Corona-Experten: Keine Rückkehr zur Normalität durch Impfung
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Ein wirksamer Impfstoff gegen COVID-19 wird häufig als der Heilige Gral gesehen, der die Corona-Pandemie beenden wird. Sowohl Gesundheitsminister Rudolf Anschober als auch Bundeskanzler Sebastian Kurz machen der Bevölkerung regelmäßig Hoffnung auf einen Impfstoff, mit dem die Rückkehr zur Normalität einhergehen würde.
Doch ein Bericht der britischen Royal Society macht diesen Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung. Man solle realistisch bleiben, was mit einem wirksamen Corona-Impfstoff erreicht werden könne, so die beteiligten Wissenschaftler.
Zahlreiche offene Fragen
"Selbst wenn ein solcher Impfstoff verfügbar ist, bedeutet dies nicht, dass innerhalb eines Monats alle geimpft werden können. Wir sprechen hier von 6 Monaten, 9 Monaten, einem Jahr", wird Nilay Shah vom Imperial College London von der BBC zitiert. Eine Herausforderung sei etwa, dass die infrage kommenden RNA-Impfstoffe noch nie in einer solchen Masse produziert wurden.
Das werfe Fragen auf, ob genügend Rohmaterialien zur Verfügung stehen, ob es genügend Laborwerkzeug dafür gibt oder ob die es überhaupt ausreichend Kühlmöglichkeiten für einen solchen Impfstoff gibt. Denn manche Wirkstoffe müssen bei Temperaturen von -80 Grad Celsius gelagert werden.
Außerdem müsste das Impfen um den Faktor 10 schneller über die Bühne gehen als bei der jährlichen Grippeimpfung. Das Impfen wäre ein Vollzeitjob für rund 30.000 ausgebildete Gesundheitsmitarbeiter, schätzt Shah. Er bezweifelt, dass sich die zuständigen Politiker und Behörden darüber überhaupt genügend Gedanken gemacht haben.
Die Frage nach der Immunität
"Wir wissen einfach noch nicht, wann ein wirksamer Impfstoff gegen COVID-19 verfügbar sein wird. Wir wissen nicht, wie wirksam dieser Stoff sein wird und wir wissen auch nicht, wie schnell dieser verteilt werden kann", sagt Charles Bangham, Chefimmunologe vom Imperial College London gegenüber der BBC.
Auch die Frage, wie lange eine mögliche Immunität einer Impfung anhält. Das sei aber eine besonders kritische Frage, wenn es um die Rückkehr zur Normalität gehe, so Bangham.
Außerdem sei unklar, wie man mit Menschen umgehen soll, die eine Impfung verweigern, sagt Andrew Preston von der University of Bath: "Überlassen wir diese Menschen einfach sich selbst oder wird eine Impfung verpflichtend, um etwa die Schule oder Pflegeheime besuchen zu dürfen?", so Preston. Es würden jedenfalls besonders schwierige Fragen auf uns zu kommen.
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