ein Flugzeug, das abheben will

Symbolbild Flugzeug 

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Science

Warum Fluglärm wegen Klimawandel schlimmer werden könnte

Mit dem Flugzeug zu fliegen, trägt zum Klimawandel bei. Der Klimawandel verändert aber auch das Fliegen

Zum Beispiel kann es durch eine wärmer werdende Welt zu häufiger auftretenden Turbulenzen kommen. Wissenschaftler der University of Reading kommen nun zu dem Ergebnis, dass der Klimawandel auch zu mehr Fluglärm führen könnte. Die Ergebnisse wurden im Aerospace Journal veröffentlicht. 

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Mehr Menschen von Fluglärm betroffen

„In den nächsten 3 Jahrzehnten könnten Tausende weitere Menschen in London unter der durch den Klimawandel verursachten Lärmbelastung leiden”, sagt Hauptautor Jonny Williams in einer Aussendung. Das bedeutet konkret: Bis Mitte des Jahrhunderts könnten um bis zu 4 Prozent mehr Menschen von Fluglärm betroffen sein. In dicht besiedelten Gebieten, wie beispielsweise im Zentrum Londons, könnten dann um bis zu 2.500 mehr Menschen von sogenanntem niedrigfrequentem Lärm betroffen sein.

Gerade dieser wird als stark schädlich und psychologisch störend wahrgenommen. “Niederfrequente Geräusche, die sich weiter ausbreiten, werden am stärksten zunehmen. Diese tieferen Töne sind für das menschliche Ohr besonders störend und können Stress und Schlafprobleme verursachen“, erklärt Williams. Im Jahr 2023 waren laut der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) knapp 3,5 Millionen Personen in Europa einer “stark störenden” Lärmbelastung durch Flugzeuge ausgesetzt. 

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Weniger Auftrieb hält Flugzeuge am Boden

Aber wie kann der Klimawandel zu mehr Lärm führen? Das liegt daran, dass wärmere Luft weniger dicht ist. Denn der Klimawandel wirkt sich auch auf den Luftdruck aus. Dadurch haben Flugzeuge an heißen Tagen beim Start weniger Auftrieb, was dazu führt, dass sie länger brauchen, um abzuheben. 

Sie heben darüber hinaus weniger steil ab. Laut der Studie verringert sich der Steigwinkel eines abhebenden Flugzeugs durch die wärmer werdende Atmosphäre um durchschnittlich 1 bis 3 Prozent. Bei extremer Hitze kann er um bis zu 7,5 Prozent geringer sein. 

Da die Flugzeuge länger brauchen, um abzuheben, fliegen sie länger tiefer und dadurch ist der Lärm länger zu hören. „Ohne Maßnahmen gegen Treibhausgasemissionen wird es aufgrund steigender Temperaturen schwieriger werden, das Problem des Flughafenlärms in den Griff zu bekommen, selbst wenn die Triebwerkstechnologie weiter voranschreitet“, so Williams.

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Wie die Studie durchgeführt wurde 

Fluglärm ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch krank machen. Beispielsweise kann er zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erhöhtem Blutdruck führen. Für die Studie haben die Autoren den Lärmpegel an 30 Flughäfen in Europa prognostiziert. Dazu gehören Flughäfen in London oder Madrid. 

Um die Lärmbelastung zu untersuchen, verwendeten sie 10 verschiedene Klimamodelle und 3 verschiedene Klimaszenarien und fokussierten sich auf den 50-Dezibel-Pegel - jene Grenze an Lärm, die als besonders störend empfunden wird. Sie untersuchten, wie sich der Klimawandel auf den Steigwinkel des Airbus A320 auswirkt. Dabei handelt es sich um eines der am häufigsten genutzten Kurzstreckenflugzeuge. Fortschritte, wie leiser werdende Motoren, wurden in der Studie nicht berücksichtigt. 

„Neben vermehrten Turbulenzen und häufigeren Überschwemmungen von Flughäfen können wir nun auch lautere Flüge zu der wachsenden Liste der Auswirkungen des Klimawandels auf die Luftfahrt hinzufügen“, heißt es von Mitautor Paul Williams. Vor allem jene Personen, die in der Nähe von Flughäfen leben, werden diese Änderungen am stärksten wahrnehmen. 

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Sandra Czadul

Begeistert von Wissenschaft und stets auf der Suche nach Ideen, die uns voranbringen.

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