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Xgimi Aura im Test: Fernsehen mit 150 Zoll zum günstigen Preis

Auch wenn es die Produktbilder des Herstellers implizieren, zu einem Betrieb ohne Leinwand würde ich keinesfalls raten

Wer mit einem Screen jenseits von 100 Zoll Filme oder Serien schauen möchte, ohne dafür ein halbes Vermögen auszugeben, kommt an Ultrakurzdistanz-Beamer (Ultra Short Throw - UST - Projectors) kaum vorbei. Sie bieten Bilddiagonalen ab 80 Zoll und haben gegenüber konventionellen Projektoren einige Vorteile. So positioniert man sie nur wenige Zentimeter vor der Wand bzw. Projektionsfläche. Das bedeutet, man kann sie in vielen Fällen einfach dort platzieren, wo zuvor ein TV-Gerät stand. Man benötigt dahinter lediglich eine freie Wand. 

Das Bild einfach auf eine weiße Wand oder eine gewöhnliche Leinwand zu projizieren ist zwar möglich, es gibt aber eine bessere Alternative. Spezielle graue ALR-Leinwände (mehr dazu weiter unten). Sie kosten aber nicht selten noch mehrere hundert Euro extra. Da trifft es sich gut, dass der geteste UST-Projektor Xgimi Aura mit einem Verkaufspreis von 2.300 Euro zu den günstigeren Geräten am Markt gehört. Verstecken muss sich der Beamer vor der Konkurrenz aber dennoch nicht, wie ich in meinem Test festgestellt habe. 

Vorweg: Ziel dieses Tests war es nicht, per Messungen die Herstellerangaben im Hinblick auf Helligkeit und Farbtreue zu kontrollieren. Vielmehr soll ein subjektiver Eindruck vermittelt werden. Auch sei darauf hingewiesen, dass die Fotos im Artikel nur eingeschränkt wiedergeben, wie das Bild in der Praxis aussieht. Ich wollte dennoch nicht darauf verzichten, um meine Eindrücke besser vermitteln zu können. 

Pro und Contra

Pro

  • Attraktiver Preis
  • Integrierter Sound ist hervorragend
  • Extrem scharfes Bild
  • App-Auswahl in Android TV bietet viele Möglichkeiten

Contra

  • Betriebsgeräusch eine Spur zu hoch
  • Kein Dolby Vision
  • Netflix-App funktioniert nicht

Das Äußere, Anschlüsse und Fernbedienung

Der Beamer selbst in eher von der größeren Sorte. Die Textilumspannung vorne lässt das Gerät wie eine etwas zu kurz geratene Soundbar aussehen. Etwas groß ist auch die Fernbedienung. Sie wirkt aber insgesamt wertig und funktioniert angemessen. Folgende Anschlüsse sind vorhanden:

  • 2 x HDMI 2.1
  • 1 x HDMI 2.1 mit eARC
  • 3 x USB 2.0 (einer davon seitlich)
  • 1 x Audio out (Klinke)
  • 1 x Audio out (digital optisch)
  • 1 x Ethernet
  • 1 x Stromanschluss
  • 1 x Debug-Port (USB-C)

    Der Sound und die Lautstärke

    Dass man bei der Bauweise der Projektoren auch genug Platz für ein – im Vergleich zu Flat-TVs – überdurchschnittliches Sound-System hat, nutzen die Hersteller aus. Konkurrent Formovie kooperiert etwa mit Bowers und Wilkins, bei Xgimi ist es Harman Kardon.

    Der Ton kann in der Praxis beeindrucken. Die Höhen sind klar, die Bässe für die Bauform relativ kräftig. Einzig die Lautstärke lässt sich für meinen Geschmack nur unzureichend nach oben schrauben. Beim Test einer Episode von Last of Us musste ich den Sound auf 100 Prozent regulieren, um die Dialoge verstehen zu können. 

    Das Betriebsgeräusch ist meinem Empfinden nach auf der lauten Seite angesiedelt. Anfangs fand ich es sogar unangenehm. Aufgefallen ist mir dabei weniger der Lüfter selbst, sondern ein anderes, eher höherfrequentes Geräusch, das darüber liegt, in etwa wie das einer Festplatte. Nach einiger Zeit habe ich mich daran gewöhnt, allerdings wäre es mir unterm Strich natürlich lieber, wenn es nicht vorhanden wäre. 

    Beispielvideo

    Um zu illustrieren, was ich meine, zeigt dieser kurze Clip das Hoch- bzw Herunterfahren des Beamers. Hier sind sowohl das hochfrequente als auch das Lüftergeräusch zu hören, ihr müsst allerdings laut aufdrehen.  

    Android TV mit dem üblichen Nachteil

    Als Betriebssystem nutzt Xgimi Googles TV-System Android TV. Das bedeutet, dass man Inhalte über zahlreiche Apps konsumieren kann. Neben allen möglichen Mediatheken (zb. ORF-TVthek) finden sich auch Apps für Amazon Prime Video, Apple TV+ und andere. Was nicht funktioniert, ist die Netflix-App

    Das ist bei Beamern chinesischer Hersteller keine Seltenheit. Auch beim von mir kürzlich getesteten Formovie Theater besteht dieses Problem. Zwar gibt es Möglichkeiten, das zu umgehen, das ist jedoch immer mit Einschränkungen verbunden. Ich würde daher immer raten, stattdessen die paar Euro in einen Chromecast, FireTV-Stick oder ähnliches zu investieren, um Netflix zu schauen.  

    Technische Daten

    • Abmessungen: 606 x 401 x 139,5 mm
    • Gewicht: 11 kg
    • Projektionstechnik: 0,47 Zoll DMD-Display-Chip, Native Auflösung 1080p, 4K durch 4x Pixel Shift
    • Auflösung: 4K UHD(3.840 × 2.160)
    • Helligkeit: 2.400 ANSI Lumen
    • Projektionsverhältnis 0.23 : 1
    • Empfohlene Displaydiagonale: 80 Zoll bis 150 Zoll
    • Keystone-Korrektur: 8-Point
    • HDR: HDR10, HLG
    • Bildwiederholrate: 60 Hz
    • Audiocodec: Dolby Atmos, Dolby Audio, DTS/X, DTS-HD
    • Lautsprecher: 4 x 15 W Harman/Kardon 

    Das Bild

    Wie bei allen Beamern hängt die schlussendliche Bilddiagonale davon ab, wie weit man das Gerät von der Wand wegstehen hat. Beim Xgimi Aura liegen die möglichen Größen zwischen 80 Zoll (bei 10,9 Zentimeter Abstand zur Wand) und 150 Zoll (bei 44,1 Zentimeter Abstand). Getestet wurde mit einer Diagonale von 100 Zoll sowie einer speziellen ALR-Leinwand.

    Beim Einrichtungsprozess hat man, wie bei ähnlichen Geräten, die Möglichkeit, das Bild per Keystone-Korrektur bis auf den Zentimeter genau anzupassen. Ein Autofokus sorgt für eine ordentliche Schärfe. Das funktioniert prächtig, manuelles Nachjustieren war in meinem Fall nicht notwendig. 

    Was ist eine ALR-Leinwand

    ALR steht für Ambient Light Rejection. Diese Leinwände sind für den Betrieb mit Ultra-Kurzdistanz-Beamern ausgelegt. Daher reflektiert sie tatsächlich nur das Licht, das von unten auf sie geworfen wird. Umgebungslicht soll sie – theoretisch – weitestgehend schlucken.

    Die grauen Leinwände bieten in der Praxis im Vergleich zu konventionellen Leinwänden bzw. weißen Flächen deutlich bessere Kontraste. 

    Obwohl es sich beim Xgimi Aura um ein vergleichsweise günstiges Gerät handelt, braucht sich sein Bild nicht zu verstecken. Die Darstellung ist knackscharf, die Farben sind leuchtend, die Kontraste eindrucksvoll und HDR-Inhalte sehen beeindruckend aus. Das alles gilt dann, wenn das Zimmer zumindest einigermaßen dunkel ist.

    Ein bisschen künstliches Licht können den 2.400 ANSI Lumen des Projektors zwar nicht viel anhaben, wenn mehr Tageslicht ins Zimmer kommt, wird es jedoch deutlich blasser. Das beste und eindrucksvollste Bild erreicht man in einem komplett oder zumindest weitestgehend abgedunkelten Raum. 

    Es gibt mehrere vorgegebene Profile, darunter “Movie”, “Football” oder “Office”. Wer selbst Hand anlegen möchte, kann mit “Custom” allerlei Einstellungen selbst tätigen. Insgesamt sind die Einstellungsmöglichkeiten aber eingeschränkter als bei vergleichbaren Geräten.

    Ich entschied mich zu Beginn für “Movie”, das out-of-the-Box nach meinem Geschmack war. Das Einzige, was ich hier sofort gemacht habe, war die Interpolation (MEMC) auszuschalten, die Zwischenbilder berechnet. Das soll die Darstellung flüssiger machen. MEMC war mir selbst in der geringsten Stufe zu intensiv und sorgte für eine seltsame Optik. Und gerade im Movie-Profil kann ich die interpolierte Optik nun gar nicht benötigen.

    Verzichten muss man beim Xgimi Aura auf das HDR-Bildformat Dolby Vision. Es soll garantieren, dass Filme und Serien in genau den Farben dargestellt werden, in denen es die Produzent*innen im Kopf hatten. Jetzt wäre ich bis vor einigen Jahren noch überzeugt gewesen, das braucht kein Mensch. Mittlerweile habe ich aber die Vorzüge von Dolby Vision zu schätzen gelernt. Die Farben bei entsprechend angepassten Inhalten sind tatsächlich immer on-point. Außerdem hält es mich davon ab, ständig irgendetwas am Bild nachjustieren zu wollen, das meine Mitseher*innen nicht selten in den Wahnsinn treibt. 

    Wie bei allen aktuellen 4K-UST-Beamern liegt auch beim Aura dem Bild ein 1080p-Panel zugrunde. Per Pixel Shift werden die Pixel auf der Leinwand in 4 Richtungen "geshiftet" und "vermehren" sich. Das geschieht mit einer Geschwindigkeit, die für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar ist. Streng genommen hat man also kein "richtiges" 4K, da die vermehrten Pixel nicht extra angesteuert werden können. Dennoch: In der Praxis ist das Bild scharf und sehr angenehm anzusehen.

    Auch bei Tageslicht macht der Beamer eine ordentliche Figur

    Gaming

    Für Gamer*innen bietet der Xgimi Aura einen speziellen “Gaming Mode”, den man in den HDMI-Einstellungen findet. Jener reduziert die Latenz auf ein Maß, das mir als Casual Gamer mehr als genügt. Gleichwohl sei gesagt, dass ambitionierte Gamer*innen, bei denen es auf jede Millisekunde ankommt, wohl dennoch nicht zu einem Beamer greifen werden. 

    Die ein oder andere Runde Madden oder Fifa sind mit dem Beamer ohne Weiteres möglich. Ein besonderes Erlebnis mit dem Riesen-Screen sind Rennspiele. Gran Turismo 7 macht auf 100 Zoll unfassbar viel Laune.

    Fazit

    Im Vergleich zu anderen aktuellen Ultrakurzdistanz-Beamern ist der Xgimi Aura mit 2.200 Euro eher moderat bepreist. Für dieses Geld bekommt man einen Projektor mit einem erstklassigen Bild, das vor allem mit seiner exzellenten Schärfe brilliert. Und sogar der integrierte Sound kann sich hören lassen. 

    Das Gerät hat aber ein paar Schönheitsfehler. An das schwer identifizierbare, hochfrequente Betriebsgeräusch gewöhnt man sich zwar. Besser wäre es aber dennoch ohne. Das Fehlen von Dolby Vision kann man vor allem in dieser Preisklasse verschmerzen. Die fehlende Netflix-App ist (leider) Standard bei Beamer-Herstellern aus Fernost. Das lässt sich jedoch leicht mit einem Streaming Stick, wie einem Chromecast oder einem Fire TV Stick, kompensieren. 

    Wie bei allen UST-Projektoren sind die Geräte nicht für alle Anwendungszwecke gleichermaßen gut geeignet. Wer regelmäßig tagsüber in einem nicht gut abdunkelbaren Raum schauen möchte, sollte eher die Finger von den Geräten lassen.

    Mit Dolby Vision, einem eine Spur hellerem Bild, aber auch zu einem höheren Preis, kommt der Formovie Theater, den ich hier getestet habe.

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    Thomas Prenner

    ThPrenner

    Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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    Thomas Prenner

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