Erdbeben-Bruchzone im Achensee gefunden
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Forschende am Institut für Geologie der Uni Innsbruck haben im Untergrund des Achensees per Zufall eine rätselhafte Geländestufe gefunden. Analysen deuten auf eine tektonisch aktive Bruchzone hin, welche in der Vergangenheit für Starkbeben verantwortlich war.
Es ist die erste Entdeckung einer solchen Bruchzone innerhalb der Alpen, die prähistorische Starkbeben verursacht hat. Neben zahlreichen Analysen der akustischen Profile, die im Vorfeld gemessen wurden, wurden auch bis zu 11 Meter lange Bohrkerne aus dem Sediment untersucht.
Laut dem Doktoranden Patrick Oswald entstand die Geländestufe durch Versätze während Erdbeben. "Insgesamt 3 Starkbeben mit einer Moment-Magnitude von circa 6 bis 6,5 konnten wir in den Sediment-Schichten des Sees an dieser Bruchstelle abschätzen. Die Erdbeben unterhalb des Achensees fanden innerhalb der letzten 17.000 Jahre statt, zuletzt aber vor circa 8.300 Jahren“, erklärt er. Gilt eine Bruchzone als tektonisch aktiv, bedeutet das, dass in den vergangenen 10.000 Jahren Starkbeben stattgefunden haben.
Daneben fanden die Forscher*innen auch Belege von Unterwasser-Rutschungen und kollabierenden Küstenteilen für 8 weitere Erdbeben in der ferneren Umgebung des Achensees. Sie gehen davon aus, dass sie zu schwach waren um an der Oberfläche Versätze zu bilden. Mögliche Spuren an Land durch Erosion könnten aber auch durch Veränderungen von Menschen verwischt worden sein. Fest steht aber, dass sie während des bekannten Erdbebens in Hall im Jahr 1670 stattgefunden haben.
Starkerdbeben kommen nur alle 1.000 und 2.000 Jahre vor
Starkerdbeben kommen nur alle 1.000 bis 2.000 Jahre vor. Das macht eine Ermittlung der maximalen Magnitude und Häufigkeit schwierig. Auch ist unklar, an welchen tektonischen Bruchteilen sie stattfinden können. „Die Entdeckung dieser aktiven Bruchzone in den Seesedimenten des Achensees ist daher für ein besseres Verständnis der tektonischen Geschichte der Alpen von besonderer Bedeutung. Damit können wir ein erstes paläoseismologisches Archiv für das Tiroler Unterland vorlegen, wo bisher keine Informationen zu prähistorischen Erdbeben vorhanden waren. Die Erdbeben-Häufigkeit ist jener im Tiroler Oberland ähnlich“, so der Geologe Jasper Moernaut.
Die Sediment-Schichten, die sich jährlich seit dem Rückgang der Gletscher am Untergrund ablagern, geben laut den Forschenden Hinweise über klimatische und ökologische Bedingungen, die weit über historische Aufzeichnungen hinausreichen. Mit den neuen Informationen sollen künftige Erdbebengefahren in dicht besiedelten Alpentälern besser abgeschätzt und prognostiziert werden.
Die Studie wurde im Journal Frontiers in Earth Science veröffentlicht.
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