Feenkreise in Namibia

Feenkreise in Namibia

© Stephan Getzin/Wikimedia Commons

Science

Rätsel um mysteriöse Feenkreise gelöst

Es ist ein bizarres Phänomen. Auf Fotos lassen die kreisrunden Kahlstellen das trockene Grasland am Rande der Namib-Wüste wie eine Mondlandschaft aussehen.

Diese sogenannten Feenkreise in Namibia ließen Forschende lange rätseln. Jetzt will ein Team der Universität Göttingen und der Ben-Gurion-Universität herausgefunden haben, was dahintersteckt.

Es waren nicht die Termiten

Besonders hartnäckig hielt sich die wissenschaftliche Theorie, dass Sandtermiten für die Feenkreise verantwortlich seien. Diese würden die unterirdischen Wurzeln der Gräser abfressen, woraufhin die dann absterben.

Mit umfangreichen Messungen konnte das widerlegt werden. Die Forschenden kritisieren zudem, dass Fachartikel als „Beweise“ für solch einen Wurzelfraß gelistet seien, die sich inhaltlich aber gar nicht damit befassen.

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Feenkreis ist eine Todeszone

Für die aktuelle Studie wurden hunderte Messungen der Bodenfeuchte vorgenommen, jeweils nach der Regenzeit. Außerdem wurden 500 einzelne Graspflanzen in 4 Regionen untersucht und statistischen Tests unterzogen.

Das Ergebnis: Jeder Feenkreis ist eine Todeszone. Junge Gräser, die nach dem Regen in diesem Bereich sprießen, sterben nach 10 bis 20 Tagen. Das liegt daran, dass der Oberboden (die ersten 10 bis 12 Zentimeter des Bodens) in diesem Kreis viel trockener ist.

Nach der Regenzeit ist die Feuchtigkeit im Oberboden im Feenkreis bis zu 4-mal niedriger als in 20 Zentimetern Tiefe. Die Wurzeln der Junggräser sind durchschnittlich nur 10 Zentimeter lang. Sie können also die feuchteren Bodenschichten nicht erreichen – die Gräser verdursten.

Feenkreis in Namibia

Feenkreis in Namibia

Horstgräser sind die Übeltäter

Dass der Boden im Feenkreis trocken ist, liegt an den Horstgräsern. Diese mehrjährigen Gräser wachsen an den Rändern des Feenkreises, sind größer und robuster. Nach dem Regen ergrünen sie schnell und können mit ihren langen Wurzeln das Wasser rasch aufsaugen.

Obwohl ihre Wurzeln lang genug sind, saugen sie zuerst das Wasser in den oberen 10 bis 20 Zentimeter des Bodens auf. Laut den Forschenden liegt das daran, dass nach den ersten 20 Tagen des Regens die physikalische Leitfähigkeit des Wassers in den oberen Bodenbereichen hoch ist. Je tiefer das Wasser im Boden ist, desto geringer die Leitfähigkeit.

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Gräser mit Schwarmintelligenz

Die Horstgräser saufen den Junggräsern also das Wasser weg. Bleibt noch die Frage, warum die Feenkreise Kreise sind und nicht unregelmäßige Flecken im Grasland. Laut den Forschenden werden die Feenkreise von den Horstgräsern selbst gestaltet.

So sei es für sie möglich, sich maximal mit Bodenwasser zu versorgen, ohne sich selbst Konkurrenz zu machen. „Diese Selbstorganisation kann als Schwarmintelligenz bezeichnet werden. Sie ist eine systematische Anpassung an Ressourcenmangel in Trockengebieten“, so die Forschenden.

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