Flugzeug vor einer Gewitterwolke.

Flugzeug vor einer Gewitterwolke.

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Wieso Flugturbulenzen häufiger und schlimmer werden

2024 starb der Brite Geoff Kitchen auf einem Flug von London nach Singapur an einem Herzinfarkt. Schuld sollen die Turbulenzen gewesen sein, die plötzlich über Myanmar auftaten. Das Flugzeug musste notlanden, 104 Passagiere wurden in ein Spital in Bangkok gebracht.

Todesfälle durch Flugzeugturbulenzen sind äußerst selten, seit 1981 kamen dabei laut BBC 4 Personen ums Leben. Verletzungen sind hingegen häufig - und dürften laut Experten noch häufiger werden. Denn durch die Erderwärmung verändern sich die atmosphärischen Bedingungen. Änderungen der Windmuster in der Atmosphäre werden häufiger und auch intensiver.

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Turbulenzen könnten sich verdreifachen

"Wir können davon ausgehen, dass sich die Zahl der schweren Turbulenzen in den nächsten Jahrzehnten weltweit verdoppeln oder verdreifachen wird", sagt Professor Paul Williams, Atmosphärenforscher an der University of Reading.

Von schweren Turbulenzen spricht man, wenn durch die Auf- und Abbewegungen des Flugzeugs eine Kraft von mindestens 1,5g auf die Passagiere ausgeübt wird, also dem Anderthalbfachen der Erdanziehungskraft. Damit wirken auf eine 80 Kilogramm schwere Person plötzlich 120 Kilogramm - genug, um sie zum Beispiel aus dem Sitz zu heben.

Schätzungen zufolge gibt es pro Jahr etwa 5.000 solcher Vorfälle, bei mehr als 35 Millionen Flügen. Die Chance, schwere Turbulenzen zu erfahren, ist also sehr gering. Doch manche Strecken sind stärker betroffen als andere. Bei Flügen über den Nordatlantik nahmen schwere Turbulenzen in den vergangenen 40 Jahren um 55 Prozent zu, und auch auf anderen Routen soll die Häufigkeit in den nächsten Jahren steigen.

Warum Turbulenzen entstehen

Es gibt 3 Hauptursachen, die schwere Turbulenzen auslösen können: Wolken und Gewitter, Luftstromveränderungen rund um Gebirge und Änderungen in Windrichtung und -geschwindigkeit. Während die ersten 2 Ursachen vermeidbar sind, sind plötzliche Windänderungen unvorhersehbar.

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Durch die Erderwärmung steigt allerdings die Gefahr von allen 3 Ursachen. Dadurch, dass insgesamt mehr Energie in der Atmosphäre ist, werden auch die Unwetterphänomene stärker. Laut einer 2014 veröffentlichten Studie steigt etwa, dass bei einem Anstieg der globalen Temperatur um 1 Grad Celsius die Blitzdichte um 12 Prozent steigt. Unwetterzellen werden größer und können nicht mehr so leicht umflogen werden.

Auch Änderungen der Winde in der Atmosphäre können häufiger werden. Grund dafür sind Veränderungen im Jetstream, den schnellen Winden in einer Höhe von knapp 10 Kilometern. Diese Änderungen werden ebenfalls durch die Erderwärmung ausgelöst.

Turbulenzen verursachen Kosten

Flugzeuge sind zwar so gebaut, dass sie Turbulenzen meistens ohne Probleme durchfliegen könne, nach besonders schweren Fällen müssen die Maschinen allerdings überprüft und gewartet werden. Das kostet Zeit und Geld. Durch das Umfliegen möglicher Turbulenzen wie etwa Gewitterzellen können auch Verspätungen entstehen, die wiederum zu Entschädigungszahlungen an Passagiere führen können. Auch hier entstehen Kosten für die Fluggesellschaften.

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Turbulenzen möglichst zu früh zu erkennen, ist nicht nur sicherer für die Passagiere, sondern spart auch Geld. Mittlerweile lassen sich auch Windänderungen mit einer Genauigkeit von 75 Prozent vorhersagen, Wetterradare werden immer genauer und manche Fluggesellschaften schränken das Verletzungsrisiko auch mit unkonventionellen Methoden ein. Korean Airlines serviert seit vergangenem Jahr etwa keine Nudeln mehr in der Economy-Klasse, da das Risiko von Verbrennungen durch die Turbulenzen so stark angestiegen ist.

Technische Innovation aus Österreich

Eine technische Innovation aus Österreich soll ebenso helfen, Turbulenzen zu reduzieren - zumindest bei Kleinflugzeugen. Das Unternehmen Turbulence Solutions bringt dafür Sensoren an der Maschine an, die Turbulenzen erkennen, noch bevor sie auf den Flügel treffen. Eine Regelungstechnik passt dann die Steuerung automatisch an, um den Turbulenzen entgegenzuwirken.

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