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Samsung Galaxy Z Fold 2 im Test: Falt-Handys werden erwachsen

Samsungs Start in die Welt der faltbaren Displays war kein einfacher. Mit viel Tamtam angekündigt, wird das erste Falt-Smartphone Galaxy Fold wohl oder übel als Pannenprojekt in die Geschichtsbücher eingehen. Daran änderte auch die überarbeitete, neue Variante nichts mehr. Dennoch ließ sich Samsung nicht unterkriegen. Das Z Flip im Clamshell-Design (futurezone-Test) war bereits technisch deutlich ausgereifter, Berichte von Fehlfunktionen blieben aus. Der Wow-Effekt war bei dieser Bauweise aber ein geringerer, als beim großen Display der Fold-Serie.

Nun kommt das 5G-fähige Galaxy Z Fold 2. Beim Formfaktor orientiert es sich klar an dem ersten Fold. So verfügt das Handy über 2 Displays. Ein Außendisplay mit 6,2 Zoll und ein faltbares Innendisplay mit 7,6 Zoll. So sollen die Vorteile von Smartphone und Tablet vereint werden. Wir haben das Samsung Galaxy Z Fold 2 5G getestet. 

Verarbeitung und erster Eindruck

Zusammengeklappt ist das Z Fold 2 ein “Prügel”, man kann es kaum anders ausdrücken. Mit seiner Größe von 159 x 68mm bei einer Dicke von knapp 17mm und einem Gewicht von 282 Gramm trägt das Gerät ordentlich auf und erinnert fast ein wenig an die Bauform des Nokia Communicators von vor 20 Jahren. 

Der Retro-Eindruck verfliegt aber recht schnell, spätestens wenn man eines der beiden großen Displays zum ersten Mal einschaltet (mehr zur Anzeigequalität etwas später).

Zusammengeklappt dominiert beim Gehäuse Glas und Metall. Auf der Rückseite befindet sich ein Kamerabuckel mit 3 Linsen, der etwa einen Millimeter aus dem Gehäuse steht. An der Seite befindet sich der Power-Button mit integrierten Fingerabdruckscanner sowie die Lautstärkentaste. 

Deutlich verbessert wurde der Falt-Mechanismus bzw. das Scharnier. Laut Samsung verhindert eine Art Bürste beim Auf- und Zuklappen, dass Schmutz in den Mechanismus kommt. In der Praxis fällt das nicht wirklich auf. Man merkt dem Mechanismus aber seine Stabilität an. Es wirkt nicht mehr so fragil wie beim ersten Fold, es wackelt nichts und es gibt keinen Hinweis auf irgendwelche Instablität. Weder offen, noch geschlossen oder halb aufgeklappt. 

Einen Nachteil des Falt-Designs konnte Samsung aber auch beim aktuellen Fold nicht ausbügeln: Den Spalt. Ist das Handy zusammengeklappt, liegen die beiden Displayhälften des Falt-Displays baulich bedingt nicht aufeinander auf, es entsteht ein Zwischenraum.

Jener ist ein furchtbarer Staubfänger. Egal, ob man das Handy im Rucksack oder in der Hosentasche transportiert, klappt man es auf, ist immer eine große Menge Staub auf dem Hauptdisplay. Es ist also ratsam, ein Mikrofasertuch eingesteckt zu haben. 

 

Die Displays

Das Galaxy Z Fold 2 verfügt über 2 Displays. Das Super-AMOLED-Außendisplay hat eine Diagonale von 6,2 Zoll bei einer Auflösung von 2260 x 816 Pixel. Und nein, das ist kein Tippfehler, das Seitenverhältnis ist mit 25:9 tatsächlich etwas eigenwillig.

Dass das Außendisplay nur die sekundäre Anzeige ist, merkt man auch anhand der Darstellungsqualität. Zwar gehen Farben und Kontrast in Ordnung, ganz so schön wie die Hauptdisplays anderer, normaler Smartphones ist es aber nicht. Auch hat das Display ein Problem, das auf das man heutzutage nur mehr selten stößt: Es lässt sich mit manchen polarisierten Sonnenbrillen nicht richtig lesen. 

Der wahre Star des Smartphones kommt zum Vorschein, wenn man es aufklappt. Das Falt-Display des Fold hat offen eine Diagonale von 7,6 Zoll bei einer Auflösung von 2.208 x 1.768 Pixeln mit einem Seitenverhältnis von 3,2:4. Klappt man es zum ersten Mal auf und sieht sich farbenprächtige Fotos oder Videos auf dem großen Display an, stellt sich fast schon unweigerlich ein Wow-Effekt ein.

Wie bei allen aktuellen faltbaren Handydisplays ist auch die Anzeige des Fold nicht völlig eben. So ist eine kleine Faltstelle sicht- und spürbar, woran man sich aber mit der Zeit gewöhnt.

Sieht man etwas genauer hin, gibt es aber auch andere Kritikpunkte. So befindet sich sowohl außen als auch innen wieder eine fix befestigte Folie auf den Displays. Jene ist nicht so kratzresistent, wie man es von aktuellen Smartphone-Displays mit Gorilla Glass gewohnt ist.

Dass eine derartige Kratzfestigkeit beim Falt-Display, das flexibel sein muss, nicht möglich ist, ist einleuchtend. Warum sich Samsung aber dazu entschieden hat, auch beim Außendisplay eine Folie über die Anzeige zu kleben, kann ich mir nicht ganz erklären.

Die Kameras

Das Galaxy Z Fold 2 trägt nicht nur beim Gewicht, sondern auch bei der Kamera-Aussattung auf. Nicht weniger als 5 Linsen bzw. Sensoren sind in dem Handy verbaut. 3 Hauptkameras befinden sich im rückseitigen Kamerabuckel, zusätzlich gibt es 2 Frontkameras über den beiden Displays. Samsung setzt hier sowohl beim Falt- als auch beim Außendisplay auf das Punch-Hole-Design. Die 3 Hauptkameras lösen mit jeweils 12 Megapixel auf, bei den Brennweiten gibt es neben der Standard-Weitwinkellinse noch eine Tele-Linse sowie ein Ultra-Weitwinkelobjektiv. 

Abgesehen davon, dass man auf aktuelle High-End-Features wie Periskop-Zoom verzichten muss, liefert die Kamera des Z Fold 2 Fotos, wie man sie von guten Smartphones gewohnt ist - mit den Aufnahmen eines Galaxy S20 können sie jedoch nicht ganz mithalten. Die Fotos sind dennoch Samsung-typisch kontrast- und farbstark und kommen auf dem Falt-Display natürlich entsprechend zur Geltung. 

Einen Gag hat sich Samsung außerdem mit dem Falt-Mechanismus überlegt: Ist das Handy aufgeklappt, hat man auf der Rückseite sowohl den Haupt-Kamerabuckel als auch das Außendisplay. So ist es möglich, mit der Hauptkamera Selfies von sich zu schießen.

Außerdem kann man das Handy auch halb aufgeklappt - ähnlich wie einen Mini-Laptop - auf den Tisch stellen und hat so mehr oder weniger ein eingebautes Stativ. Praktisch - besonders für Nachtaufnahmen mit längerer Belichtungszeit.

Fingerabdruck, Innenleben, Sound und Akku

Samsung setzt beim Z Fold 2 auf einen Fingerabdrucksensor, der in den länglichen Power-Button integriert ist. Wirklich warm bin ich mit dem schmalen Sensor nicht geworden, das Entsperren funktioniert meistens nicht und wenn, dann überhaupt nur, wenn das Handy aufgeklappt ist. Zum Teil ist das vermutlich meiner sehr trockenen Haut geschuldet, die mir auch bei Fingerprint-Sensoren anderer Geräte Probleme bereitet. Gar so störrisch wie beim Fold 2 verhält sich aber sonst kein Fingerabdruckscanner.

In Sachen Leistung muss man beim Z Fold 2 keine Einbußen in Kauf nehmen. Der integrierte Snapdragon 865+ in Verbindung mit 12 Gigabyte RAM liefert genug Rechenpower, um auch die aufwendigsten Anwendungen ohne weiteres zu stemmen. Das macht sich auch im Alltag bemerkbar. Ruckler oder Ähnliches lassen sich nicht bemerken, auch nicht bei intensivem Multitasking auf dem großen Display.

Eine überraschend gute Leistung liefern übrigens die integrierten Stereo-Lautsprecher. Videos oder Musik lassen sich damit tatsächlich angenehm wiedergeben. Ob ich dafür - wie Samsung meint - meine Bluetooth-Box wirklich immer zuhause lassen würde, bezweifle ich.

Der Akku hat eine Kapazität von 4500mAh. Das wirkt in Anbetracht der 2 großen Displays nicht viel, reicht bei mir aber im Alltag gerade so aus, um durch den Tag zu kommen. Selbst bei intensiver Nutzung des großen Falt-Screens bin ich mit dem Fold 2 nur sehr selten in Stromnot gekommen. Und das, obwohl ich das Gerät mit einer 5G-fähigen SIM-Karte genutzt habe (wurde uns von Magenta zur Verfügung gestellt).  

Die Software 

Das Z Fold 2 kommt mit Android 10. Damit man den großen Screen auch entsprechend gut nutzen kann, hat Samsung eine Multitasking-Funktion auf Basis von Fenstern integriert. Das heißt, ich kann mehrere Apps gleichzeitig offen haben und den Screen entsprechend aufteilen. Bis zu 3 Apps lassen sich so am großen Display gleichzeitig bedienen. 

Praktisch ist das etwa dann, wenn man im Web surfen und sich gleichzeitig Notizen machen möchte. Dann kann man den Browser auf zwei Drittel des Displays und die Notiz-App auf dem verbleibenden Drittel darstellen. Wenn man eine App-Kombination besonders gerne hat (etwa Kalender und Gmail), kann man diese Kombination auch als Shortcut speichern. Klickt man darauf, werden beide Apps in der gewünschten Aufteilung geöffnet. 

Manche Apps sind außerdem für die Darstellung optmiert, wenn das Handy halb aufgeklappt ist - ähnlich wie ein kleines Notebook. Bei YouTube spielt das Video oben ab, während man unten neue Videos auswählen kann. Bei der Kamera App hat man etwa den Sucher dann auf dem oberen Display und Bedienelemente sowie geschossene Fotos unten. 

Obwohl das Fold aufgeklappt als Tablet angepriesen wird, fällt damit erstaunlicherweise kaum auf, wie schlecht Android für Tablets eigentlich ist. Das liegt zum einen am Display, das mit 7,6 Zoll für ein Tablet nicht riesig ist und zum anderen an der Samsung-Oberfläche. 

Auch wirken Apps wie Instagram oder Tiktok, für die es eigentlich keine Tablet-Varianten gibt, auf dem Fold-Display nicht so unpassend, wie auf 10-Zoll-Android-Tablets. Gleiches gilt für Games. Sie füllen das große Faltdisplay aus, ohne künstlich aufgeblasen zu wirken. Es bietet einen Mehrwert, sie auf dem großen Screen zu spielen. 

Ein weiterer Vorteil des großen Displays ist die Tastatur. Klappt man das Handy auf, teilt sich die Tastatur standardmäßig in der Mitte und man kann mit den Daumen nach ein bisschen Übung bequem und schnell tippen.

Fazit

Samsung bleibt bei den faltbaren Display dran und das ist gut so. Das Galaxy Z Fold 2 wirkt insgesamt nicht mehr wie eine technische Demonstration, sondern tatsächlich wie ein fertiges Gerät, das im Alltag einige Vorteile mit sich bringt. Auch die ersten “Kinderkrankheiten” hat man offenbar im Griff, die Technologie wird erwachsen. 

In den rund 2 Wochen mit dem Z Fold 2 habe ich es sehr schnell zu schätzen gelernt, immer ein Tablet eingesteckt zu haben. Sei es im Wartezimmer beim Arzt oder beim Zwischenstopp während eines Rad-Ausflugs an die Donau: Man nimmt das Fold raus, klappt es auf und kann dank des großen Displays deutlich komfortabler Surfen, Lesen, Videos schauen oder Games spielen, als es mit einem normalen Smartphone möglich ist.

Gerade auf längeren Reisen habe ich sonst immer ein Tablet dabei, um zwischendurch Netflix zu schauen oder komfortabel im Web surfen zu können. Mit dem Galaxy Z Fold 2 könnte ich mir gut vorstellen, darauf zu verzichten. 

Samsung Galaxy Z Fold 2: Pro und Contra

Pro

  • Handy und Tablet in einem 
  • Großes, eindrucksvolles Display
  • Überraschend guter Sound

Contra

  • hoher Preis
  • Außendisplay schwächelt
  • Akku könnte größer sein

“Das beste aus beiden Welten” ist das Fold 2 aber dennoch immer noch nicht. So kann es zusammengeklappt niemals mit dem Komfort eines gewöhnlichen Smartphones mithalten. Das liegt einerseits an seiner Form und seinem Gewicht und andererseits auch an dem (baulich bedingt) schmalen Außendisplay. So sind bei der Tastatur etwa die Tasten derart schmal, dass selbst kurze Chat-Nachrichten eine Herausforderung sind. 

Auch angesichts des Preises von knapp 2000 Euro ist es schwer, das Fold 2 wirklich zu empfehlen. Dennoch zeigt das Handy erstmals, dass große, faltbare Displays nicht nur ein Gag oder ein Hingucker sind, sondern tatsächlich einen Mehrwert bieten können. Nach Rückgabe des Testgerätes wird es bestimmt Situationen geben, in denen ich mein Handy gerne zu einem Tablet aufklappen können würde.

 

Disclaimer: Das Smartphone wurde der futurezone für den Testzeitraum kostenlos von Samsung zur Verfügung gestellt, die 5G-SIM-Karte vom Mobilfunker Magenta. 

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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