order-Kampagne über Indiegogo vorbestellt werden. Ab Jänner 2019 werden der N-GT und der M+ dann über eine der 650 NIU-Verkaufsstellen ausgeliefert.
„Wir wollen das Gesicht der urbanen Mobilität verändern, indem wir eine Alternative zu anderen Verkehrsmitteln bieten“, sagt Li. Der europäische Markt sei dafür enorm wichtig. „Es ist kein Zufall, dass dieser Launch-Event in Paris stattfindet. Hier ist der Markt für Zweiräder enorm gut entwickelt und die Stadt ist offen für neues Innovation.“
"Tesla der Scooter-Branche"
Die chinesische Firma NIU hat mittlerweile ein wenig den Ruf, das "Tesla der Scooter-Branche" zu sein. „Gutes Marketing, aber auch ein wirklich gutes Produkt“, meint ein kroatischer Einkäufer am Rande des Urban Mobility Summit in Paris im persönlichen Gespräch. Insgesamt hat der chinesische Hersteller mehrere hundert Einkäufer und Händler sowie Journalisten eingeladen, um an der Produktpräsentation der neuen zwei E-Roller-Modelle teilzunehmen.
Die Keynote begann wie bei einem klassischen Technologie-Event wie man es von Apple oder Samsung kennt, wenn diese ihre neuen Smartphone-Modelle vorstellen. „Wir verknüpfen Consumer Electronics mit Mobilität“, sagt Yan Li, CEO von NIU in perfektem, fließenden Englisch. So ist es nur logisch, dass einer der beiden Roller vom Namen M zu M+ weiterentwickelt worden ist.
Design und Technologie-Ansatz
„Wir sind mehr als nur ein Scooter-Unternehmen. Wir verbinden Design mit Technologie und einer Lösung für urbane Mobilität“, sagt Li. Autos würden die meiste Zeit im Stau stecken, der öffentliche Verkehr bringt einem nicht von Tür zu Tür und Radfahren ist nicht für jeden geeignet, wenn man nicht total verschwitzt nach 15 Kilometern im Büro ankommen möchte, so Li. Deshalb seien die E-Scooter von NIU eine gangbare, umweltfreundliche Alternative.
Gedacht wird bei NIU ähnlich wie bei Smartphone-Herstellern ebenfalls im Zwei-Jahres-Rhythmus. So lange gibt es Garantie auf die Roller inklusive der Lithium-Ionen-Akkus, die bei den neuen Modellen von Panasonic hergestellt werden. „Wir haben dieses Intervall so kalkuliert, dass die Akkus in diesem Zeitraum garantiert keine Einbussen haben. Im Idealfall, je nach Ladezyklus und Nutzerverhalten, halten sie allerdings viel länger, bis zu fünf Jahre“, sagt Li auf die futurezone-Frage.
Die Haltbarkeit und Austauschbarkeit der Akkus sowie der Preis für Ersatzakkus werden für viele Roller-Fahrer zu einer entscheidende Frage werden, wenn es um den Kauf einer E-Alternative geht. So legen sich diese oft nur alle zehn Jahre ein neues Fahrzeug zu und denken eher weniger im „Zwei-Jahres-Rhythmus“. Das Konzept beim N-GT mit den zwei integrierten Akkus könnte sich auf Dauer aber auf jeden Fall auszahlen.
Disclaimer: Die Reise nach Paris zum Mobility Summit wurde von NIU bezahlt.
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