Silence S01+ in hübscher Pose auf einem Parkplatz

Silence S01+ in hübscher Pose auf einem Parkplatz

© David Kotrba

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Silence S01+ im Test: Das E-Motorrad mit dem Turbo Boost

Der Elektroroller fällt in die 125er-Motorradkategorie. Um ihn zu fahren benötigt man A-Führerschein oder B-Führerschein mit Code-111-Zusatzprüfung

Der spanische Elektrorollerhersteller Silence hat mit der S01+ eine neue Version seines Bestsellers S01 herausgebracht. Wie der Name schon sagt, ist das Fahrzeug eine leicht verbesserte Version jenes Rollers, den ich bereits im vergangenen Jahr testen durfte. Der Elektrofahrzeughändler G-Electric hat der futurezone auch die S01+ für einen Test zur Verfügung gestellt.

Motor, Bremsen, Federung neu

Die auffälligsten Veränderungen der S01+ gegenüber der S01 sind optischer Natur, es gibt aber auch einige technische Extras. Die Motorleistung wurde um 0,5 kW auf 7,5 kW erhöht, die Federung des Hinterrades lässt sich nun mit einem Drehschalter dreistufig einstellen. Die Bremsen wurden verbessert und es gibt einen neuen Fahrmodus namens Push to Pass (P2P) - mehr dazu später. Versorgt wird das Ganze durch den gleichen entnehmbaren 5,6 kWh-Akku wie beim Vorgängermodell. Neu an der S01+ ist die Verbindung mit einer eigenen App namens My Silence.

Silence S01+ in Bildern

Wilder Stier und Packesel zugleich

Beim Fahren merkt man kaum einen Unterschied zur S01. Die S01+ hat grundsätzlich ihre 3 Fahrmodi (Eco, City, Sport) sowie einen Rückwärtsgang und zischt rasant durch die Stadt. Der "Gas"-Griff gibt sich ungestüm. Fährt man über unebenen Untergrund, bockt das Motorrad durch die präzise Weitergabe der Signale an den Motor wie ein spanischer Stier - naja, ein kleiner zumindest. Generell ist man sehr komfortabel unterwegs, auch zu zweit. Der Platz unter dem gut gepolsterten Sitz beeindruckt wie bei der S01. Zwei Rucksäcke oder Einkaufstaschen hinein zu packen, funktioniert prima.

Nerviger Blinker

Neben bekannten Stärken hat Silence bei der S01+ auch eine nervige Eigenschaft behalten: Das akustische Blinkersignal. Was die Fahrerin oder den Fahrer daran erinnern soll, den Blinker nicht dauerhaft aktiviert zu lassen, lässt teilweise Passanten hochschrecken und den Blinkereinsatz auf ein Minimum reduzieren.

Dass man bei der S01+ die Federung sehr einfach verstellen kann, ist angenehm, wird aber in der Praxis eher selten verwendet. Ebenso selten wird wahrscheinlich der Push-to-Pass-Modus aktiviert, aber er ist ein witziges Gimmick.

Push to Pass

Vorstellen kann man sich den P2P-Modus wie eine Art "Turbo Boost". Wie K.I.T.T. in Knight Rider kann man während der Fahrt ein bisschen Extraschub abrufen. Auf der S01+ muss man dazu im Sport-Modus unterwegs sein, den Gasgriff um mehr als die Hälfte gedreht haben und den Modus-Knopf drücken. Für 30 Sekunden bekommt man dann noch mehr Leistung, erreicht je nach Gegenwind irgendwas zwischen 100 und 110 km/h. Nach 30 Sekunden ist jedoch Schluss mit dem Spaß und man wird mit einem Ruck wieder auf Sport-Modus-Geschwindigkeiten (knapp 100 km/h) heruntergebremst.

Gedacht ist P2P für Überholmanöver auf Landstraßen. Bei Geschwindigkeiten über 90 km/h fühlt sich die Silence aber im Allgemeinen nicht ganz so wohl wie in der Stadt. Seitenwinde schütteln Fahrerin oder Fahrer durch und die Reichweite sinkt rasant. Ein Beispiel: Eine Fahrt von Wiener Neustadt nach Wien über eine Distanz von 45 Kilometer reduziert den Akkuladestand um 80 Prozent. In umgekehrter Richtung wurden dank Rückenwindes aber nur 50 Prozent verbraucht.

Starten per App

Neu bei der Silence S01+ ist eine eingebaute On-Board-Unit mit SIM-Karte, die der Verbindung des Rollers mit der My Silence-App dient. Installiert man diese am Smartphone, braucht man nur noch einen QR-Code auf der Unterseite des Sitzes scannen und kann loslegen. Im Rahmen meines Tests hat die Verknüpfung leider nicht geklappt, weil das Motorrad bereits mit einem anderen Smartphone verknüpft war. Normalerweise sollte man mit der App aber die Position des Fahrzeugs abrufen, den Ladestand überprüfen, Nutzungsstatistiken inklusive CO2-Emissionen ansehen und den Roller aus der Ferne starten können.

Fazit und Preis

Die Silence S01 ist bereits ein ausgezeichneter E-Roller für die Stadt, die S01+ ist tatsächlich noch eine Spur besser. Sie sieht besser aus, hat eine Art Turbo Boost, ein wenig mehr Kraft, ein bisschen bessere Bremsen und eine App-Verbindung. Der Stauraum ist fantastisch, ebenso die Möglichkeit, den Akku aus dem Fahrzeug herauszunehmen und auf Rollen zur Steckdose in der eigenen Wohnung zu befördern.

Negatives kann man über die Silence S01+ kaum finden. Das allzu ungestüme Ansprechen des Gasgriffs wird eventuell nicht allen Fahrer*innen gefallen, das Blinkergeräusch kann nerven und ein kleines Staufach unterhalb des Lenkers fehlt. Im Großen und Ganzen ist es aber ein wirklich gelungenes Elektromotorrad, wenn man es sich leisten kann.

In der Anschaffung kostet die Silence S01+ bei G-Electric 8.780 Euro. Man kann um eine Förderung ansuchen, dann sind es 8.080 Euro. Gegenüber der Silence S01 zahlt man allerdings um knapp 2.000 Euro mehr. Sind veränderter Look, P2P-Modus, App und 0,5 kW mehr Motorleistung das wirklich wert? Das muss jeder für sich entscheiden.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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