SpyraThree im Test: Nicht die Spritzpistole aus deiner Kindheit
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Kanntet ihr auch diesen einen Fratz in eurer Kindheit? Den, der den größten Super Soaker hatte - knallgelb, mit 2 fetten grünen Tanks? Den, den ihr insgeheim nicht mochtet, weil ihr nur die durchsichtige, 20-Schilling-Spritzpistole hattet, mit diesen nervigen kleinen Einfüllstöpsel oben, der das Nachfüllen beim Wasserhahn zum Geduldsspiel machte?
Jetzt verdient ihr selbst Geld. Ihr seid nicht mehr auf die Gunst der Eltern angewiesen, das richtige Spielzeug zu besorgen. Ihr seid bereit, das innere Kind endlich mit einer Spritzpistole zufriedenzustellen, die den Super-Soaker-Bengel von damals das nasse Fürchten gelehrt hätte.
Akkubetrieb, 3-fach-Burst, Display, ein Design wie aus einem Halo-Spiel: Ich habe die SpyraThree getestet.
Dank Kickstarter ein Erfolg
Spyra ist ein deutsches Unternehmen. Die erste Spyra-Spritzpistole, Spyra One, wurde durch eine Kickstarter-Kampagne finanziert. Ich habe damals mitgemacht, weshalb sich eine Spyra One in meinem Besitz befindet. Sie funktioniert auch noch, trotz des internen Akkus und obwohl es das Erstlingswerk von Spyra war, was mich positiv überrascht.
SpyraThree ist die dritte Generation. Mit SpyraLX gibt es noch einen analogen Ableger zum Pumpen – warum auch immer man das tun wollen würde, nachdem man einmal eine Spyra mit Akkubetrieb gehabt hat.
Der Erfolg von Spyra und der hohe Preis der Produkte, die SpyraThree kostet 170 Euro (bei Amazon oder direkt beim Hersteller), haben dafür gesorgt, dass andere Unternehmen die Spritzpistole kopieren. Nicht nur die Mechanik, auch das Design wird frech abgekupfert. Sogar bei Amazon sind einige der geschrumpften Kopien (für Kinder) zu finden. Mit Google kommt man dann auf die Kopien für Erwachsene – sogar Xiaomi eifert Spyra nach.
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Schwer, aber nicht unhandlich
Die Original SpyraThree ist wahlweise in Blau oder Rot verfügbar. Sie wiegt mit leerem Tank 2,3 Kilogramm – bei der Spyra One waren es nur 1,9 Kilogramm. Das hohe Gewicht macht die Spritzpistole für kleine Kinder eher ungeeignet.
Die Größe der SpyraThree hingegen ist universal. Sie ist 63 cm lang. Das ist ein guter Kompromiss, damit sowohl größere Menschen als auch kleinere die Spritzpistole gut in der Schulter anlegen können. Der Daumenlochschaft ist für die meisten Frauen- und Männerhände groß genug. Wer dicke oder allzu große Hände hat, kann den Daumen seitlich am Gehäuse anlegen. Das ist nicht ganz so bequem wie den Daumen durchs Daumenloch zu stecken, funktioniert aber.
Die SpyraThree ist für Links- und Rechtshänder geeignet. Der Umschalter für die 3 Modi ist zwar auf der linken Seite, kippt man die Spritzpistole im Anschlag aber zur Seite, lässt sich der Hebel mit der rechten Hand bedienen, während die linke am Abzug bleibt.
Abgesehen von dem Modi-Umschalter und der Farbe des Abzugs entspricht das Design der SpyraThree dem der SpyraTwo. Wer Nummer 2 ausgelassen hat und so wie ich die Spyra One hat: Es gibt etwas mehr Textur am Plastikgehäuse, um bei Nässe rutschfester zu sein. Der angedeutete Handschutz ist dicker und steht etwas mehr vom Gehäuse hervor, was meiner Meinung nach unpassend aussieht. Dafür gibt es aber die 3 „Kühllöcher“ vorne, die zwar keine Funktion haben, aber den Scifi-Look der Spritzpistole betonen.
Erst Strom, dann Wasser
Bevor es in die Wasserschlacht geht, muss der Akku der SpyraThree geladen werden. Der USB-C-Port befindet sich an der Unterseite, beim Ein-Ausschalter. Er ist mit einer Gummiabdeckung geschützt, um im Gefecht trocken zu bleiben.
Eine volle Akkuladung reicht für bis zu 30 volle Wassertanks, also grob gerechnet 600 Schuss. Das reichte im Test für mindestens einen Sommertag – sogar wenn eine größere Gruppe zusammenkommt, bei der alle mal mit der SpyraThree spielen wollen. Und im Gegensatz zum Super-Soaker-Rotzbuben teile ich mein Spielzeug (ok, das Spielzeug von Spyra, weil es ein ausgeliehenes Testgerät ist).
Zum Laden wird die Mündung der SpyraThree ins Wasser getaucht, am besten im 45-Grad-Winkel oder weniger. Jetzt schiebt man den Abzug nach vorne und der Motor erledigt am Rest. Am Display sieht man, wie der Tank aufgeladen wird. Ist er voll, stoppt der Pumpvorgang automatisch.
Der Pumpvorgang ist sehr laut, auch verglichen mit der ersten Spyra. Selbst in einem vollen Strandbad samt Kindergeschrei würde der Lärm davon nicht in der Geräuschkulisse untergehen. Beim Test hatte ich befürchtet, dass jemand von den Nachbarn sich akustisch mit „MITTAGSRUHE IS!“ meldet, weil die glauben, dass ich den Rasen mähe.
Passendes Auffüllbehältnis hilft
Dass Befüllen der Spitzpistole durch Eintauchen ist zwar bequem, kann aber ein logistisches Problem darstellen. Man braucht ein Behältnis mit Wasser, in das man sie eintauchen kann. Im Garten hat man schnell mal einen Kübel bei der Hand. Alternativ kann vom Planschbecken Wasser abgezweigt werden.
Übrigens: Ist der Gummideckel am USB-C-Anschluss drauf, ist die SpyraThree wasserfest. Fällt sie beim Laden in den Pool oder hat man vor, bei der Wasserschlacht in den See zu flüchten und unterzutauchen, hält sie das problemlos aus.
Für unterwegs hat Spyra die SpyraBase im Angebot. Dabei handelt es sich um einen leichten, zusammenfaltbaren Behälter für Wasser, mit 2 Henkeln oben zum Tragen. Dieser ist flacher als ein Kübel, was das Füllen erleichtert – auch von mehreren Spyras gleichzeitig. Im Test war er schnell in der Sonne getrocknet, nachdem die Wasserschlacht vorbei war. Mit 30 Euro ist die SpyraBase zwar teuer, aber eine sinnvolle Investition.
Klares Wasser bevorzugt
Mit See- und Poolwasser sollte man vorsichtig sein. Die SpryaThree funktioniert zwar auch damit, sofern nicht allzu trübes Teichwasser oder Schmutzwasser genommen wird, empfohlen ist es aber nicht. Hat man gechlortes Poolwasser verschossen, empfiehlt es sich danach einen Tank mit klarem Leitungswasser zu laden und zu verschießen, bevor man die SpyraThree bis zur nächsten Wasserschlacht einlagert. Das gilt besonders für Salzwasser, das man noch mehr meiden sollte als Chlorwasser, weil es die Lebensdauer der internen Komponenten reduziert.
Wichtig: Steht der Tank laut Füllanzeige im Display auf 0 Prozent und man ist fertig mit dem Spielen, hält man den Abzug gedrückt, damit die Reste entleert werden. Dann zeigt das Display „--“ an und die SpyraThree kann ausgeschaltet werden. Danach sollte man sie kurz in alle Richtungen drehen, wieder einschalten und nochmal den Tank auf diese Art entleeren, da beim ersten Mal meistens nicht das gesamte Wasser rausgeht.
Wasser Marsch!
Mit vollem Tank kann der Spaß beginnen. Die SpyraThree ist dabei wie keine andere Spritzpistole. Durch das Drücken des Abzugs wird ein konzentrierter kurzer Wasserstoß freigesetzt. Weil der Drucktank dabei arbeitet, gibt es sogar ein bisschen spürbaren Rückstoß. Beim Charged Shot, der eine größere Menge Wasser auf einmal verschießt, wenn zuvor der Abzug gedrückt gelassen wird, ist es mehr Rückstoß. Der ist nicht unangenehm oder gar schmerzvoll: Es fühlt sich sogar richtig gut an, wenn man spürt, welche Power hinter dem Wasserstrahl ist.
Es ist aber immer noch nur Wasser. Auf kurze Distanzen macht der normale Schuss schon ordentlich nass und der Charged Shot erst recht. Zielt man aber gerade aus, hat sich das Wasser nach 7 bis 8 Metern zerstreut. Mit dem Charged Shot und ballistisch geschossen, also leicht nach oben gezielt, kann man noch auf 13 Meter Entfernung eine Kontrahent*in gut nass machen. Leere Getränkedosen kann man mit dem normalen Schuss auf 2 bis 3 Meter gezielt umschießen. Mit dem Charged Shot gelingt das auch auf 5 Meter.
Da gerade auf kurze Distanzen gut Druck hinter dem Wasser ist, speziell beim Charged Shot, sollte man bei Wassergefechten die Augen schützen. Eine Sonnenbrille reicht, wer lustig ist, kann auch die Taucher- oder Schwimmbrille nehmen. Jedenfalls solltet ihr Mitspieler*innen mit einer SpyraThree nie vertrauen, selbst wenn sie sagen: „ich ziel eh nicht auf den Kopf“. Im Eifer des Gefechts kann nämlich was buchstäblich ins Auge gehen.
Spritzen wie in Halo
Das futuristische Design der SpyraThree, der Akkubetrieb und nicht zuletzt das Status-Display, sorgen dafür, dass es eine richtige Geek-Spritzpistole ist. Das Display zeigt den Füllstand in Prozent in Echtzeit an.
Einmal Abdrücken reduziert die Füllmenge um 5 bis 6 Prozent. Hält man den Abzug gedrückt für den Charged Shot, sieht man, wie das Display nach unten rechnet und schließlich stehen bleibt, wenn der Schuss voll aufgeladen ist. Hätte der Master Chief eine Spritzpistole, wäre es die SpyraThree.
Limitationen bei der Schussfrequenz
Man kann mit der SpyraThree ziemlich schnell schießen. Erst nach 3 oder 4 schnellen Schüssen muss man ein paar Sekunden warten, bis wieder genügend Druck aufgebaut wurde. Wer diszipliniert nur einen Schuss pro Sekunde macht, kann die ganzen 22 Schuss im Wassertank ohne Pause abfeuern.
Leider hat Spyra noch keine gute Lösung für den Charged Shot gefunden, seit der ersten Spyra One. Um den Abzug gedrückt zu lassen, muss man natürlich erst den Abzug drücken. Das heißt, man schießt einmal normal, bevor der Charged Shot geladen wird. Das ist schade, da man so Wasser verschwendet, obwohl man in einer Deckung hockend nur den Charged Shot laden will, um sich dann mit einem Hechtsprung auf die Wiese zu rollen und dabei die überraschten Freunde mit der vollen Ladung Wasser abzuschießen.
3 Feuer-Modi
Die SpyraThree hat 3 Modi, die über einen Schiebeschalter, links neben dem Display, ausgewählt werden. Diese sind League, Burst und Open. League soll eine Art Fair-Play-Modus sein, um taktische Wasserschlachten zu begünstigen. Dabei kann man maximal 3x schnell schießen, bevor „nachgeladen“ wird. Dies wird durch Ladebalken im Display angezeigt. Sind wieder ein bis 3 Balken am Display sichtbar, kann man wieder so oft schießen. Die Wartezeit, bis „nachgeladen“ wurde, sind etwa ein bis 2 Sekunden pro Schuss. Der League-Modus ist der Einzige, in dem der Charged Shot genutzt werden kann.
Beim Burst Mode wird ein „Feuerstoß“ abgegeben. Drückt man den Abzug, werden in schneller Folge 3 Schüsse abgebeben – schneller, als wenn man selbst 3x den Abzug drücken würde. Danach muss man kurz warten, bis der Motor wieder genügend Druck aufgebaut hat. Der Burst Mode macht schon richtig Spaß. Schade ist, dass hier nicht der Charged Shot genutzt werden kann.
Im Open-Modus schießt man halbautomatisch, so wie im League-Modus, aber ohne „Nachlade“-Funktion. Schießt man hier zu schnell, muss man nach 3 bis 4 Schuss eine kurze Pause einlegen, bis wieder genügend Druck vorhanden ist. Hält man den Abzug gedrückt, gibt die SpyraThree solange Schüsse ab, bis der Tank leer ist. Die Schussfrequenz liegt bei etwa einem Schuss pro Sekunde.
Fazit
Die SpyraThree (170 Euro) ist ein teurer Spaß, mit der Betonung auf Spaß. Es ist die Spritzpistole, die ich als Kind schon immer gerne gehabt hätte und die mir jetzt als erwachsener Nerd sogar noch mehr Spaß macht, weil sie so Sci-Fi und geekig ist.
Will man sie für echte Wassergefechte nutzen und nicht nur damit ein bisschen herumspritzen, sollte man für Chancengleichheit sorgen. Richtig lustig ist es nämlich, wenn auch die Kontrahent*innen mit akkubetriebenen Spyras ausgestattet sind. Idealerweise haben die ebenfalls die SpyraThree, zwecks League-Modus, und weil der Preisunterschied zur SpyraTwo (140 Euro) nur gering ist. Falls sie sich trotzdem weigern eine zu kaufen: Nutzt Geburtstage und Weihnachten, um den Freundeskreis mit Spyras zwangszubeglücken. Und rügt alle, die auch nur daran denken, eine Chinakopie zu kaufen.
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