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Google macht Smartphones zu einem Erdbeben-Warnsystem

Google macht mit einem neuen Feature aus jedem Android-Smartphone einen Mini-Seismometer, mit dem Erdbeben erkannt werden. Das gab der Konzern am Dienstag in einem Blogeintrag bekannt.

„Die öffentliche Infrastruktur, um ein Erdbeben zu erkennen und alle zu informieren, ist sehr kostenintensiv umzusetzen“ sagt Googles Software-Ingenieur Marc Stogaitis. Nicht jeder erlaubt seinem Handy etwa, Push-Nachrichten zu erhalten. Deshalb macht es Sinn, wenn das Warnsystem bereits im Betriebssystem verankert werde, so die Argumente von Google für ein eigenes Tool.

Google-Nutzer können seit Dienstag ihr Android-Smartphone selbst in einen Mini-Seismometer verwandeln, um aus den Android-Smartphones den „größten Erdbeben-Detektor der Welt“ zu machen, so Stogaitis. Mit der Erlaubnis der User kann Google auf die Bewegungen des Accelerometers (Beschleunigungsmessers) zugreifen, um Erdbewegungen zu erkennen. „Diese Sensoren sind sogar sensitiv genug, um die P-Welle zu erkennen, die als erstes kommt, wenn ein Erdbeben sich ankündigt und die weitaus weniger Schäden verursacht als die S-Welle, die danach kommt“, heißt es seitens Google.

So funktioniert es

Wenn das Android-Smartphone gefährliche Bewegungen wahrnimmt verschickt es automatisch eine Meldung an den Erdbeben-Warn-Server von Google zusammen mit dem ungefähren Aufenthaltsort. Der Server gleicht die Daten dann mit anderen Geräten in der Umgebung ab, um zu sehen, ob wirklich ein Erdbeben stattfindet. Die Universität Berkeley hat 2016 so etwas Ähnliches entwickelt und die App MyShake genannt. Android integriert seine Entwicklung nun aber direkt ins Betriebssystem, es handelt sich dabei also um keine Extra-Erdbeben-App.

Wenn man in der Google-Suche nach „Erdbeben in meiner Nähe“ sucht, bekommen Nutzer angezeigt, ob es in der Nähe eine Aktivität gegeben hat. Zudem sollen sinnvolle Tipps hinzugefügt werden, wie man sich am besten während eines Erdbebens verhält. Das Warnsystem sei ein Crowdsourcing-Zugang, der zusammen mit den Seismologen und Umweltkatatstrophenexperten Richard Allen, Qingkai Kong und Lucy Jones entwickelt wurde. In einer weiteren Folge wird ein Warnsystem ausgerollt, das zuerst in Kalifornien startet.

Keine Vorhersage, sondern Echtzeit

Google gibt an, dass das Warnsystem erkennen könne, wo sich das Epizentrum eines Erdbebens befinde und wie stark das Beben sei, berichtet The Verge. Was allerdings nicht möglich ist, ist, User bereits zu warnen, bevor ein Erdbeben stattfindet. „Es handelt sich nicht um ein Vorhersagesystem“, sagt der Google-Entwickler. Aber die Warnungen werden schnell verschickt, weil keine menschliche Interaktion dazwischen liegen werde. Ergo: Innerhalb von 30 bis 45 Sekunden außerhalb des Epizentrums werden die Warnmeldungen verschickt.

Damit das Warnsystem überall funktionieren wird, müssen noch ein paar Dinge erforscht werden: Einerseits müssen „false positives“ ausgeschlossen werden (also Ergebnisse, die nicht stimmen), andererseits müsse man noch dafür sorgen, dass die Handynetze nicht von den ganzen Warnmeldungen überfordert sind. Denn das Versenden eines Pings an jedes Android-Smartphone hat das Potential, die Netze zu überlasten, berichtet The Verge. Google plant das Warnsystem global einzusetzen, aber bis es soweit ist, wird es noch dauern und man muss sich mit der Google-Suche behelfen. Das eigene Android-Smartphone sendet die gesammelten Daten nämlich bereits an Google.

Warnsystem in Kalifornien

In Kalifornien kommt das Warnungsmeldesystem von Google deshalb als Erstes zum Einsatz, weil Google dort mit dem Büro des verantwortlichen Gouverneurs zusammenarbeitet und auch auf die Warnungen des ShakeAlert-Systems der USGS zugreifen kann. Die Informationen dieses Systems werden von mehr als 700 Seisometern, die über den ganzen Staat verteilt sind, zusammengetragen, wenn sich ein Erdbeben ereignet.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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