NASA's next-generation moon rocket, the Space Launch System (SLS) rocket with the Orion crew capsule, lifts off from launch complex 39-B at Cape Canaveral
© REUTERS / JOE SKIPPER

Science

Analyse: Artemis I ist gerade noch rechtzeitig gestartet

Ganz ohne Nervenkitzel kam auch der dritte Startversuch der NASA-Mondrakete nicht aus. 2 Stunden bevor Artemis I eine neue Ära der Raumfahrt einläuten sollte, schickte man das sogenannte „Red Team“ auf die Startrampe. Erneut musste ein Problem mit dem Wasserstofftank behoben werden.

Ein paar angezogene Bolzen später, hatten die 3 Ingenieure ein Leck am Ventil behoben. Sie verließen die mobile Startplattform 39B und die Verantwortlichen bei der NASA atmeten auf. Mit knapp 40 Minuten Verspätung wurden um 7.47 Uhr MEZ die Antriebe gezündet.

Das Space Launch System hob sich mit einer so enormen Gewalt in den Nachthimmel, dass dieser taghell leuchtete. Wie ein riesiger Feuerpfeil strahlte es und brachte die Orion-Raumkapsel erfolgreich auf Kurs.

Auf ihrem Flug zum Erdtrabanten werden alle Komponenten des Raumschiffs analysiert. Ist alles sicher, sollen 2024 erstmals 4 Menschen darin Platz nehmen und einen Rundflug um den Mond machen. Erstmals Fuß auf den Erdtrabanten sollen sie frühestens 2025 setzen – ein ambitioniertes Ziel.

4 Milliarden Dollar pro Launch

Der erfolgreiche Start ist ein wichtiges Zeichen für die NASA. Der politische Druck auf den Erfolg der Mission stieg zunehmend. Kritiker*innen zweifeln an, ob die enormen Kosten von 4 Milliarden Dollar pro Launch gerechtfertigt sind. Ob die Rakete wie geplant weiterentwickelt wird, oder ob es bei der jetzigen Version SLS 1B bleibt, steht in den Sternen.

Hinzu kamen die wiederholten Probleme mit den Wasserstofftanks. Löchrige Leitungen und undichte Ventile zogen sich wie ein roter Faden sowohl durch die Testläufe als auch die misslungenen Startversuche.

Rakete mit Ablaufdatum

Hätte man den Launch heute erneut abgebrochen, hätte das die NASA auch aus einem anderen Grund in Bedrängnis gebracht. Am 7. Januar 2021 wurde die SLS zusammengesetzt. Die Verbindungsstücke waren ursprünglich nur für ein Jahr zertifiziert, später erweiterte man das auf 18 Monate. Jetzt sind es 22 geworden.

In einem Pressegespräch Anfang November teilte die NASA mit, man habe bis „Mitte Dezember“ Zeit, bevor einige Komponenten das Ende ihrer Lebenszeit erreichen. Hätte man den Termin nicht eingehalten und im schlimmsten Fall Komponenten austauschen müssen, wäre die Mission auf unbestimmte Zeit zurückgeworfen worden.

Denn die Rakete wieder von der Startrampe abzubauen, um die Komponenten zu tauschen, ist zeitaufwändig. Bis das erledigt ist, könnten schon die nächsten Teile ihr Ablaufdatum erreicht haben - ein Teufelskreis beginnt, der vermutlich nur durch einen Komplettaustausch vieler Teile durchbrochen hätte werden können. Und das dauert wiederum nicht nur lange, sondern kostet auch viel - das überteuerte Prestige-Projekt der USA wird noch teurer, Steuerzahler noch verärgerter und an der Wissenschaft zweifelnde Politiker*innen noch angestachelter.

Wettlauf mit China

Parallel macht sich auch China auf zum Mond. Die USA finden sich damit erneut in einem Wettlauf zum Mond. Die orangene Farbe, mit der das SLS an die Apollo-Ära erinnern soll, erinnert wohl auch an das damit einhergehende Space Race jener Generation - damals mit der UdSSR.

China baut derzeit seine Raumstation auf und hat Pläne für eine eigene Mondbasis. Für die USA ist es auch politisch entscheidend, die Artemis-Mission rechtzeitig auf Kurs zu kriegen. In seiner ersten Pressekonferenz als NASA-Chef hatte Bill Nelson 2021 davor gewarnt, angesichts der chinesischen Ambitionen keine Zeit mehr zu vertrödeln. Nun ist der erste Schritt dafür getan.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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