Warum Smartphones immer teurer werden
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Als Apple mit seinem iPhoneX die Preisgrenze von 1000 Dollar durchbrach, hielten viele Experten den Preis für übertrieben – allerdings hat Apple damit zumindest für sich selbst die richtige Entscheidung getroffen: Im vergangenen Quartal hat Apple zwar nur um rund ein Prozent mehr Smartphones als im gleichen Zeitraum des Vorjahres verkauft, der Umsatz in diesem Segment stieg aber um 20 Prozent. Vor allem hochpreisige Geräte haben sich also gut verkauft. Hat Apple nun also die Büchse der Pandora geöffnet, ist die Zeit der günstigen Geräte vorbei?
Laut einer Analyse von Cnet ist das möglich. Demnach hat Apple mit dem Erfolg des iPhone X gezeigt, dass Käufer bereit sind, für ein Highend-Smartphone ähnlich viel Geld auf den Tisch zu legen wie für einen Laptop; Gerüchten zufolge könnte Apple im September gar ein noch teureres Modell vorgestellen. Samsung wiederum hatte vorab angekündigt, dass das Note 9, welches diese Woche präsentiert wird, zu einem fairen Preis angeboten werden soll. Doch auch bei Samsung und anderen Anbietern aus dem Android-Lager beobachten Marktforscher Preissteigerungen bei den jeweils aktuellen Spitzenmodellen.
So heißt es in der Analyse von Cnet, dass es vom Samsung Galaxy S7 im Jahr 2016 zum aktuellen Galaxy S9 eine Preissteigerung von 15,1 Prozent gegeben hat; die Premium-Geräte der Huawei P-Serie sind seit 2016 um 33 Prozent teurer geworden. Die größte prozentuelle Preissteigerung gibt es aber beim vergleichsweise günstigen OnePlus, das sich um 32,6 Prozent verteuerte. Die Preissteigerung über alle Hersteller hinweg wird auch von Marktforschern beobachtet: Bei der Präsentation der jüngsten Studie zum globalen Smartphone-Markt sagte Anthony Scarsella, Analyst bei IDC, dass in diesem Jahr der durchschnittliche Verkaufspreis für ein Smartphone bei 345 Dollar liegt – eine Preissteigerung von 10,3 Prozent nach 313 Dollar im Jahr 2017.
Höhere Kosten
Als Gründe für die steigenden Preise werden von den Herstellern unter anderem höhere Kosten für die einzelnen Komponenten genannt, sowie die Preispolitik der Mitbewerber und Zölle für die Einfuhr der Komponenten. „Fakt ist, dass diese Kosten steigen und wir darauf reagieren müssen“, heißt es dazu von Ken Hong, Senior Director Global Communications bei LG. Zum Beispiel ist die Nachfrage nach mehr Speicherplatz in denen vergangenen Jahren stark angestiegen, weshalb die Zulieferer in neue Fabriken investieren mussten. Außerdem wachsen die Anforderungen der Kunden, zum Beispiel an die Qualität der Kameras – und auch hierfür müssen die Hersteller für den Einkauf der Komponenten tiefer in die Tasche greifen, sowie in Forschung und Entwicklung investieren.
Andere Marktforscher wiederum sagen, dass Hersteller nicht wegen teurerer Komponenten die Preise für ihre Smartphones erhöhen – sondern einfach, weil die Kunden bereit sind, dafür zu bezahlen. Denn im Lauf der Jahre sind Smartphones zum ständigen Begleiter im Leben der Menschen geworden; der subjektive Wert, der ihnen von ihren Besitzern zugeschrieben wird, ist stark gestiegen. Laut Ben Wood, Analyst bei CSS Insight, war das teure iPhone X zum Beispiel eine strategische Entscheidung, um mehr Umsatz zu generieren – Tim Cook selbst hat dies abgestritten: Der Grund für den hohen Preis seien die hochwertigen Komponenten, sagt er. Carolina Milanesi, Analystin bei Creative Strategies, betont, dass Hersteller vor allem ihre Flaggschiffprodukte mit einem Aufpreis belegen, weil sie auch als Statussymbole gelten.
Geschickt gegen die Preissteigerung
Das heißt aber noch lange nicht, dass Smartphones nun unleistbar teuer werden – wer zu Kompromissen bereit ist und nicht sofort nach Verkaufsstart das Premium-Gerät haben muss, der kommt nach wie vor auf seine Kosten. Die futurezone hat zum Beispiel eine Auswahl der besten Smartphones zusammengestellt, die unter 150 Euro erhältlich sind.
Außerdem zahlt es sich aus, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Günstige Angebote gibt es regelmäßig bei Events wie dem Black Friday und Amazons Cyber Monday; und generell ist bei vielen Geräten ein Preisverfall zu beobachten, der recht schnell ab dem Verkaufsstart eintritt. Die deutschen Plattformen idealo und smava haben hierzu die Entwicklung von Verkaufspreisen von Apple- und Samsung-Smartphones verglichen. Ergebnis: Die Geräte der beiden Marken gingen im Schnitt mit ähnlichen Preisen an den Start (bei Samsung sind es im Durchschnitt 741,28 Euro und bei Apple 764,74 Euro), bereits nach drei Monaten sind Samsung-Handys jedoch um 140 Euro (19 Prozent) günstiger, iPhones wurde um 79 Euro (10 Prozent). Nach sechs Monaten sind es bei Samsung 222 Euro Preisverlust (30 Prozent), während die Apple-Geräte 143 Euro günstiger werden (19 Prozent).
Ebenfalls Geld sparen kann man durch ein Investment in Modelle, die zwar gut, aber nicht die aktuellen Flaggschiffe sind: Wer zum Beispiel nicht unbedingt ein Samsung Galaxy S9 braucht, der ist auch mit einem Galaxy S8 gut beraten: Auf der Preisvergleichsplattform geizhals.at ist dessen Preis von April bis jetzt um fast die Hälfte von 800 Euro auf 450 Euro gefallen.
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