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Samsung Galaxy Tab S4 im Test: Lebensbegleiter mit kleinen Mankos

Tablets hatten in den vergangenen Monaten eher den Ruf, Ladenhüter zu sein: Im dritten Quartal sind die Verkäufe gegenüber dem Vorjahresquartal erneut um 8,6 Prozent geschrumpft. Dennoch bringen die Hersteller weiterhin Geräte auf den Markt mit dem Bestreben, diese als Konkurrenten zum Ultrabook zu positionieren. Apple, mit einem Marktanteil von 26,6 Prozent der Platzhirsch unter den Tablet-Anbietern, präsentierte etwa vor wenigen Wochen das neue iPad Pro und Samsung – mit 14,6 Prozent Marktanteil der Zweitplatzierte – brachte mit dem Galaxy Tab S4 ebenfalls ein Android-Tablet auf den Markt (UVP 699 Euro), der sowohl in Beruf und Freizeit gleichermaßen genutzt werden kann. Die futurezone hat das Gerät getestet.

Design

Das Gehäuse aus Metall und Glas wirkt beim Unboxing recht edel, wiewohl sich im Lauf des Tests gewisse Mankos herauskristallisieren. So reflektiert die glatte Rückseite des Geräts einfallendes Licht zwar sehr schön, gerade auf dieser Oberfläche sind Tippser durch fettige Finger aber umso sichtbarer. Die Hauptkamera ist nicht komplett in das Gehäuse eingelassen, sondern steht den Bruchteil eines Millimeters hervor, was jedoch nicht weiter stört.

Ärgerlicher ist, dass der 10,5 Zoll große Bildschirm nicht die gesamte Frontseite einnimmt, sondern von einem schwarzen Rahmen umgeben wird, der unter anderem die Frontkamera beherbergt. Das wirkt etwas rückschrittlich in Zeiten, in denen man bei mobilen Geräten eher auf große Bildschirme mit Notches zählt.

In punkto Anschlüsse bietet das Tablet einen USB-C-Port und eine Kopfhörer-Buchse – letzteres ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Man kann diese Buchse entweder als überflüssig ansehen oder sich über die Möglichkeit zum Anschließen eines herkömmlichen Kopfhörers freuen, wenn der Akku des Bluetooth-Headsets mal wieder leer ist. Zusätzlich gibt es bei horizontaler Ausrichtung auf beiden Seiten des Tablets jeweils zwei kleine Lautsprecher, die für ein besseres Sounderlebnis beim Filmschauen sorgen sollen. Außerdem gibt es einen Slot für eine microSD-Karte, mit welcher der 64 Gigabyte große interne Speicher erweitert werden kann.

Alternative zur Windows-Oberfläche

Softwareseitig punktet das Galaxy Tab S4 unter anderem durch eine Funktion namens Samsung DeX, mit der sich das Tablet in Sachen Look&Feel in einen Laptop verwandelt. Wie bei einem Windows-Notebook gibt es hier am unteren Bildschirmrand eine Art Taskleiste, in der die Icons der geöffneten Apps, sowie Funktionen wie Suche, Lautstärkeregelung, Datum und Uhrzeit, angezeigt werden. Auf dem Desktop selbst können – wie bei Windows-PCs – die Icons jener Programme platziert werden, die man am meisten nutzt.

Im von Android gewohnten Menü, über das sich auch Einstellungen zu Lautstärke, Bildschirmhelligkeit, Bluetooth und Helligkeit vornehmen lassen, kann mit einem einzigen Fingertipp zwischen dem DeX-Modus und dem herkömmlichen Modus hin- und hergewechselt werden. Der Wechsel zwischen den beiden Systemen dauert zwar ein paar Sekunden – das ist im Alltag aber verkraftbar, zumal man den Wechsel nicht allzu oft durchführt.

Eine andere alternative Oberfläche ist das „Daily Board“, das sich aktiviert, sobald das Tablet in der zusätzlich erhältlichen Docking Station platziert wird. Dann verwandelt sich das Galaxy Tab S4 in einen digitalen Bilderrahmen, der eine Slideshow mit Fotos aus einem ausgewählten Ordner, das Wetter und die aktuelle Uhrzeit anzeigt. Per Tipp auf den Power-Button lässt sich der Bilderrahmen rasch ausschalten. Zum anschließenden Einschalten muss jedoch der Security-Code eingegeben werden – sofern dieser vergeben wurde, was freilich generell zu empfehlen ist.

Zubehör: Stift, Tastatur und Docking-Station

Die zuvor beschriebene Docking Station ist im Preis nicht enthalten, sondern muss zusätzlich erworben werden (Preis: knapp 40 Euro). Neben der bereits erwähnten Bilderrahmen-Funktion dient sie auch dazu, das Gerät auf stilvolle Art aufzuladen. Ebenfalls nicht im Preis enthalten ist die Schutzhülle inklusive externer Tastatur (Preis: Knapp 115 Euro), die sich vor allem in Kombination mit Samsung DeX als sehr nützlich erweist. Per Magnet verbindet sich das Tablet mit der Tastatur. Manchmal – aber im Test leider nicht immer – wechselt das System automatisch auf den DeX-Modus, in dem man sogleich arbeiten kann. Zwar ist die Tastatur generell nicht so hübsch wie die mit Stoff beklebte Konkurrenz der Surface-Geräte, aber funktional: Auf den Chiclet-Tasten konnte ich problemlos auf Konferenzen mitschreiben. Die Tastatur lässt sich leider nicht gemeinsam mit der Docking Station verwenden. 

Die Tastatur bietet auch Platz für den Stift, der im Kaufpreis enthalten ist und den man schon von anderen Samsung-Geräten kennt. Wie gewohnt kann man mit diesem Stift zeichnen und auf Folien Anmerkungen hinzufügen. Praktisch ist auch die „Screen-Off-Memo-Funktion“, mit der sich schnell auf dem Bildschirm Notizen in Schwarz-Weiß schreiben lassen, während sich der Screen im Standby-Modus befindet. Leider gab es aber auch hier einen Wermutstropfen: Die Funktion ließ sich nicht aktivieren, während der DeX-Modus ausgewählt war. Für die Notizen muss man also in den herkömmlichen Tablet-Modus wechseln.

Über einen ebenfalls separaten Adapter von USB-C auf HDMI (Preis: Ab 27 Euro) lässt sich der Tablet-PC auch an einen externen Bildschirm oder Fernseher anschließen. Im Test wechselte das Gerät dann in den DeX-Modus und konnte anschließend als Touchpad genutzt werden, während das eigentlich User Interface auf dem großen Bildschirm gezeigt wurde. So kann man auch mit dem Stift auf dem Touchscreen zeichnen und sein Werk gleichzeitig auf dem Fernseher bewundern.

Generell ist zum Zubehör zu sagen, dass die Tastatur sich zwar als unverzichtbarer Begleiter entpuppte, der Zusatznutzen von Dockingstation und HDMI-Adapter sich jedoch stark in Grenzen hält. 

Leistung für Brotberuf und Spiele

Angetrieben wird das Galaxy Tab S4 von einem Octa-Core-Prozessor (2.35 GHz, 1,9 GHz), in Sachen Arbeitsspeicher kommt das Tablet auf vier Gigabyte RAM. Darauf basierend haben die Benchmark-Tests die folgenden Ergebnisse ausgespuckt:

3DMark (SlingShot Extreme, OpenGL ES 3.1): 3062 Punkte
3DMark (SlingShot Extreme, Vulkan): 2475 Punkte
AnTuTu (v7.1.1):  187.786 Punkte
PCMark (Work 2.0 performance):  6544 Punkte

Den Tests zufolge schlägt sich das Galaxy Tab S4 dabei im Vergleich recht gut: Beim 3DMark-Test mit OpenGL ist es besser als 80 Prozent der anderen Geräte, beim 3DMark mit Vulkan schlägt es 58 Prozent der Mitbewerber und bei AnTuTu übertrifft es 60 Prozent der anderen Test-Teilnehmer. Es soll hier aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass zeitgemäße Smartphones wie das Pixel 3 XL in allen Tests bessere Werte liefern.

Bezüglich der Anforderungen an Tablets lässt die Leistung im Test keine Wünsche offen. Das Starten von Programmen lief recht flott. Beim Surfen im Web ruckelt das Gerät ebensowenig wie beim Bearbeiten von Dokumenten. Und auch Gaming ist mit der vorliegenden Leistung möglich. Fortnite, welches aus dem Samsung-eigenen App-Store installiert wurde, braucht zwar eine gefühlte Ewigkeit zum Laden und ist regelmäßig auf die Installation von Updates angewiesen, das eigentliche Spiel lässt sich aber bei hoher Grafikqualität mit 30 Bildern pro Sekunde recht flüssig spielen.

Video und Akku

Auch ließen sich Videos in 4K-Auflösung, von Websites wie Vimeo und ruckelfrei streamen. Diese wirken recht eindrucksvoll und farbstark auf dem Super-AMOLED-Display mit WQXGA-Auflösung (2560 x 1600 Pixel) und den 16 Millionen Farben. Für einen breiteren Klang sorgt die Nutzung des Sound von Dolby Atmos, mit den eingangs erwähnten vier Lautsprechern an den Seiten des Geräts.

Doch reicht der Akku des Geräts mit seinen 7300 mAh auch aus, um einen langen Serienmarathon zu gewährleisten? Im Test war der Akku nach Betrachten eines 90-minütigen Films via Vimeo von 100 auf 82 Prozent gefallen – in Summe reicht ein voller Akku also für knapp acht Stunden ununterbrochenes Video-Streamingvergnügen. Der Hersteller gibt bis zu 16 Stunden an. In punkto Business-Tauglichkeit ergab sich im Test, dass der Akku nach einem ganzen Konferenztag, je nach Verwendung, noch zu 50 bis 70 Prozent voll war. Selbst bei intensiverer Nutzung kommt man also zwei Tage durch.

Dafür muss man jedoch recht lange Ladezeiten für den Akku in Kauf nehmen: Nach eineinhalb Stunden Laden ist der Akku erst zu 50 Prozent voll, für das komplette Laden von null auf 100 Prozent musste das Tablet viereinhalb Stunden in der Docking Station verweilen. Das ist aber freilich halb so schlimm, wenn das Gerät einfach nachts aufgeladen wird.

Kamera mit Bixby

Die Hauptkamera löst mit 13 Megapixel auf, verfügt über Autofokus und Blitz und schafft Videos in UHD 4K (3840 x 2160 Pixel) mit 30 fps. Die Frontkamera kommt auf 8 Megapixel. Diese Werte klingen zwar beeindruckend, allerdings wirken die Fotos vor allem bei Neon-Büro-Licht im Automatik-Modus recht blass. Die Spiegelreflexkamera wird vom Tablet vorerst wohl nicht ersetzt – generell sollte man ohnehin im Hinterkopf behalten, dass man beim Fotografieren mit Tablet recht würdelos wirkt.

Andere Anwendungsszenarien sind da schon spannender – zum Beispiel die Integration des smarten Samsung-Assistenten Bixby in die Kamera. Dieser soll dabei helfen, mit der Kamera aufgenommene Inhalte zu analysieren. Das klappt mal besser, mal schlechter: Ein Nexus 5X wurde vom Assistenten als iPhone 7 erkannt, und auch die eigene Tastatur erkannte das Tab S4 nicht als solche. Dafür funktionierte die Texterkennung gut: Eine ganze A4-Seite auf Englisch konnte der Assistent analysieren, anschließend kann man den Text per Google Translate gleich übersetzen.

Fazit

Das Galaxy Tab S4 bringt einige kleinere Mankos mit sich, zum Beispiel muss an der Integration des an und für sich sehr gelungenen DeX-Systems noch gearbeitet werden – die „Screen-Off-Memo-Funktion“ sollte zum Beispiel auch in Kombination mit DeX funktionieren. Auch bei Bixby kann noch ein wenig nachgebessert werden, und ein größerer Bildschirm wäre ebenfalls wünschenswert gewesen.

Doch abgesehen davon präsentiert sich das Gerät als solider Begleiter für Arbeit und Freizeit. Vor allem in Kombination mit der externen Tastatur habe ich den Laptop öfters mal zuhause gelassen und lieber dem Tablet auf Termine mitgenommen. After Work gehen sich dann bequem noch ein paar Videos oder ein paar Runden Fortnite aus. Wer also genau das sucht und mit den kleinen Schwächen leben kann, der ist mit diesem Gerät recht gut beraten.

Das Galaxy Tab S4 kostet 699 Euro (WLAN-Version), die LTE-Version 759 Euro. Auf geizhals.at ist es in der WLAN-Variante ab 585 Euro erhältlich.

Wichtigste Spezifikationen

  • Prozessor

    • Prozessorgeschwindigkeit: 2.35 GHz, 1,9 GHz

    • Prozessortyp: Octa-Core

  • Display

    • Displaygröße (Hauptdisplay): 26,72 cm / 10,5"

    • Displayauflösung in Pixel (Hauptdisplay): 2560 x 1600 (WQXGA)

    • Displaytechnologie (Hauptdisplay): Super AMOLED

    • Anzahl Farben (Hauptdisplay): 16M

  • Kamera

    • Auflösung Hauptkamera (mit Blitz und Autofokus): 13.0 MP

    • Auflösung Frontkamera8.0 MP

    • Auflösung Videoaufnahme: UHD 4K (3840 x 2160 Pixel) @30fps

  • Speicher

    • Arbeitsspeicher: 4 GB

    • Interner Gerätespeicher: 64 GB

    • Frei verfügbarer interner Gerätespeicher: 50.8 GB

    • Speichererweiterung microSD (bis zu 400 GB)

  • Konnektivität

    • ANT+

    • USB 3.1 Gen 1

    • Standortbestimmung: GPS, GLONASS, Beidou, Galileo

    • Headset/Kopfhöreranschluss: 3,5mm Klinkenanschluss

    • WLAN (inkl. Wi-Fi Direct): 802.11 a/b/g/n/ac 2,4 G + 5 GHz, VHT80 MU-MIMO

    • Bluetooth-Version: Bluetooth 5.0 (LE bis zu 2 Mbps)

    • Bluetooth-Profile: A2DP, AVRCP, DI, HID, HOGP, HSP, OPP, PAN

    • Synchronisation: Smart Switch (PC version)

  • Betriebssystem: Android

  • Sensoren: Beschleunigungssensor, Lagesensor, Kompass, Hall-Sensor, Iris Sensor, RGB Licht Sensor, Annäherungssensor

  • Abmessung und Gewicht

    • Abmessungen (HxBxT in mm): 249.3 x 164.3 x 7.1

    • Gewicht (in g): 482

  • Akku

    • Akku-Kapazität (mAh): 7300

    • Austauschbar: Nein

  • Audio und Video

    • Videoformate (Wiedergabe): MP4, M4V, 3GP, 3G2, WMV, ASF, AVI, FLV, MKV, WEBM

    • Videoauflösung (Wiedergabe): UHD 4K (3840 x 2160 Pixel) @60fps

    • Audioformate (Wiedergabe): MP3, M4A, 3GA, AAC, OGG, OGA, WAV, WMA, AMR, AWB, FLAC, MID, MIDI, XMF, MXMF, IMY, RTTTL, RTX, OTA

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Stefan Mey

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