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Tineco Floor One S5 Pro 2 im Test: Das kann der Saug-Wischmopp

Tineco liebt es Hunde in die Fotos seiner Produkte zu packen.

Bodenwischen nervt. Es spritzt herum, ist grauslich und der Boden ist danach viel zu feucht, selbst wenn man in Wundereimer mit Zentrifugalkraft und Zauberflachwischer aus dem Teleshop investiert hat.

Tineco verspricht mit seinem Floor One S5 Pro 2 (599 Euro) eine Lösung zu haben. Der kombinierte, akkubetriebene Nass- und Trockensauger ist laut der Hersteller-Website „das ultimative, zeitsparende Reinigungsgerät für harte Böden“. Bis auf „hart“ stelle ich alle Adjektive in dieser Aussage in Frage. Ich habe den S5 Pro 2 getestet.

Nicht zum Geschäft zurückbringen

Das Erste, was beim Auspacken des Geräts auffällt, sind die mehrfachen Forderungen, es nicht ins Geschäft zurückzubringen. Da steht auf der Verpackung, sobald man diese öffnet, direkt am Gerät und auch nochmal auf einer Karte, die am S5 Pro 2 hängt. Das wirkt befremdlich, ist aber dem Vertriebs- und Servicekonzept des chinesischen Herstellers geschuldet und nicht als vorauseilende Maßnahme zu verstehen, falls das Gerät nicht funktioniert.

In der Verpackung sind ein Haufen Einzelteile. Das liegt unter anderem daran, dass praktischerweise gleich Ersatzbürste und Ersatz-Trockenfilter mitgeliefert sind. Die 2 schwarzen Plastikteilchen werfen aber Fragen auf. In der Beschreibung sind sie als „Zubehörhalter“ und „Halterung“ aufgezählt aber ohne Erklärung, wo die hingehören. Des Rätsels Lösung: Sie werden an der Unterseite der Ladestation eingesteckt, damit sie dann links und rechts davon die Ablage für die Ersatzbürste und den Trockenfilter bieten.

Das steckt in der Verpackung

Das ist clever, denn nachdem man beides mit Wasser gereinigt hat, soll es 24 Stunden trocknen, bevor man es wieder einbaut. Also schmutzige Bürste und Filter reinigen, in der Zwischenzeit Ersatzbürste und Filter einbauen und das gewaschene Zeug zum Trocknen in die Ablagen stellen.

Die Bodenladestation hat eine Wannenform. Sollte der S5 Pro 2 nach dem Putzen noch feucht oder eine „Selbstreinigung“ nötig sein, landet so nichts am Parkett- oder Fliesenboden.

So funktioniert der S5 Pro 2

Der S5 Pro 2 hat 2 Wasserbehälter. In den Frischwasserbehälter passen 0,8 Liter, in den Schmutzwasserbehälter 0,7 Liter. Beim Reinigen wird Wasser aus dem Frischwasserbehälter versprüht. Die weiche Bürste rotiert und reinigt so feucht den Boden. Gleichzeitig werden Staub, Haare, Schmutz und das schmutzige Wasser angesaugt. Das alles landet dann im Schmutzwasserbehälter.

Der S5 Pro 2 hat auch einen „Saug-Modus“, bei dem ohne Wasser gesaugt wird. Aber Achtung: Der ist nicht dazu gedacht, den herkömmlichen Staubsauger zu ersetzen, sondern um verschüttete Flüssigkeiten aufzusaugen.

Geeignet ist der S5 Pro 2 für den Innenbereich für Hartböden, wie Marmor, Fliesen, Vinyl und versiegelte Holzböden (Parkett). Er ist nicht für Teppiche und Teppichböden geeignet. Laminat wird von Tenico nicht erwähnt. Generell ist Laminat feuchtigkeitsempfindlicher als Vinyl, weshalb der S5 Pro 2 deshalb vermutlich nicht für Laminatböden genutzt werden sollte.

Wahlweise mit Reinigungsmittel und „elektrolysiertem Wasser“

Bevor es los geht, muss der Frischwasserbehälter gefüllt werden. Der wird einfach durch das Drücken eines Hebels nach unten entnommen. Das geht auch problemlos, wenn der S5 Pro 2 in der Ladestation steht. Gut mitgedacht ist, dass die Füllöffnung schräg ist. So kann man den länglichen Behälter fast horizontal halten und kommt damit auch unter Wasserhähne von kleinen Waschbecken.

Für eine gründliche Reinigung empfiehlt Tineco die mitgelieferte Reinigungslösung zu nutzen. Diese kann auch nachgekauft werden, andere Reinigungslösungen sollten laut dem Hersteller nicht verwendet werden. Ein wenig enttäuschend ist, dass es kein Extra-Fach für die Lösung gibt und der S5 Pro 2 smart entscheidet, wie viel Lösung er dazumischt. Stattdessen wird einfach eine Deckelfüllung der Lösung in den Frischwasserbehälter dazugegeben. Der Behälter sollte mit den maximalen 0,8 Liter Wasser gefüllt sein – bei weniger Wasser wäre die Lösung zu konzentriert.

Der S5 Pro 2 hat noch einen „Ultra-Modus“. Laut Tenico wird dabei das normale Wasser ohne Reinigungslösung in „elektrolysiertes Wasser“ umgewandelt, für „die Tiefenreinigung auf Hartböden“. Was genau das ist, verrät weder Website noch Beschreibung. Bei der Elektrolyse wird üblicherweise Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. In wie weit das in den 30 Sekunden passiert, die der S5 Pro 2 benötigt, wenn der Ultra-Modus aktiviert wird, ist fraglich. Vorstellbar ist, dass durch den elektrischen Prozess zumindest Luftbläschen entstehen, die dabei helfen Schmutz vom Boden zu lösen.

Vorwärts Marsch

Nach dem Drücken des Einschaltknopfes muss man den S5 Pro 2 noch in die Betriebsposition bringen – es ist eine Art Sicherheitssperre, damit er nur am Boden loslegt, denn sonst könnte das Wasser herumspritzen. Am einfachsten steigt man dazu sanft mit einem Fuß auf die Bürste und zieht das Handgriffstück zu sich.

Der S5 Pro 2 reagiert prompt und legt los. Durch die Drehung der Bürste zieht er nach vorne. Zusammen mit der Form des Griffes, erinnert das zu Beginn an das Gassigehen mit einem etwas zu motivierten Hund.

Durch das Gewicht und den ständigen Zug nach vorne ist das Gerät etwas behäbig. Das unterstützt aber den Reinigungsstil, der bei mir im Test am besten funktioniert hat: Langsam, mehrmals über die selbe Stelle fahren, damit das Wasser auch wieder gut abgesaugt wird. Wie mit einem modernen Akku-Staubsauger sollte man mit dem S5 Pro 2 definitiv nicht durch die Gegend rasen.

Die Größe und Funktionsweise hat 2 Nachteile. Im Gegensatz zu einem modernen Akkustaubsauger lässt er sich weniger weit nach unten knicken. Unter dem wandmontieren WC und dem Badezimmerkasten, kann ich deshalb nicht vollständig saugwischen, sondern stehe an der Keramik und dem Mobiliar an. Zweiter Nachteil: Die Konstruktion um die Bürste erfordert einen Rahmen. Das heißt man kann nicht präzise den Wänden entlang saugwischen. Um das Problem zu reduzieren, hat Tineco die Bürste im Gehäuse versetzt. Dadurch ist der Rahmen an der rechten Seite dünner. Will man also der Leisten entlang saubermachen, dann immer so, dass die Leiste rechts vom S5 Pro 2 ist.

Sauberkeitsleistung

Staub und Haare werden vom S5 Pro 2 gut aufgenommen während des Wischens, aber nicht ganz so effektiv wie mit einem Akkustaubsauger. Der „Grunddreck“ durch das reguläre Abwohnen (etwa wenn man seit einer Weile nicht mehr gewischt hat) ist im automatischen Modus mit Reinigungslösung gut wegzukriegen. Ist noch Schmutz zwischen den Fugen der Fliesen sichtbar, empfiehlt sich der Max-Modus mit Reinigungslösung.

Ist dieser Grunddreck einmal weg, kann man regelmäßig nur mit Wasser wischen. Sollte ein sichtbarer Fleck da sein, oder etwa Dreck von gatschigen Schuhen im Vorzimmer vorhanden sein, ist der Ultra-Modus angebracht. Solange der Dreck noch nicht eingetrocknet ist, sollte es damit gehen. Wenn eingetrocknet: Max-Modus mit Reinigungslösung.

Gegen hartnäckigen Schmutz ist der S5 Pro 2 aber machtlos. Es gilt: Wenn man es mit dem Fingernagel vom Boden wegkratzen muss, kann der S5 Pro 2 nichts ausrichten – weder im Ultra-Modus noch mit Reinigungslösung oder einer Kombination aus beidem.

Wenn etwas verschüttet ist…

Was aber, wenn etwas akut verschmutzt wird? Für den Test habe ich ein Alltagsszenario nachgestellt: verschütteter Kaffee (ohne Milch). Im S5 Pro 2 war noch Wasser von einer früheren Reinigung, also einfach holen, aufdrehen und los geht es.

Zuerst habe ich den Saug-Modus verwendet, da dieser laut Tineco dediziert dafür gedacht ist, Flüssigkeiten aufzusaugen. Auf den ersten Blick hat das gut geklappt, trotzdem war der Boden noch feucht. Nachdem die Feuchtigkeit getrocknet war, war am rechten Ende der Verschüttung ein eingetrockneter Kaffeefleck zu sehen.

Der Kaffeetest

Also nochmal den S5 Pro 2 geholt. Diesmal habe ich im Auto-Modus gesaugt, ohne Reinigungslösung. Kurz nach erledigter Arbeit, war links ein feuchter Streifen mit leichter Braunfärbung sichtbar. Auch der wurde nach dem Trocknen zu einem hellbraunen Kaffeefleck. Ich vermute, dass das passiert ist, weil ich die Bürste nach dem kurzen Kaffeesaugen nicht ausgebaut und gereinigt habe. Allerdings ist auch die automatische Reinigungserkennung, die von Tineco als Feature beworben wird, nach der Kaffeeaufsaugerei nicht angesprungen.

Also ging es ein drittes Mal zum Tatort, testhalber wieder ohne die Bürste dazwischen gereinigt zu haben. Diesmal war der Wischvorgang erfolgreich – ohne Kaffeerückstände. Was man daraus lernt: Der Saug-Modus ist sinnlos und wenn man etwas verschüttet (außer Wasser) oder gröberen Dreck weggemacht hat, sollte man danach die Selbstreinigung der Bürste manuell an der Ladestation starten oder sie gleich händisch abspülen.

Die Socken werden trotzdem feucht

Tineco verspricht „innerhalb von Minuten komplett trockene und streifenfreie“ Böden. Tatsächlich ist es weniger feucht, als wenn man einen Wischmopp nutzt. Sofort trocken ist es aber nicht. Wer beim Saugwischen nicht die richtige Taktik hat, watschelt im frisch gewischten Boden herum und bekommt feuchte Socken.

Eine Nachsaugen mit dem Saugmodus bringt hier nichts, da die Bürste schon feucht ist. Das Wasser am Boden wird so nicht weniger.

Der Einser-Schmäh: Wer Barfuß saugwischt, bekommt keine feuchten Socken

Bei meinem Tests war der Boden nach etwa 10 Minuten trocken, was deutlich schneller ist als mit einem Wischmopp. Streifen waren auch nicht zu sehen (außer im Kaffeetest), dafür aber kleine Flecken die das getrocknete Wasser hinterlassen hat (Kalk). Da muss man aber schon genau im richtigen Licht und Winkel hinschauen, um die zu erkennen. Dennoch ist es etwas ernüchternd, wenn man bedenkt, dass man 600 Euro für ein Gerät ausgegeben hat, das genau so etwas verhindern soll.

Die Akkulaufzeit im Automatik-Modus gibt Tineco mit bis zu 35 Minuten an. Diese Angabe kommt gut hin. Nutzt man den Max- oder Ultra-Modus, geht es schon eher Richtung 20 bis 25 Minuten.

Nach der Reinigung ist vor der Reinigung

Ist fertig geputzt, geht es ans Putzen des S5 Pro 2. Steckt er in der Ladestation wird geprüft, ob die Bürste automatisch gereinigt werden soll. Trotz Kaffeverschütten, mehr als zehnmal normalen Wischsaugen und diversen anderen Tests mit Schmutz, ist die automatische Reinigung kein einziges Mal angesprungen. Man kann sie auch manuell auslösen, indem man direkt nach dem Putzen die entsprechende Taste oben am Griff drückt, sobald man den S5 Pro 2 in die Ladestation gestellt hat. Hat man darauf vergessen und will das später machen, streikt das Gerät. Die Sprachausgabe sagt dann: „Bitte heben sie das Gerät an und ersetzen sie es, um den Selbstreinigungszyklus zu aktivieren.“ Egal wie oft man den S5 Pro 2 dann anhebt und wieder hinstellt – die Reinigung wird nicht gestartet.

Alternativ kann man die Bürste werkzeuglos ausbauen und unter fließendem, kalten Wasser abspülen. Danach sollte man sie trocknen lassen. Die Reinigung der Bürste kann „nach Bedarf“ erfolgen: Anhand meiner Erfahrung empfehle ich, sie auf jeden Fall zu reinigen, wenn etwas Gröberes weggesaugwischt wurde – wie etwa Kaffee.

Nach jeder Reinigung soll man den Schmutzwasserbehälter leeren. Im Behälter hängen oft Haare an verschiedenen Stellen fest, die hinausgeklezelt werden müssen. Außerdem sollte der Filter abgespült werden.

Als Nächstes sollte man Filter Nummer 2 beim Behälter, den Trockenfilter, abnehmen, ausspülen und dann 24 Stunden trocknen lassen, bevor man ihn wieder einsetzt. Deshalb ist ein Ersatzfilter mitgeliefert, den man bei Bedarf nutzen kann.

Insgesamt ist das ziemlich viel Aufwand, verglichen mit den Wischmopp ausdrücken und den Eimer mit Schmutzwasser ausleeren. Je nach Nutzung, also zB. normales putzen mit dem S5 Pro 2 ohne groben Dreck, reicht es nur den Schmutzwasserbehälter zu leeren und den Trockenfilter bzw. die Bürste erst bei Bedarf zu reinigen.

Mit WLAN und App

Um die Sprache der Sprachausgabe zu ändern, muss man die Begleit-App installieren und der S5 Pro 2 mit dem WLAN verbunden werden. Das dauerte gut 15 Minuten bei mir, weil das Verbinden aufgrund von unbekannten Fehlern nicht funktioniert hat.

Nachdem es doch geklappt hat, kann nicht nur die Sprache, sondern auch die Lautstärke geändert werden – das ist auch gut so, denn standardmäßig ist der S5 Pro 2 viel zu laut. Mit 60 Prozent Lautstärke hört man die Sprachausgabe immer noch sehr gut.

Ansonsten gibt die App nicht viel her. Was als Bedienungsanleitung beschriftet ist, sind kleine Tutorial-Videos zur Wartung – zwar praktisch, aber trotzdem keine Bedienungsanleitung. Dann gibt es noch eine Übersicht, wann man den S5 Pro 2 wie lange und in welchem Modus verwendet hat.

Screenshots aus der App

Keine Erklärung, weder in App noch in der Beschreibung, findet man für das Umstellen der Modi „Reinigungslösung verwenden“ auf „nur Wasser verwenden“. Dies passiert am Gerät, wenn man die Auswahltaste 3 Sekunden lang gedrückt lässt. Da der S5 Pro 2 keinen Extratank für die Reinigungslösung hat, wird dadurch vielleicht die Saugkraft oder Bürstengeschwindigkeit angepasst. Bei der Nutzung ist aber kein Unterschied zwischen den beide Modi hör-, sicht- oder erkennbar.

Fazit

Der S5 Pro 2 ist für Extreme: Für die, die Wischen abgrundtief hassen, aber es trotzdem tun müssen. Und für die, die viel lieber gleich wischen anstatt staubzusaugen.

Für alle, die sich irgendwo in der Mitte einordnen, sind 600 Euro zuviel Geld, gemessen an der Leistung, die man dafür bekommt. Auch ist die Wartung bzw. die Reinigung des S5 Pro 2 eher mühsam, wenn Bürste und Filter zu reinigen sind und Haare aus dem Schmutzwasserbehälter und dem Gerät selbst herausgezogen werden müssen.

Eine Zeitersparnis ergibt sich mit dem S5 Pro 2 hauptsächlich für diejenigen, die sehr oft wischen und vorher staubsaugen würden. Für die könnten die 600 Euro gut investiert sein. Die Wisch-Hasser werden den Kauf vermutlich auch nicht bereuen: Denn mit dem S5 Pro 2 zu reinigen, ist schon um einiges angenehmer, als Wischmopp schwingend den Wasserkübel durch das Haus zu schleppen.


Der Floor One S5 Pro 2 ist im Web Store von Tineco erhältlich und auf Amazon.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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