Das Datenzentrum von HiCloud
China versenkt Datenzentren, um sie zu kühlen
Vor allem die USA und China liefern sich ein Wettrennen, wenn es um Künstliche Intelligenz geht. Doch um Fortschritte zu realisieren, braucht es Rechenzentren zur Steigerung der Rechenleistung.
Diese brauchen nicht nur viel Energie, sondern auch enorme Mengen an Wasser, um sie zu kühlen. In China nutzt man jetzt das Wasser der Meere und versenkt die Datenzentren dort, um sie kühl zu halten, wie Scientific American berichtet.
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Konkurrenz und Knappheit
Wasser ist wohl eine der wichtigsten Ressourcen auf diesem Planeten. Wir brauchen es nicht nur um unseren Körper zu versorgen, sondern auch um Nahrungsmittel anzubauen. Doch immer häufiger wird Wasser auch zur Kühlung von Datenzentren oder thermischen Kraftwerken verwendet.
Obwohl der Planet zum größten Teil aus Wasser besteht, ist vor allem Trinkwasser nicht unendlich vorhanden. Gerade Datenzentren werden in trockenen Regionen, wie Arizona, Spanien oder dem Nahen Osten angesiedelt, wie eine Recherche von SourceMaterial und dem Guardian zeigt. Durch die trockene Luft können Feuchtigkeitsschäden verhindert werden.
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Das Unterwasser-Rechenzentrum in China
China scheint sich des Problems der Wasserknappheit bewusst zu sein und versenkt die Datenzentren dort, wo Wasser wohl nicht knapp werden wird. Die Rede ist vom Ozean.
Visualisierung des Datencenters
© Shanghai Hailanyun Technology
Die Bauarbeiten für das windbetriebene Unterwasser-Rechenzentrum, das sich etwa 10 Kilometer vor der Küste Shanghais befindet, haben im Juni begonnen. Verantwortlich dafür ist das Unternehmen Hailanyun, das auch oft HiCloud genannt wird.
Damit Rechenzentren Informationen speichern und komplexe Berechnungen durchführen können, arbeiten sie ununterbrochen und erzeugen dabei Wärme. Diese Wärme kann die Daten zerstören, weshalb die Rechenzentren gekühlt werden müssen. Passiert das an Land, muss dafür viel Strom aufgewendet werden, also rund 40 Prozent des gesamten Strombedarfs.
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Wie das Unterwasser-Datenzentrum funktioniert
Der Ozean kühlt jedoch auf natürliche Weise. Laut dem Unternehmen kann der Stromverbrauch im Vergleich zu Anlagen an Land um mindestens 30 Prozent gesenkt werden. Das funktioniert, indem in Unterwasser-Rechenzentren Meerwasser durch Rohre gepumpt wird.
Diese befinden sich an der Rückseite der Server-Racks. Mit Strom wird das Datenzentrum durch einen Offshore-Windpark versorgt. Dieser soll 97 Prozent der benötigten Energie liefern, heißt es von Hailanyun.
In der ersten Phase des Projekts sollen 198 Server-Racks verbaut werden. Die Anlage soll im September in Betrieb gehen. Im Vergleich dazu hat ein mittelgroßes Rechenzentrum in China rund 3.000 Server-Racks. Es handelt sich dabei also eher um ein kleineres Datenzentrum.
Auswirkungen auf die Umwelt
Die Idee von Unterwasser-Rechenzentren klingt erstmal verlockend, weil sie mit zahlreichen Vorteilen einhergeht. Nachteile könnte es aber auch geben. Als Microsoft-Forscher vor knapp 10 Jahren ein ähnliches Projekt namens “Natick” umsetzten, fanden sie heraus, dass ihre Kapsel, in der das Rechenzentrum platziert war, zur Erwärmung des Meeres geführt hatte.
Die Auswirkungen waren aber vernachlässigbar: "Das Wasser nur wenige Meter stromabwärts eines Natick-Schiffs würde sich höchstens um ein paar Tausendstel Grad erwärmen", hieß es von den Forschern.
Da es durch den menschengemachten Klimawandel aber immer wieder zu Hitzewellen im Ozean kommt, können die Rechenzentren gerade in dieser Zeit zu einem Problem für Meereslebewesen werden. Denn das wärmere Wasser enthält auch weniger Sauerstoff, wie Forscher in einer Studie aus dem Jahr 2022 berichten.
Das Unternehmen sagt dazu: "Die vom Unterwasser-Rechenzentrum abgeleitete Wärme verursacht einen Temperaturanstieg von weniger als einem Grad im umgebenden Wasser". Auch andere Länder, wie Südkorea, Japan oder Singapur, denken über Datenzentren am oder im Wasser nach.
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